Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
Vom Netzwerk:
nicht zu verfehlendes Ziel.
    Andererseits: Wenn die Männer auf sie schossen, würde sie in den Schacht stürzen und das Buch mit ihr. Wenn der Schacht in einen Hauptabwasserkanal mündete, würde die kostbare Beute vermutlich weggespült werden. Vielleicht hielt das die Verfolger ja davon ab, sie zu töten.
    Vielleicht …
    Bei jeder Bewegung keuchte sie jetzt, ihre Panik nahm zu. Ein sengender Schmerz flammte in ihrer Schulter auf, denn der Messingrahmen drückte sich in die Muskelstränge. Noch ein Meter, noch sechzig Zentimeter … Das Stiefelgepolter im Tunnel kam immer näher.
    Aus einem Auslass an der Decke ergoss sich stinkendes Wasser, das ihr Haar und ihre Kleidung durchnässte. Das Rohr fühlte sich glitschig an. Nina spürte, wie das Buch sich verlagerte, diesmal drohte es nach hinten zu rutschen. Sie presste die Wange dagegen, versuchte es festzuhalten, doch es näherte sich stetig dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab.
    Nur noch etwas weniger als dreißig Zentimeter. Sie hatte es beinahe geschafft – da kippte das Buch. Erst spürte sie das Leder an ihrem Gesicht entlanggleiten, dann den kalten Metallrahmen.
    Und weg war es.
    Gerade als Nina mit ihrer Rechten das obere Ende des Rohres berührte und ihre Finger sich um die Wandbefestigung schlossen, straffte sich die Kette, und der Ruck riss ihre Linke vom Rohr.
    Sie schaffte es gerade noch, sich an der Befestigung festzuhalten. Einen Aufschrei unterdrückend, streckte Nina das eine Bein aus und fand mit der Schuhkappe Halt am Rand des niedrigen Tunnels. Das Buch schwang unter ihr hin und her wie ein Pendel. Als es mit Wucht gegen die Schachtwand prallte, brach die Schließe. Mit schmerzenden Muskeln zog sie sich auf den festen Boden des Tunneleingangs hoch und zerrte das Buch mit sich.
    Einer der Verfolger tauchte im gegenüberliegenden Gang auf, hob die Waffe und drückte ab.
    Klick .
    Nina hielt den Atem an. Doch nichts geschah. Der Asiate versuchte es erneut, dann nahm er das Magazin heraus, begutachtete es und fluchte. Keine Munition mehr.
    Hinter ihm tauchte der Mann mit dem Pferdeschwanz auf. Er bellte einen Befehl, worauf der Unglücksvogel ihn skeptisch musterte. Dann griff er nach dem Deckenrohr.
    Nina wandte sich ab und rannte los. Der Mann schwang sich über den Schacht hinaus – da löste sich das Ende des Rohrs von der Wand.
    Mit einem durchdringenden Schrei fiel der Mann in den Schacht und verschwand in der Dunkelheit. Das Rohr löste sich auch an der anderen Seite und stürzte ihm mit Getöse hinterher. Der klatschende Aufprall ließ länger auf sich warten, als Nina erwartet hatte.
    Sie blickte sich zu dem Mann mit dem Pferdeschwanz um, der eher verärgert als bestürzt über den Tod seines Begleiters wirkte. Ihre Blicke trafen sich. Offenbar war auch ihm die Munition ausgegangen. Da er keine Möglichkeit hatte, den Schacht zu überqueren, war die Jagd vorbei.
    »Grüß die anderen Zombies von mir!«, rief Nina, klappte das Buch zu und eilte in den Gang.
    Sie war nicht mehr als drei Meter weit gekommen, als sie hinter sich ein Geräusch hörte. Als Nina über die Schulter blickte, traute sie ihren Augen kaum: Ihr Verfolger sprang über den Schacht, seine Jacke bauschte sich wie ein Cape. Mit ausgestreckten Armen prallte er gegen die Tunneleinfassung. Er knurrte vor Schmerz, bekam aber den Metallrahmen zu fassen und zog sich hoch.
    »Oh, Mist !« In panischer Angst rannte Nina weiter. Die trüben Glühbirnen flogen nur so an ihr vorbei. Dieser Gang war zwar enger als der vorherige, aber wenigstens trocken, außerdem hörte sie von ferne ein wohlvertrautes Geräusch – das Rumpeln und Klirren eines Zuges. Sie gelangte zurück zu den U-Bahn-Tunneln.
    Vor ihr wurde es heller, die Betonwände warfen das bläulich weiße Neonlicht der Deckenröhren zurück. Nina gelangte in einen rechteckigen Raum, von dem mehrere Tunnel abgingen. Nach der Dunkelheit im Gang war sie geblendet, erkannte jedoch trotzdem nackte Wände, Wartungszugänge der U-Bahn – und einen offenen Fahrstuhl.
    Nina warf sich in die beengte Kabine und hämmerte auf den obersten Knopf des Bedienfelds. Es tat sich jedoch nichts – die Doppeltür schloss sich nicht. Als ihr nach einer Weile klar wurde, dass sie die altmodische Tür selbst schließen musste, packte Nina die Handgriffe der beiden Türhälften und zog sie beherzt zusammen. Das Gitterwerk entfaltete sich ziehharmonikaartig.
    Keine Sekunde zu früh, wie sich herausstellte: Fang stürmte aus dem Tunnel

Weitere Kostenlose Bücher