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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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flogen umher, eine tanzende orangefarbene Straßensperre. Er warf einen Blick über die Schulter. Das sollte den Verfolger eigentlich aufhalten – dachte er zumindest. Doch das Lächeln gefror ihm im Gesicht, als er sah, wie der Fahrer die ersten Basketbälle geschickt umfuhr und dann dem Hindernis endgültig auswich, indem er in das Sportgeschäft hineinlenkte. Chase blickte wieder nach vorn und begriff, dass er einen Fehler gemacht hatte – der Laden war ein Eckgeschäft, was bedeutete, dass der Motorradfahrer ihnen den Weg abschneiden konnte …
    Es sei denn, er schüttelte ihn endgültig ab.
    Chase riss im Vorbeifahren vom letzten Ständer einen der großen Golfschirme ab, dann bremste er heftig und schlitterte um die Ecke. Der Motoradfahrer raste mitten durch den Laden. Die beiden Zweiräder würden jeden Moment aufeinandertreffen.
    Chase beschleunigte wieder und gab mit einer Hand Gas, während er mit der anderen den Schirm wie ein Schwert schwang. Er war eine jämmerliche Waffe, und der heranrasende Motorradfahrer sah das offenbar auch so, denn er grinste spöttisch. Er schoss neben Chase und Sophia aus dem Laden hervor und hob die Pistole, da holte Chase mit dem Schirm aus. Dabei zielte er nicht auf den Mann, sondern auf das Vorderrad.
    Der Schirm schnellte vor und krachte gegen die Speichen. Er verbog sich – doch er brach nicht. Das Rad des Motorrades hingegen blockierte, die Maschine stieg hinten hoch und schleuderte den Fahrer in die Luft, als dieser feuerte. Er schoss über das Balkongeländer hinweg und stürzte schreiend ins Atrium hinunter, durchschlug dabei eine Lampeninstallation, die in einem Funkenschauer explodierte, und machte einen Handyladen im Erdgeschoss dem Erdboden gleich.
    »Jackie Chan würde vor Neid erblassen«, sagte Chase, das Bild der Zerstörung zufrieden betrachtend.
    »Du warst schon immer ein Meister der Improvisation, nicht wahr?«, bemerkte Sophia.
    »Das geht schneller, als einen Plan auszuarbeiten«, erwiderte er. »Okay, wo ist der Ausgang?«
    Sophia orientierte sich an den Hinweisschildern und dirigierte ihn durch die Mall. Endlich reagierte auch das Sicherheitspersonal auf das Chaos und versuchte, die Türen zu schließen, um dem Moped den Ausgang zu versperren. Chase feuerte einen Schuss an die Decke, worauf die Wachmänner sich besannen und in Deckung gingen, während er an ihnen vorbeiraste und auf die Straße hinausfuhr.
    Er hatte eine recht gute Vorstellung davon, wo sie sich befanden – Mei war auf dem Weg vom Bahnhof zum Grand Theatre durch diesen Stadtteil gefahren. Bis dorthin war es nicht weit. Die Straße war überwiegend von Wohnblöcken gesäumt. Er bog auf eine breitere Straße ein …
    Knatternder Lärm von oben, dann wurden sie in ein blendend helles weißes Licht gehüllt. Der Scheinwerfer eines Helikopters hatte sie erfasst.
    »Ist das die Polizei?«, schrie Chase über die Schulter, um den Lärm zu übertönen. Der Helikopter näherte sich im Tiefflug über die Straße, der Luftschwall der Rotoren peitschte ihnen um die Ohren.
    »Noch schlimmer!«, rief Sophia. »Das ist mein Mann!«
    »Chase!«, dröhnte Yuens verstärkte, widerhallende Stimme aus einem Lautsprecher. »Halten Sie sofort an und geben Sie meine Frau frei!«
    »Bist du dazu bereit?«, fragte Chase.
    Sophia schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht.« Er sauste konzentriert durch den dichten Verkehr, zwängte sich durch jede sich bietende Lücke, doch der Scheinwerfer folgte ihnen wie der Zeigefinger Gottes.
    »Chase! Das ist meine letzte Warnung! Halten Sie sofort an!«, dröhnte Yuen.
    »Weiterfahren«, brüllte Sophia Chase ins Ohr. »Wir sind fast da! Außerdem sitzt er im Helikopter – was kann er da schon ausrichten?«
    Die Antwort sollten sie früher erhalten, als ihnen lieb war: Der Hubschrauber ging noch tiefer und flog nun knapp über Straßenlaternen und Telefonkabeln. Der gleißende Scheinwerfer leuchtete ihnen ins Gesicht.
    Chase kniff die Augen zusammen und wich dem Heck eines scharf abbremsenden Wagens aus, dessen Fahrer ebenfalls geblendet war. Er ahnte, was Yuen vorhatte – der Hubschrauber war unterwegs zum Bahnhofsvorplatz, entweder um ihnen im Schwebeflug den Weg zu versperren oder um weitere Bewaffnete abzusetzen.
    Ringsumher bremsten Fahrzeuge, deren Fahrer geblendet waren, mit quietschenden Reifen. Das Motorengedröhn des Helikopters wurde untermalt vom scheppernden Krachen der Kollisionen. Das Hupkonzert, als der Verkehr zum Stillstand kam, war

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