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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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»Wann?«
    »Das ist doch egal. Jetzt ist er jedenfalls tot. Aber er hat mir gesagt, es wäre nichts zwischen euch gewesen, und ich habe ihm geglaubt.« Er sah ihr in die Augen. »Weshalb hast du mich angelogen, Sophia? Ich meine, ich wusste doch schon, dass du eine Affäre hattest. Weshalb hast du mir dann weismachen wollen, du hättest auch noch eine mit Jason? Mit einem meiner besten Freunde?«
    Sie nahm die Hand von seinem Arm und legte sie sich auf den Schoß. Beschämt sah sie darauf nieder, als sie mit leiser Stimme sprach. »Wie ich schon sagte – ich wollte dich verletzen. Jason hatte sich bereits abgesetzt, war übergelaufen oder was auch immer; er konnte mir jedenfalls nicht widersprechen. Und da … hab ich eben gelogen. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan, aber ich kann’s nicht mehr ändern. Entschuldige, Eddie.«
    Chase musterte sie schweigend und mit ausdrucksloser Miene. Nur in seinen Augen lag ein Anflug von Trauer. Dann wandte er sich ab und verstellte den Liegesitz. »Ich bin ziemlich groggy«, sagte er, um einen gleichgültigen Tonfall bemüht. »Bin viel geflogen in letzter Zeit. Hab ein bisschen Jetlag. Wir landen erst in vier Stunden, da werd ich mal ein Nickerchen machen.« Er drehte sich auf die Seite und zog die Sichtblende herunter.
    »Ist gut«, sagte Sophia leise. »Ich … ich lass dich schlafen.« Sie erhob sich und ging nach hinten.
    Ninas Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. Sie hatte keine Ahnung, was vorgefallen war, und wusste nicht, was sie von der Situation halten sollte.
    Etwa zehn Minuten später kam Sophia zu Ninas Überraschung mit zwei Drinks zurück und setzte sich neben sie.
    »Das ist nur Tonic«, erklärte Sophia und reichte ihr einen Becher. »Ich hab mir gedacht, Alkohol wär nicht gut für deine Arbeit.«
    »Danke«, sagte Nina und nahm den Becher entgegen.
    Sophia deutete mit dem Kinn auf den Hefter. »Hast du etwas Neues herausgefunden?«
    »Abgesehen von der Landkarte, nein. Und die bringt uns nicht weiter, solange die übrigen Seiten fehlen. Im Text gibt es zwar ein paar Sätze, die wahrscheinlich als Hinweise gemeint sind, aber bislang hab ich noch nicht herausbekommen, was sie bedeuten.«
    »Vielleicht kann ich dir helfen?«
    Nina musterte sie skeptisch. »Kannst du denn Altgriechisch?«
    »Wie ich auf der Party schon sagte, ist das nicht gerade meine Stärke«, erwiderte Sophia mit schwachem Lächeln. »Aber Alte Geschichte ist mein Hobby, Indiana Jones sei Dank. In meiner Jugend habe ich meinen Vater beschwatzt, dass er mich zu den wichtigsten archäologischen Fundstätten reisen lässt. Dort habe ich dann immer nach allen möglichen Rätseln gesucht; angefangen von Salomons Schatzkammern bis zum Garten Eden!«
    »Also, für mich ist Alte Geschichte mehr als ein Hobby«, sagte Nina und bemühte sich, nicht allzu verkniffen zu klingen. »Sie ist mein Beruf, so wie es für meine Eltern ein Beruf war. Alte Geschichte ist meine Arbeit !«
    »Das verstehe ich. Aber wie ich schon sagte, ich bin nicht ganz unbeleckt. Platos Dialoge waren in Cambridge natürlich Unterrichtsstoff.«
    »Natürlich«, erwiderte Nina steif.
    »Es ist faszinierend, einen Blick auf einen erst kürzlich entdeckten Text werfen zu können. Also, was hast du herausgefunden?«
    Widerwillig blätterte Nina zu der betreffenden Seite vor. »In dem Satz, der mir besonders aufgefallen ist, spricht Hermokrates. Weiter vorn erwähnt Kritias das Grab des Herkules und weist auf die Landkarte hin – er spricht davon, dass man die Wegrichtung finden kann, indem man eine leere Seite der Sonne zuwendet. Hier ist eine weitere interessante Zeile: ›In diesen Worten durchleben wir erneut die Prüfungen des Herakles; so wie das wundersam sich rötende Glas Ägyptens die Welt in verblüffend neuer Gestalt zeigt, liegen den Worten unseres Freundes Hermokrates verborgene Worte zugrunde, welche den sicheren Weg wie durch die Unterwelt weisen.‹ Was an und für sich nicht sonderlich bemerkenswert ist, doch im Zusammenhang kommt es mir irgendwie unpassend vor. Dass Plato Kritias das Grab vorweg ausdrücklich erwähnen lässt, scheint mir darauf hinzudeuten, dass es sich um einen weiteren Hinweis handelt.«
    »Aber worauf? Wenn die Landkarte bereits entdeckt wurde …?«
    »Ich weiß nicht.« Nina blätterte zu einem Hochglanzfoto der zusammengesetzten Landkarte weiter. Sie tippte auf das Zeichen am Ende des Wegs. »Da steckt eindeutig noch mehr dahinter. Vielleicht muss man zusätzlich noch

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