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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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brauchte Gewissheit. »Wie Elizabeth schon fragte: Was befindet sich in der Lade? Die Tafeln mit den zehn Geboten? Dieselben, die Moses vom Berg getragen hat?«
    Nathan dachte, hoffte vielleicht sogar, es würde sich lachhaft anhören, wenn er es laut aussprach. Was es nicht tat, nicht für ihn, nicht in diesem Augenblick.
    Vielleicht legte ihm Gott Akzeptanz ins Herz. Oder vielleicht war er es bloß leid, gegen all die Verwirrung anzukämpfen. Es schien an der Zeit, selbst verrückt zu werden und dem Wahn freien Lauf zu lassen.
    Tarretti bewegte sich auf den Altar zu, berührte ihn jedoch nicht. Elizabeth leuchtete auf eine Stelle an seiner Jacke. »Ich dachte, ich hätte da etwas gespürt, als sie auf mir gelandet sind. Was haben Sie in der vorderen Tasche, Tarretti?«
    Der Friedhofswärter legte eine Hand auf die Jackentasche und seufzte wie jemand, der etwas gegessen hatte, das ihm nicht bekam: »Eine Pistole, Miss O‘Brien.«
    Sowohl Nathan als auch Elizabeth versteiften sich.
    »Bitte«, fuhr Tarretti beschwichtigend fort. »Ich werde Sie nicht erschießen. Ich dachte mir schon, dass es Ihnen nicht behagen würde, dass ich bewaffnet bin. Aber glauben Sie mir, das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme zu unserem Schutz.« Er wandte sich Nathan zu. »Herr Pastor, ich habe das starke Gefühl, dass die Zeit knapp wird, und ich muss Ihnen noch etwas sagen.«
    Einem leisen, dumpfen Laut hinter ihnen folgte eine Männerstimme. »Bitte, nicht bewegen, andernfalls bin ich gezwungen zu schießen.«
    Die Worte erklangen als tonloser Monolog. Die Überraschung und der Schreck über den Neuankömmling waren so groß, dass niemand sich von der Stelle rührte. Sie drehten sich auf dem staubigen Boden lediglich um und schauten zur Leiter.
    Noch bevor Elizabeth die Taschenlampe hinschwenkte, wusste Nathan, wem die Stimme gehörte. Am Fuß der Leiter stand Josh Everson mit einer kleinen, schwarzen Pistole, die er mit ruhigem, selbstsicherem Griff in der Hand hielt, obwohl Nathan sich nicht erinnern konnte, seinen Freund je mit einer Waffe gesehen zu haben.
    Josh starrte mit kummervollen Augen geradeaus, beinah mit dem Blick eines Schlafwandlers. Er richtete die Pistole auf Elizabeth. »Bitte nimm sofort das Licht weg.« Bei den Worten kroch ein drängender Tonfall in seine Stimme. Alle im Raum gelangten zum selben Schluss: Er war im Begriff, jemanden zu erschießen. Elizabeth senkte den Strahl der Taschenlampe auf eine Stelle am Boden zwischen ihr und Nathan. Josh befand sich kaum zwei Meter von ihm entfernt, die jedoch wie hundert Meilen wirkten. Das konnte nicht Josh sein. Zu akzeptieren, dass er in diese Sache verstrickt war, schien einfach zu viel.
    Andererseits hatte Nathan auch nichts von Joshs und Elizabeths Beziehung gewusst. Ebenso wenig von diesem ... Ding, das in seiner Heimatstadt vergraben lag. Nein, sein bester Freund würde Elizabeth nicht erschießen.
    »Josh«, sagte er fast traurig. Mit einer ruckartigen Bewegung drehte ihm Josh den Kopf zu. Nathan fuhr fort: »Josh, was ist denn los? Ich bin‘s, Nate. Und Elizabeth.«
    Wie ein Roboter wandte Josh ihr den Kopf zu. Soweit es sich im Staub verhangenen Licht erkennen ließ, trat keinerlei Erkennen in seine Züge.
    Ein plötzliches Ratsch! ertönte von der anderen Seite des kleinen Raumes – Tarretti hatte den Klettverschluss der Jackentasche aufgerissen und griff hinein.
    Josh zielte mit der Pistole auf die Brust des Friedhofswärters und zögerte keine Sekunde, als er den Abzug drückte. Ein Knall und ein greller, blauweißer Blitz explodierten. Nathan riss die Hände an die Ohren und spürte, wie der Widerhall des Schusses schmerzlich durch seinen Kopf vibrierte. Elizabeth streckte die Hand nach ihm aus und zerrte ihn zu Boden.
    Josh feuerte die Pistole nicht erneut ab.
    »Vincent?«, flüsterte Elizabeth. Der Umstand, dass sie seinen Vornamen verwendete, noch dazu so zaghaft, erfüllte Nathan mit einer grauenhaften Vorahnung. Angesichts der Plötzlichkeit der sich überschlagenden Ereignisse hatte er noch gar nicht richtig registriert gehabt, dass Josh tatsächlich auf den Friedhofswärter geschossen hatte.
    »Tarretti? Vince, sind Sie in Ordnung?«, fragte er nun selbst. Er verspürte den Drang, Josh zu fragen, weshalb er das getan hatte, wollte jedoch die Aufmerksamkeit seines Freundes nicht auf sich und Elizabeth ziehen.
    Elizabeth richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Stelle, an der Tarretti gestanden hatte.
    Vincent Tarretti rutschte die Wand entlang

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