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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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verlassen. Eine Weile hatte er von Tag zu Tag gelebt, was sich jedoch bald wie von Tag zu Tag sterben angefühlt hatte. Die Korinthenkacker im Arbeitsamt hatten seine Arbeitslosenunterstützung aufgrund seines launenhaften Beschäftigungsverlaufs drastisch gekürzt. Seine Möglichkeiten hatten sich rasch geschmälert.
    Wenigstens war die Flut der Briefe verebbt, in denen er dazu aufgefordert wurde, Unterhalt für seinen Sohn und seine Tochter zu zahlen. Für gewöhnlich waren die Schreiben von jemandem gekommen, der behauptete, Anwalt zu sein (obwohl Manny überzeugt davon war, dass es sich lediglich um einen Arbeitskollegen von Melissa handelte, der sich als solcher ausgab). Mittlerweile trudelten nur noch gelegentlich ein paar Zeilen ein, in denen seine Exfrau ihrer Abscheu darüber Luft machte, wie gleichgültig ihm seine Kinder wären. Sie war Buchhalterin und verdiente reichlich Geld. Einmal hatte Manny tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, sich selbst einen Anwalt zu suchen und sie auf Unterhalt zu verklagen. Aber Anwälte kosteten Geld, und das war bei Manny Mangelware.
    Was die Kinder anging, hatte es nie auf seiner Liste großer Ziele gestanden, Vater zu werden. Es war in Ordnung gewesen, so lange ihre Ehe gedauert hatte, aber nun, da er frei war, konnte Melissa die Kopfschmerzen ruhig behalten. Vielleicht würde er sich in ein, zwei Jahrzehnten wieder blicken lassen, wenn Enkelkinder ins Spiel kämen. Er hatte gehört, dass Enkelkinder weit weniger Arbeit bedeuteten.
    Dann war Manny während eines seiner seltenen Biereinkäufe im Greedy Grocer Peter Quinn über den Weg gelaufen. Manny war nie wirklich ein Trinker gewesen, zumal er tunlichst darauf achtete, keine Gewohnheiten anzunehmen, die zusätzlich Geld aus dem kahlen Schrankfach abzogen, das ihm neuerdings als Bankkonto diente. Dennoch genehmigte er sich ab und an einen Zwölferpack Budweiser und lieh sich ein paar Filme aus.
    Als Quinn ihn vor dem Laden angesprochen hatte, war Mannys erste Vermutung gewesen, dass der Typ homosexuell wäre und ein Auge auf ihn geworfen hätte. Manny hatte sich entschuldigt und war zu seinem Wagen gegangen, aber Quinn war ihm gefolgt. Er hatte Manny gefragt, ob er einen Job brauchte. Regelmäßige Arbeit, nicht besonders schwierig, gut bezahlt.
    Es hatte sich zu gut angehört, um wahr zu sein, doch Quinn hatte nicht gelogen. Die Arbeit war tatsächlich einfach, und Manny kassierte dafür doppelt so viel wie je zuvor für einen Job. Obendrein bekam er alles unter dem Tisch zugeschoben. Vater Staat und Melissa konnten auf keinen Cent Anspruch erheben. Alles, was Manny zu tun brauchte, war nicht zu grinsen, wenn Quinn einen Sprechgesang anstimmte, um den Teufel zu beschwören, oder von einem wertvollen Schatz schwafelte, der angeblich in der Stadt vergraben lag. Der Bursche hatte einen schweren Dachschaden, daran bestand kein Zweifel. Aber er musste reich sein oder irgendwie mit dem Mob in Verbindung stehen, denn die Bezahlung erfolgte pünktlich jede Woche in harter Währung. Von irgendwoher musste das Geld schließlich stammen. Quinn rief oft jemanden in Chicago an. Vermutlich gehörte er eher der Mafia als einem dreitausend Jahre alten Kult an. So oder so, Quinn und seine Spießgesellen befanden sich auf einer modernen Schatzjagd, nicht mehr und nicht weniger.
    Für Manny spielte es keine Rolle. Solange die Kohle stimmte und er nicht eines Tages mit einem Pferdekopf neben sich im Bett aufwachte, saß er gerne im Wald und starrte gelangweilt die ganze Nacht auf ein dunkles Haus. Allerdings wäre die Observation nicht halb so eintönig, wenn er etwas lesen könnte. Nur hatte der Boss ausdrücklich gesagt, dass er keinerlei Licht anmachen dürfte, und Quinn besaß die unheimliche Gabe zu wissen, wann er belogen wurde. Also saß Manny einfach im Wagen und schenkte sich gelegentlich Kaffee aus seiner Thermoskanne ein, wenn ihm die Augen zu lang am Stück zufielen. Was sie gerade zu tun drohten.
    Sein Telefon vibrierte an seiner Hüfte. Gott sei Dank , dachte er. Ablenkung .
    Er zog das Mobiltelefon aus der Gürteltasche. »Manny Paulson.«
    Quinn flüsterte so leise, dass seine Stimme kaum zu hören war. »Wo sind Sie, Paulson?«
    »Am üblichen Platz. Hat sich nichts getan.«
    Eine kurze Pause folgte, dann: »Offensichtlich. Allerdings sind Tarretti, Pastor Dinneck und seine Freundin gerade hier auf dem Friedhof an der Greenwood Street, Sie blinder, nutzloser ...« Quinn setzte ab und stieß langsam den Atem aus, bevor er

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