Das Grab des Salomon
fortfuhr. »Kommen Sie sofort her, und zwar leise und unauffällig. Erinnern Sie sich, wo das Grab ist?«
»Ziemlich sicher, ja. Und hören Sie, ich schwöre Ihnen, ich habe nicht gesehen, wie –«
Doch die Verbindung war bereits unterbrochen worden. Fluchend ließ Manny den Wagen an.
Quinn steckte das Telefon in die Tasche, dann hob er mit dem Taschentuch die Pistole auf. Es handelte sich um eine halb automatische 9mm-Waffe desselben Typs, wie sie Vincent Tarretti bei sich trug, wenngleich Quinn das nicht wusste. Die Kugeln waren klein, aber wirkungsvoll.
»Mr. Everson«, sagte er.
Josh sah ihn an. »Ja?«
Quinn vergewisserte sich, dass die Pistole gesichert war, zumindest so lange, bis er wusste, wie der Bursche damit umging, dann reichte er Everson die Waffe. Bevor er den Jungen in die Grabstätte hinunterschickte, würde er die Sicherung lösen. »Nehmen Sie das und folgen Sie mir. Sie müssen etwas für mich erledigen. Es ist sehr wichtig, und Sie werden es unbedingt tun wollen.« Damit stand er auf. Der junge Mann tat es ihm gleich. Quinn ergriff die batteriebetriebene Lampe, die er aus dem Wagen mitgenommen hatte, schaltete sie aber nicht ein.
Dann führte er Everson aus dem Wald zum Friedhof und achtete darauf, leicht seitlich vor ihm zu bleiben, falls Everson stolperte. Ob die Waffe gesichert war oder nicht, Quinn wollte nicht riskieren, versehentlich eine Kugel in den Rücken zu bekommen. Als sie sich dem Grab näherten, drangen die Stimmen, die verstummt waren, nachdem das Trio außer Sicht geraten war, wieder zu ihm. Außerdem konnte er vereinzelt den Schein der Taschenlampe sehen. Er nahm die Mütze ab, steckte sie in die Gesäßtasche und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, um es einigermaßen zu ordnen.
Quinn zwang sich, ruhig zu atmen und den Verstand zu leeren. Er war dem Ziel so nah, aber noch nicht dort. Im Flüsterton verwendete er die Hypnosestimme, um Josh Everson mitzuteilen, was er zu tun hatte.
Kapitel Vierundfünfzig
Der Raum insgesamt war kaum doppelt so groß wie der Bereich, in dem sie gerade standen. Einrichtung gab es keine, nur eine große, waagerechte Betonplatte, die auf zwei gleichartigen senkrechten Platten ruhte. Die Anordnung erinnerte Elizabeth unangenehm an einen Altar. Ein Großteil der Kammer lag unter dem Sockel der Engelsstatuen. Zu beiden Seiten des Betonaltars erstreckten sich vom Boden bis zur Decke zwei zylindrische Stützen wie jene, die sie in ihrem Keller hatte.
Was jedoch ihre Aufmerksamkeit fesselte, war das, was sich auf der Betonplatte befand.
Die Goldverzierungen der Lade funkelten im Strahl der Taschenlampe wie frisch poliert. Der Staub, der sonst jeden Winkel der Kammer bedeckte, schien sie nicht zu berühren. Es handelte sich um eine Truhe mit aufwändigen Goldmustern aus vielgesichtigen Figuren entlang der Zierseiten. Auch der Deckel wies entlang der Ränder Gold auf, jedoch in Form einer schlichten Leiste. Wieder musste Elizabeth an die Truhe in der Dachkammer ihrer Großmutter denken. Die Kiste war höchstens einen Meter breit und rechteckig, viel kleiner als auf den Bildern, die sie aus ihren alten Sonntagsschulbüchern kannte. Sie vermeinte, sich zu erinnern, dass sich etwas auf dem Deckel befinden sollte, Statuen oder ähnliches Zierwerk. Das Wort »Thron« kam ihr in den Sinn, wenngleich sie nicht wusste, weshalb. Insgesamt wirkte das Gebilde zu klein. Dann begriff sie etwas; sie war nicht sicher, was es war, aber plötzlich schienen die Größe und Einzelheiten der Lade nicht mehr falsch. Sie sah einfach anderes aus, als Elisabeth sie sich vorgestellt hatte.
Das Gold widerspiegelte mehr Licht, als von der Taschenlampe stammen konnte. Und dennoch – als sie den Strahl versuchsweise senkte, sah sie in jenem Teil der Kammer eine andere Lichtquelle. Mit der freien Hand kratzte sie sich im Nacken. Die Luft fühlte sich ... knisternd an, als wäre sie erfüllt von statischer Elektrizität.
Krieg dich wieder ein , dachte sie und versuchte, die Fassung wieder zu erlangen. Das ist bloß eine hübsch gestaltete Kiste, sonst nichts.
Nathan dachte offenbar anders. Langsam sank er mit einer Miene der Verwunderung und Ehrfurcht auf ein Knie.
»Wie kann das sein? Wie um alles in der Welt kann das sein?«
Tarretti zuckte mit den Schultern. »Es ist Gottes Wille, dass die Bundeslade niemand anderem als seinen Gläubigen in die Hände fällt. Der Kampf darum tobt schon lange. Über die Hintergründe wissen wir nicht mehr, als ich bereits erklärt
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