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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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ihr?
    Sie drehte langsam den Kopf in Richtung der Stimme.
    Da war er, immer noch bei ihr, mit einem verängstigten Blick im Gesicht. Verängstigt, weil sie sich in einer unterirdischen Gruft befanden und Josh gerade jemanden erschossen hatte. Nein, nein, nein . Elizabeth begann zu zittern. Ein Schluchzen stieg ihr in die Kehle, verfing sich darin, verfestigte sich, versuchte, als Stöhnen, als Schrei aus ihr hervorzudringen. Als sie sich umdrehte, verlagerte sich die Dunkelheit und gab Nates Züge preis. Er begann zu verblassen. Nein, er verblasst nicht. Und mir fehlt nichts. Alles in Ordnung, es gibt bestimmt eine Erklärung.
    Mittlerweile hielt Nathan ihre Schultern. Sie erwartete, dass er sie schütteln und auffordern würde, sich zusammenzureißen, doch er tat es nicht. Stattdessen zog er sie in eine Umarmung, drückte sie fest an sich. Wie aus weiter Ferne hörte sie ihn sagen: »Erschieß sie, und du triffst uns beide.«
    Eine andere Stimme, die des Fremden. »Nicht schießen, Mr. Everson.«
    Everson , dachte Elizabeth. Josh Everson. Er hat den Friedhofswärter erschossen. Vincent Tarretti ist tot.
    Sie vergrub das Gesicht an Nathans Brust und spürte, wie der Schock angesichts der jüngsten Ereignisse etwas nachließ, sodass die Wirklichkeit ihrer Lage allmählich zu ihr durchdrang. Sie musste sich zusammenreißen, durfte nicht durchdrehen. Zwar ergab nichts einen Sinn, aber Nathan war hier und hielt sie fest. Und sie steckten in Schwierigkeiten.
    Gott, was hast du mir jetzt wieder angetan?
    Eine lange Weile schloss sie die Augen und drückte das Gesicht an Nathans weißes Hemd. Die Leiter knarrte, und eine dritte Stimme ertönte. Es war Zeit, in die reale, wenngleich völlig auf den Kopf gestellte Welt zurückzukehren. Elizabeth schaute auf.
    Das Licht wirkte intensiver, als sie es in Erinnerung hatte. Josh stand an derselben Stelle wie zuvor, die Pistole lose in der Hand, aber noch immer auf sie gerichtet. Auf dem Boden neben ihm stand eine Campinglampe aus Kunststoff mit zwei hellen Neonleuchten. Ihr Schein vertrieb jegliche zuvor vorhandenen Schatten. Ein Mann, den sie vage erkannte, vermutlich aus der Stadt, stand am Fuß der Leiter hinter Josh und redete in hastigen Worten mit einem anderen, weißhaarigen Kerl. Letzter war der Mann, der sich kurz zuvor dem Altar genähert hatte.
    Elizabeth zwang sich, nicht erneut an die gegenüberliegende Wand zu starren. Stattdessen sah sie ihrem Freund ins Gesicht. »Josh«, flüsterte sie. »Josh, was ist mit dir? Warum hast du das gemacht? Wer sind diese Leute? Warum hast du Tarretti erschossen?«
    Etwas veränderte sich in seinem Gesichtsausdruck. Die glasig ins Leere starrenden Augen weiteten sich. Er blinzelte. Einen Lidschlag lang glaubte Elizabeth, eine Grenze übertreten zu haben, versteifte sich und wartete darauf, dass er abdrückte. Sie starrte auf das Mündungsloch. Dann senkte sich die Pistole langsam.
    »Bitte, Miss«, sagte der Weißhaarige, entfernte sich vom Altar und ging auf Josh zu. »Reden Sie nicht mit dem Helfer. Mr. Everson, behalten Sie die beiden im Auge, und wenn sie etwas zu Ihnen sagen, hören Sie es nicht.«
    In Elizabeths Magen krümmte sich etwas. Als sie die Stimme des weißhaarigen Mannes hörte, wie er mit Josh redete, und die Macht in seiner Sprachmelodie spürte, flammte in ihrem Kopf nackte Angst auf. Der Mann mit dem weißen Schnurrbart kontrollierte Josh allein mit seiner Stimme dermaßen, dass er ihn dazu bringen konnte zu töten.
    Nein, das ergab keinen Sinn – jedenfalls nicht in ihrer Welt. Josh musste unter Drogen stehen. Aber es schwang Macht in der Stimme des Mannes mit. Elizabeth hatte sie gespürt . Als sie sah, wie Joshs Züge erschlafften und er die Pistole wieder auf sie richtete, wusste sie, dass es keine andere Erklärung gab. Obwohl etwas Derartiges unmöglich schien.
    Der Mann wandte sich ihr zu und lächelte.
    O Gott, hilf mir, bitte hilf mir . Ihrem Gebet fehlte jede Kraft; sie glaubte nicht an den Gott, den sie anrief.
    »Verraten Sie mir Ihren Namen, Miss.« Die Worte drangen wie eine Schlangenzunge aus seinem Mund, strömten ihr entgegen, umklammerten ihr Gesicht. Das Gefühl erwies sich als nicht unangenehm. Sie freute sich, dass sie ihm antworten konnte.
    »Elizabeth.« Sie sah, dass Nate sie anstarrte. Was hatte er für ein Problem?
    »Elizabeth, ich möchte, dass sie hierher kommen und sich neben Mr. Everson stellen.«
    »Gut.« Sie löst sich aus Nathans verwirrtem Griff.
    »Elizabeth, nicht.« Nathans

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