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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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es mühsam wirkte. Er vermutete, dass die Scharade ohnehin jeden Augenblick enden würde. Hatte Vincent Tarretti gewusst, dass die Lade nicht echt war? Wahrscheinlich. Der Mann hatte sich so überzeugt, über jeden Zweifel erhaben angehört. Nathan kam ein plötzlicher Gedanke, eine Erkenntnis ... Rasch verdrängte er sie aus dem Verstand. Erst musste er sich auf die Gegenwart konzentrieren. Vom Altar starrten ihn die Augen der Statue an, deren Bullenschädel abwechselnd klar umrissen und verschwommen wirkte, während der sich verdichtende Rauch des Räucherstäbchens daran vorüberzog.
    Nathan spürte, wie erneut ein irrationales Grauen einsetzte, als quoll es aus diesem Götzen und triebe wie Nebel den Boden entlang zu seinen Knien. Er stellte fest, dass er die Augen nicht von dem düsteren Tiergesicht mit seinem breiten, offenen Maul abwenden konnte. Seine Angst wuchs.
    Gott, hilf mir , begann er zu beten, bevor seine Gedanken umwölkt wurden. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Unwissentlich rettete ihn Quinn, indem er ihn hinten an der Jacke packte und zurückzog.
    »Bitte treten Sie zurück, Mr. Dinneck.« Nathan stolperte und wollte zu einem Schwinger ausholen, um den Mann davon abzuhalten, ihn zu berühren. Er wurde zehn Schritte zurückgezerrt. Als Quinn sich wieder neben ihn stellte, schimmerten sein weißes Haar und der weiße Schnurrbart rötlich im Kerzenlicht.
    »Es ist soweit«, flüsterte Quinn. »Muss ich Sie daran erinnern, sich nicht von der Stelle zu rühren?«
    Nathan erwiderte nichts. Sein Gegenüber näherte sich langsam der vermeintlichen Bundeslade und kniete sich davor. Dann stimmte Quinn einen Sprachgesang mit unsinnigen Worten an. Nathan fragte sich, ob es sich um eine richtige Sprache handelte oder nur um Kauderwelsch, der ihm dabei half, sich zu konzentrieren. Er hatte von solchen Dingen gehört. Selbst in der christlichen Gemeinschaft gab es angeblich Menschen, die »in Zungen« sprachen – Menschen, die sich so sehr in der Verzückung des Gebets verloren, dass sie unwillkürlich Laute von sich gaben, die nur für sie eine Bedeutung hatten.
    Allerdings betete dieser Mann nicht zu Gott, sondern zu einem Dämon aus dem Alten Testament, von dem gemeinhin angenommen wurde, dass er vor langer Zeit im Dunkel der Geschichte verschwunden war.
    Satan existierte von jeher und hatte im Verlauf der Jahrtausende unzählige Formen angenommen. Dies war nur eine von vielen.
    Der bedrückende Moder des Grauens im Raum steigerte sich zu fast physischen Ausmaßen. Elizabeth versuchte, neben ihn zu gelangen, doch Paulson hob die Hand und schüttelte den Kopf. Nathan fiel ein Detail auf, das sich unter Umständen noch als wichtig erweisen könnte. Keiner dieser Männer trug eine Schusswaffe, zumindest keine, die er sehen konnte. Bislang hatte Quinns Stimme als Waffe gereicht, zumal er damit die einzige Person kontrollierte, die tatsächlich bewaffnet war, nämlich Josh.
    Sollten je polizeiliche Mordermittlungen anlaufen, würden alle Beweise auf seinen Freund deuten.
    Nach ein paar Minuten beendete Quinn den Sprechgesang und erhob sich langsam über den von ihm erbeuteten Schatz. Eine lange Weile starrte er darauf – lange genug, um Nathan Sorgen zu bereiten. Er sah auf die Uhr. Erst halb zwölf. Dabei hatte er das Gefühl, bereits seit Stunden in Gefangenschaft zu sein. Er ließ den Blick durch den Raum wandern. Der Greedy Grocer am Ende der Einkaufsstraße schloss um zehn. War das nicht eigentlich Joshs Aufgabe? Wie dem auch sein mochte, wer immer an diesem Tag die Schicht übernommen hatte, würde bereits gegangen sein. Aber vermutlich besaß der Laden eine Alarmanlage. Nathan musste es irgendwie nach draußen schaffen und das Schaufenster einschlagen oder sonst etwas tun, um die Polizei herzulocken.
    Während Quinn beschäftigt war, könnte es ihm gelingen, Josh die Pistole zu entreißen, bevor Paulson die Chance hätte, ihn aufzuhalten.
    Nathan versteifte sich, bereitete sich darauf vor, auf seinen Freund loszustürzen, bevor Quinn erahnen konnte, was er vorhatte.
    »Mr. Everson, erschießen Sie jeden, der versucht, sich Ihnen zu nähern. Achten Sie darauf, in den Kopf zu schießen. Das ist effizienter.«
    Der innere Schwung, den Nathan aufgebaut hatte, schleuderte ihn beinahe trotzdem in Joshs Richtung. Sein Freund hatte die Waffe bereits angehoben und sie direkt auf Nathans Gesicht gerichtet. Und dennoch, wenn er sich zur Seite warf und ...
    »Oder besser noch, Mr. Everson«, fügte Quinn

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