Das Grab des Salomon
getrieben. Ihm war alles egal. Er hatte es satt, sich von diesem verirrten, geisteskranken Mann terrorisieren zu lassen. Sein Gelächter verflachte zu einem Kichern, und er richtete sich ebenfalls auf.
Was kommen würde, würde kommen, ob er über diesen Mann lachte oder nicht.
»Finden Sie irgendetwas lustig, Sie Jesus liebender Freak?«
Nathan holte tief Luft und zwang sich zu einem Lächeln, wenngleich es matt wirkte. »Sie«, antwortete er.
Der erste Schlag traf ihn an der linken Wange und sandte ihn zu Boden. Da er noch gefesselt war, fiel er hilflos auf die Seite und spürte, wie etwas in seiner rechten Schulter knackte. Benommen wurde er auf die Beine gehievt und erneut an dieselbe Stelle geschlagen. Diesmal hielt er sich aufrecht und versuchte, zu erkennen, aus welcher Richtung der nächste Hieb folgen würde. Doch bevor er klar sehen konnte, traf ihn etwas auf der anderen Gesichtsseite. Wieder stürzte er zu Boden. Ein heftiger Tritt in den Magen presste ihm die Luft aus den Lungen. Schützend zog er die Beine an, zu erpicht darauf, irgendwie Luft zu bekommen, um keine weiteren Schmerzen zu spüren. Über ihm bewegte sich etwas, dann drangen trotz allem Schmerzen zu ihm durch, ein scharfes Stechen den Rücken hinauf. Entweder war er neuerlich getreten oder angeschossen worden. Qualvoll schrie er auf, wobei ihm Blut aus dem Mund spritzte. Er hatte sich auf die Zunge gebissen.
Nathan musste etwas tun, irgendwie auf die Beine kommen. Er hörte, wie Elizabeth Quinn anschrie, er solle aufhören. Mühsam öffnete Nathan die Augen und sah am Rand seines eingeschränkten Sichtfelds, dass Paulson sie zurückhielt. Josh hielt immer noch die Pistole auf ihren Kopf gerichtet, allerdings schwankte sein Arm nun unsicher.
Außerdem sah er, dass Quinn mit einem spitzen Stück Holz vom Altar zurückkehrte.
»Lachen Sie noch immer?« Die Augen des Mannes waren vor Hysterie geweitet. Nathan versuchte, aufzustehen und sich zu verteidigen, doch seine Muskeln hatten sich völlig verkrampft. Seine ausgekegelte Schulter pochte dumpf. Nathan war dem, was folgen würde, hilflos ausgeliefert.
Quinn hob den improvisierten Pflock hoch über den Kopf.
Vergib mir, dass ich versagt habe, o Herr. Nimm mich auf in deine Arme und beschütze meine Freunde und Familie.
»Quinn, warten Sie.« Paulsons Stimme erklang als leises Säuseln in Nathans Ohren. »Wir brauchen ihn noch. Was ist, wenn die echte Bundeslade noch auf dem Friedhof ist?«
Nathan behielt die Augen auf die Holzspitze geheftet, die auf seine Brust herabsank. Sie stoppte kurz vor dem Durchdringen der Haut, bohrte sich jedoch heftig zwischen der offenen Jacke ins Hemd. Quinn knurrte, und seine Hände zitterten. Speichel troff von seinem Mundwinkel auf Nathans Wange. Er drückte die Spitze noch heftiger gegen die Brust des jungen Priesters, aber nicht heftig genug, um ihn zu töten. Dass er es wollte, war unübersehbar, aber seine von Rage gezeichnete Miene veränderte sich. Seine Augen wanderten zurück zum Altar. Paulsons Einwand hatte in ihm gewurzelt und rang nun mit seinem Blutdurst.
Paulson fuhr fort: »Lassen Sie ihn lange genug am Leben, um zurückzufahren und nachzusehen. Nur noch so lange. Wenn im Grab nichts anderes ist, töten wir sie alle und lassen sie unter der Erde bei ihrem toten Kumpel zurück. Keine Sauerei, keine Beweise. Aber ... nicht ... hier!«
Quinns Augen zuckten hin und her. Er schien fieberhaft zu überlegen. Dann beugte er sich vor, bis seine Stirn jene Nathans berührte. Dabei drückte der Pflock so heftig in Nathans Brust, dass er vor Schmerzen aufstöhnte. »Na schön.« Er seufzte. Sein Atem roch zugleich nach Pfefferminzkaugummi und Zwiebeln. »Na schön. Noch eine Fahrt zurück zum Friedhof, Dinneck. Ich garantiere Ihnen, dass Sie angemessen leiden werden, bevor Sie sterben. Aber es wird in einem passenderen Rahmen erfolgen. Und Sie werden als letzter an die Reihe kommen, damit Sie zusehen können, wie Ihre Freundin stirbt.«
Dann ließ er Nathan los, stand auf und strich seine Kleidung bestmöglich glatt. Den Pflock warf er zu Boden. Nathan blieb liegen, weder fähig, noch willens, sich zu bewegen.
»Schaffen Sie Arthur Dinneck und das Mädchen zur Kirche dieses Jungen. Sollten Sie dort auf irgendwelche Anzeichen von Leuten stoßen, fahren Sie weiter und stoßen auf dem Friedhof zu uns. Ich gehe vorne raus und unterhalte mich zuerst mit Art Dinneck, um zu gewährleisten, dass er kooperieren wird. Während ich damit beschäftigt bin,
Weitere Kostenlose Bücher