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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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hinzu, nach wie vor mit dem Rücken zu den übrigen Anwesenden, »erschießen Sie die Frau, falls jemand versucht, sich Ihnen zu nähern.« Sofort schwenkte Josh die Pistole von Nathan weg und zielte damit auf Elizabeths Kopf.
    Verdammt , dachte Nathan wütend. Woher hast du es gewusst? Wie konntest du es wissen?
    »Mr. Paulson, wären Sie bitte so freundlich, Mr. Dinneck zu fesseln? Wir haben immer noch viel zu tun.« Er drehte sich Nathan zu. »Man muss kein Hellseher sein, Herr Pastor, um zu spüren, dass jemand einen Gegenangriff plant. Sie wären kein besonders guter Pokerspieler.« Damit wandte er sich wieder der Lade zu, und der Anschein eines Lächelns verpuffte. Paulson fesselte Nathans Handgelenke grob mit etwas hinter seinem Rücken, das wie eine Krawatte mit blauem Paisleymuster aussah. Seine Schultergelenke streckten sich schmerzlich. Quinn schaute von der Lade zurück zu ihm. Diesmal ohne Lächeln im Gesicht. Stattdessen verfinsterte sich seine Miene über das hinaus, was man als Argwohn oder Skepsis bezeichnen konnte. Zischend fügte er hinzu: »Aber anscheinend hat trotzdem jeder immer irgendwie ein Ass im Ärmel, nicht wahr?«
    Unwillkürlich sog Nathan hörbar die Luft ein, als Quinn die Hand vorschnellen ließ und den Rand des Deckels der Lade berührte.
    Nichts geschah.

Kapitel Dreiundsechzig
    »Kommen Sie hier rüber, Paulson, und helfen Sie mir, den Deckel abzunehmen.«
    Paulson bewegte sich zögerlich durch den Raum. »Aber ich dachte, wir sollen warten, bis dieser Typ aus Maine eintrifft.« Er sah auf die Uhr. »Der müsste eigentlich jede – hey, Moment mal, das ist doch nicht –«
    Die Stimmung im Raum schlug um. Während Paulson auf die schlichte Holzkiste deutete, wechselte Quinns Mienenspiel zwischen Abscheu, Furcht und blankem Zorn.
    »Dann bleiben Sie, wo Sie sind, und lernen Sie etwas, Sie Idiot!« Quinn packte den Deckel mit beiden Händen und zog. Die Kiste hob sich in ihrer Gesamtheit vom Boden. Quinn schleuderte Nathan einen wutentbrannten Blick zu und drosch die Kiste auf den Betonboden.
    Sie brach. Eine breite Spalte öffnete sich mitten auf der Seitenfläche. Kleine Holzsplitter und Flocken von Goldfarbe rieselten zu Boden. Quinn hob die Kiste auf, diesmal noch höher, und brüllte wie ein Geisteskranker. Dann sauste die Kiste erneut hinab. Diesmal wurde sie zerschmettert. Die meisten Bruchstücke waren groß und seltsam verzerrt. Einige kleinere Splitter segelten durch die Luft und landeten auf dem Altar oder hinter der makabren Dämonenstatue.
    Abermals schrie Quinn in Rage auf und trat gegen die Überreste. Elizabeth wich an die Wand zurück. Nathan war froh zu sehen, dass sie die Lippen fest aufeinander presste und nicht wagte, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während der Wahnsinnige durch den Raum tobte.
    Paulson, der nichts anderes zu sagen wusste, murmelte: »Sie ist leer und sieht ... anders aus.«
    »Sie ist nicht ECHT, Sie Vollidiot!«, brüllte Quinn.
    Nathan versuchte mit aller Kraft, die Hysterie im Zaum zu halten, die plötzlich in ihm ausbrach. Seit er in die Stadt gekommen war, hatte sich alles viel zu weit über die Grenzen der Normalität hinausentwickelt. Die Albträume, Haydens Verschwinden und Ermordung, eine Gruft mit der Bundeslade, die sich lediglich als bemalte Holzkiste entpuppt hatte, sein Vater. Alles war blanker Wahnsinn.
    Und zu viel für ihn. Mehr, als man von einem Mann zu verkraften erwarten konnte.
    Nathan begann zu lachen.
    Zuerst war es nur ein Kichern, das er noch unterdrücken konnte, dann jedoch brach schallendes Gelächter aus ihm hervor. Er spürte, dass er in unkontrollierbare Idiotie abgleiten würde, wenn er sich nicht schnellstens in den Griff bekäme. Elizabeth hatte richtig gehandelt, indem sie in den Hintergrund geschrumpft war, während Quinn seine Wut an der Holzkiste ausließ, doch Nathan war außer Stande, den Anfall zu bändigen. Nach einer weiteren Lachsalve erkannte Nathan, dessen Augen mittlerweile tränten, dass es nutzlos war, gegen diesen jähen Emotionsausbruch anzukämpfen. Es kümmerte ihn einfach nicht mehr.
    »Nathan«, zischte Elizabeth und brach damit das ihr auferlegte Schweigen. »Sei still.«
    Peter Quinn richtete sich auf und drehte sich um. Langsam, aber entschlossen überwand er die Entfernung zwischen sich und Nathan. Seine Bewegungen glichen jenen eines Dschungelraubtiers, das sich seiner Beute näherte. Nathan wusste, dass er gleich sterben würde, aber er war erschöpft, über seine Grenzen

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