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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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Blick, dann musterte er ihn eindringlich.
    »Alles bestens«, sagte Nathan. »Ich habe nur die Statuen in diesem Abschnitt bewundert. Einige sind wirklich sehr kunstvoll.« So sehr er dagegen ankämpfte, seine Augen hefteten sich unwillkürlich abermals auf die beiden Engel in der fernen Ecke des Friedhofs. »Wer – ich meine, wie alt sind die Gräber in diesem Bereich?«
    Tarretti starrte ihn noch eine Sekunde an, bevor er antwortete. »Oh, ziemlich alt«, gab er schließlich zurück. »Die meisten datieren bis zur Jahrhundertwende zurück ... des zwanzigsten Jahrhunderts, meine ich.« Er nickte in Richtung des hinteren Teils des Geländes. »Gefällt Ihnen eine Statue besonders, Herr Pastor?«
    Die Frage kam unerwartet. Kurz fiel Nathan keine Antwort ein, zumal er sich fühlte, als wäre er beim Stehlen von Keksen erwischt worden. Tarrettis Augen hafteten nach wie vor an ihm. Dabei hatte Nathan nichts angestellt. Niemand wusste von seinen Träumen; niemand konnte davon wissen. Er schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Nein.«
    Vincent seufzte und schaute zu Hayden. »Tja, wenn Sie beide mich jetzt entschuldigen, ich muss noch ein paar Dinge erledigen, bevor ich zurückfahre. Hat mich sehr gefreut, Herr Pastor.« Damit streckte er die Hand aus, und Nathan ergriff sie erst, als ihm klar wurde, dass Tarretti ihn angesprochen hatte, nicht Hayden.
    »Mich auch.«
    »Wir sehen uns ja garantiert wieder.«
    Nathan fühlte sich müde. Durch die Albträume schlief er nicht gut. Er nickte und ließ die Hand sinken. »Sicher.«
    Schweigend gingen die drei Männer zu Tarrettis Blazer zurück. Nach einer endgültigen Verabschiedung setzten die zwei Geistlichen den Weg alleine fort, verließen den Friedhof, bogen nach rechts auf die Greenwood Street und hielten auf die Dreyfus Road zu.
    Vincent beobachtete, wie sie um die Ecke verschwanden, dann kehrte er zwischen die Grabsteine zurück, um sich rasch zu vergewissern, dass niemand sich am Grab zu schaffen gemacht hatte. Der junge Priester hatte für Tarrettis Geschmack zu viel Interesse daran gezeigt. Er hatte keinen Grund zu der Annahme, dass Dinneck mehr über diesen Ort wusste, als ihm heute erzählt worden war. Dennoch blieb die unbestreitbare Tatsache, dass sein Geheimnis, sollte es der falschen Person preisgegeben werden, den Weg zu seinen Feinden finden konnte.
    Was dann?
    Es war eine Frage, die er sich im Lauf der Jahre immer wieder gestellt hatte, eine Frage, mit der sich schon seine Vorgänger über Jahrhunderte hinweg oft befasst haben mussten. Eine Frage, die, wie er wusste, nie beantwortet werden durfte. Der Herr spielte nicht, um zu verlieren. Das entsprach nicht seinem Stil.
    Er ging unter den teilnahmslosen Gesichtern der Engel um den Sockel der Statue herum. Tatsächlich stellte das Grab eine vor fast hundert Jahren errichtete Gruft dar. Die einzige in diesem Winkel des Geländes. Allerdings war nicht sofort erkennbar, dass es sich um eine Gruft handelte. Vincent wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und betrachtete den Namen auf dem Grabstein. Abgesehen vom Erbe des berühmten Namensvetters lag hier niemand namens John Salomon begraben. Tarretti fand, dass es töricht gewesen war, diesen Namen zu verwenden, zumal er auf jene, die nach dem Objekt suchten, wie ein Signalfeuer wirken würde.
    Abermals dachte er über das Gefühl eines bevorstehenden Verhängnisses nach, das sich unlängst in seinem Herzen eingenistet hatte. Veränderungen beunruhigten ihn immer, ließen ihn in jedem neuen Gesicht in der Stadt nach einer möglichen Bedrohung suchen. All die Zeit, und nie hatte jemand diesem abgeschiedenen Winkel dieses beinah vergessenen Friedhofs Beachtung geschenkt.
    Bis jetzt.
    Jedenfalls musste er vorsichtig sein. Ein derart abgekapseltes Leben, wie er es – wenngleich aus freien Stücken – führte, brachte eine allzu rege Fantasie mit sich. Irgendwann jedoch würde seine Zeit ablaufen. Vincent Tarretti war in einem Katz-und-Maus-Spiel gefangen, das seit Jahrtausenden andauerte. Er hatte nicht vor, derjenige zu werden, durch den es letztlich verloren wurde. Gott würde ihn nicht verlassen. Jede Veränderung in seinem Umfeld verhieß zwar Gefahr, allerdings bestand auch immer Hoffnung.
    Immer Sorgfalt walten lassen , lautete sein Motto. So musste es auch lauten. Was diesen Vormittag anging, konnte die Wachablöse der angrenzenden Kirche bedeutsam sein – das Abdanken des alten Priesters, die unwahrscheinliche Wahl des Jungen aus dem Ort zu

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