Das Grab des Salomon
sich fragte, wie der Rest des Empfangs verlaufen war, krümmte Nathan sich sichtlich.
»Muss ich wirklich Tests machen? Ich fühle mich wesentlich besser, zumindest körperlich. Ich habe wohl wirklich nur Schlaf gebraucht.«
Der alte Mann zuckte mit den Schultern. »Deine Entscheidung. Man möchte dich auf Epilepsie, Tumore und dergleichen untersuchen.«
Beverly sog scharf die Luft ein. Nathan zuckte angesichts des schmerzlichen Griffs um seinen Arm zusammen. Hayden vollführte seine wegwerfende Geste und lächelte. »Ich habe das äußerst starke Gefühl, dass es nichts von alledem ist. Tatsächlich stimme ich Nate zu. Ich nehme mal an, du hast die ganze Nacht an dieser Predigt gefeilt, richtig? Übrigens war sie sehr gut.«
»Danke.« Nathan war für den Themenwechsel dankbar. Nach einem weiteren Löffel Suppe – Hühnerbrühe mit Nudeln, die von dem verpatzten Gemeinschaftsessen übrig geblieben war – fügte er hinzu: »Ja, ich war ziemlich lange auf.«
»Das dachte ich mir. Ich hasse es, zum Zahnarzt zu gehen. Im Wartezimmer werde ich jedes Mal zu einem völligen Nervenbündel. Wenn wir fertig sind, lässt mich der Arzt immer noch fünf Minuten auf dem Behandlungsstuhl sitzen. Er sagt, Patienten wie ich entwickeln eine solche Anspannung, dass sie nach der Behandlung manchmal vor Erleichterung und Erschöpfung zusammenklappen, wenn sie zu schnell aufstehen.« Er sah Nathans Mutter an und deutete auf seine vergilbten Zähne. »Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, Beverly, dass die noch alle echt sind?«
Beverlys Griff lockerte sich, und sie gestattete sich ein erleichtertes Lächeln.
Nathan legte klirrend den Löffel beiseite. Fast flehentlich schaute er auf. »Trotzdem, ich fürchte, ich habe einen ziemlich schlechten Eindruck hinterlassen. Der neue Pastor, der gleich nach seinem ersten Gottesdienst zusammenbricht.«
Hayden nickte. »Ich will nicht lügen und behaupten, dem wäre nicht so. Aber jetzt hast du wenigstens etwas, womit du nächste Woche die Predigt beginnen kannst.«
Nathan nickte. Hayden hatte die Dinge noch nie schöngeredet. Ihm fiel etwas ein, das ihm auf der Seele lag, seit Hayden vorgeschlagen hatte, dass er den Gottesdienst dieses Morgens leiten sollte. »Ich habe eigentlich gedacht, dass Sie nächste Woche die Predigt halten möchten, Herr Pastor, zumal es ja Ihre letzte Gelegenheit ist.«
Hayden blickte kurz zu Boden, eine Geste, durch die er Nathan daran erinnerte, wie schwer ihm der Abschied fallen musste. Schließlich meinte er: »Tja, das sollte ich wohl, nicht wahr?« Er klopfte sich auf die Beine und erhob sich langsam vom Tisch. »Dann sollte ich besser bald mit der Arbeit an der Predigt beginnen, damit ich mich in der Nacht vor dem Gottesdienst nicht verausgabe.« Er bedachte Nathan mit einem Seitenblick und einem halben Lächeln, das andeutete, dass die Bemerkung nur halb als Scherz gedacht war. »Aber du übernimmst die Einleitung zu Beginn des Gottesdienstes und kannst über die heutigen Ereignisse sagen, was immer du willst.«
»Sehr gern, danke.« In Wahrheit widerstrebte es ihm zutiefst – nach dem, was heute geschehen war, würde er lieber Haydens Zahnarzt besuchen, als sich vor all die Leute zu stellen.
Seine Mutter bestand darauf, dass er sich zurück ins Bett begab. Er versuchte, sich genau auszurechnen, wie lange er geschlafen hatte, seit sie ihn nach oben geführt hatte.
Mittlerweile war es fast acht Uhr, und die Sonne war untergegangen. Hayden würde bald zu Bett gehen. Ein Teil von Nathan wollte aufbleiben und zum Friedhof, wie er es geplant hatte, aber sein Körper verweigerte die Zusammenarbeit.
Während er sich umzog, machte seine Mutter sich unten nützlich, indem sie die Küche aufräumte und das Geschirr abwusch, dann kam sie nach oben, um sich kurz zu vergewissern, dass er auch wirklich zu Bett ging.
»Mom«, murmelte er und spürte bereits, wie der Schlaf ihn übermannte.
Am Kopf der Treppe hielt sie inne und drehte sich um. »Ja?«
»Wie geht es Dad?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ist er zu Hause?«
Sie wandte sich ab und blickte das Treppenhaus hinab, als suchte sie nach seinem Vater. »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber heute ist Sonntag, und morgen muss er zur Arbeit. Er wird nicht zu lange aus sein. Schlaf du jetzt mal und mach dir keine Sorgen um ihn.«
Sie schaute zurück und stellte fest, dass ihr Sohn bereits eingeschlafen war. Leise schaltete sie das Licht aus.
Kapitel Vierzehn
Der Regen setzte gegen Mitternacht ein. Heftig
Weitere Kostenlose Bücher