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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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Bis dahin müssten Gestecke, die wir niederlegen, ohnehin ersetzt werden.« Ein weiteres Lächeln. Etwas an der Stimme des Mannes wirkte eigenartig. Vincents Ohren juckten. Er war einfach dumm. Verrückt .
    Jedenfalls hatte das Argument des Mannes etwas für sich. Abzulehnen erschiene unter diesen Umständen wenig sinnvoll. Auch zu viele Fragen zu stellen, wäre riskant, vor allem, wenn seine seit langem gefürchteten Feinde in der Nähe waren. Er bezweifelte es. Woher sollten sie von dem Grab wissen?
    Vergiss nicht, auf dem Grab steht John Salomon , nicht etwa Enrique Jorgenson . Über der Gruft sind zwei Engel. Natürlich könnten sie es sich zusammenreimen, wenn sie darüber stolperten. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, welchen Gedanken oder welchem Mangel an Gedanken es zuzuschreiben war, dass man in aller Öffentlichkeit einen so offensichtlichen Hinweis hinterlassen hatte.
    Vergib mir, Vater. Ich wollte dich nicht anzweifeln .
    Der Mann vor ihm erwies sich als geduldig, das musste man ihm lassen. Gelassen saß er da, die Hände auf dem Schoß und offen wie die Opferstatue des Moloch ...
    Hör auf damit! schalt sich Vincent.
    819 steht gleich bevor .
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, stieß er rasch hervor. »Jede Gelegenheit, unsere Veteranen zu ehren, ist herzlich willkommen. Haben Sie an einen bestimmten Tag gedacht?« Er wollte, dass dieser Mann endlich ging und er sich ins Haus zurückziehen konnte.
    Ruhig. Du machst das gut. Ich bin immer bei dir .
    Er wusste nicht, um welchen Vers es sich handelte, ob es überhaupt ein Vers war, vor allem der Teil mit ›Du machst das gut‹. Dennoch war die Wirkung beruhigend.
    Quinn entfernte die Hände schließlich aus dem Schoß und meinte: »Danke. Wir müssen noch ein wenig planen, die Blumen bestellen und so weiter. Warum lassen wir das genaue Datum nicht vorerst offen? Irgendwann diesen Monat, quasi als Überraschung.«
    War das eine Drohung? Nein, alles ist in Ordnung. Ich mache das gut. Vincent nickte unverbindlich und stand auf.
    »Klingt gut. Danke, dass Sie vorbeigekommen sind.«
    »War mir ein Vergnügen.« Quinn erhob sich ebenfalls und schüttelte Vincent flüchtig die Hand. Nachdem er die Stufe der Veranda hinabgestiegen war, drehte er sich um, als hätte er etwas vergessen.
    »Oh«, sagte er, »ich habe außerdem gehört, dass der Geistliche der Baptistenkirche morgen in einer Woche die Stadt verlässt. Er setzt sich zur Ruhe, nicht wahr?«
    Vincent runzelte die Stirn und spürte das Gewicht der Äußerung ›verlässt die Stadt‹. Brach Hayden wirklich schon so bald auf? Vincent nickte, erwiderte jedoch nichts.
    »Jammerschade, einen so heiligen Mann zu verlieren, wie Mr. Dinneck meint. Art Dinneck, meine ich. Dem Vernehmen nach will Pastor Hayden einige Zeit in einem Kloster verbringen.«
    Tatsächlich hatte Vincent keine Ahnung, wohin Hayden wollte. Er hatte gedacht, der Mann würde in eine Wohnung irgendwo in der Stadt ziehen. »Was Pastor Hayden tut, geht mich wirklich nichts an.«
    Quinn nickte, senkte kurz den Blick und murmelte: »Nein, ich schätze, mich auch nicht. Dennoch«, fügte er hinzu und schaute mit jenen klaren blauen Augen auf, »verdient er nach so langer Zeit im Dienst der Gemeinde etwas Erholung. Ich würde ihm ja gern zum Ruhestand gratulieren, aber, nun ja, ich kenne den Mann eigentlich gar nicht.« Lächelnd zuckte er mit den Schultern und winkte Vincent beiläufig zu. Damit ging er zu seinem Auto, ohne noch einmal zum Haus zurückzublicken.
    Als der Wagen die Straße entlang davonfuhr, fühlte Vincent sich erschöpft, als hätte er sich soeben die Grippe eingefangen. Wenigstens hatten seine Ohren zu jucken aufgehört. Ihre kurze Unterhaltung über die Blumen hatte ihn erschüttert, aber diesen letzten Teil des Gesprächs, den der Fremde eher beiläufig hinzugefügt hatte, empfand er als verwirrend.
    Hayden verließ die Stadt. Wenn für das, was unter dem Friedhof an der Greenwood Street lag, tatsächlich eine Bedrohung bestand, musste es verlagert werden. Die Worte der vorherigen Hüterin fielen ihm ein. Weder du noch ich, hatte Ruth gesagt, dürfen es bewegen. Wir sind nur die Hüter. Schon von den frühesten Tagen des Moses und Salomon an durften es nur die Priester des Herrn an einen neuen Ort befördern.
    Vincent hatte nur einmal in jener muffigen, engen Gruft gestanden und die Macht rings um ihn gespürt, beinah geschmeckt . Er hatte eine Gänsehaut bekommen, und das Vibrieren der Luft hatte sich tief in seine

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