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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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das man am besten hinter sich ließ, wenn man sich auf die Gegenwart konzentrieren wollte. Es hieß, die Reliquie sei ein tatsächliches Tor in den Himmel, eine Pforte, durch die der Gott der Israeliten schreiten könne, wenn er es für richtig befände. Und wie jede Tür führte sie in beide Richtungen. Eine Peters Ansicht nach lächerliche Vorstellung, aber sie hatte seine Vorgänger zu mehr Eifer angespornt als der offensichtliche Reichtum, den ein solcher Besitz versprach.
    Doch bis zum heutigen Tage hatte es nicht sein sollen. Gerüchten aus alten Zeiten zufolge hatte eine Hand voll Priester an Salomons Hof die Bundeslade nach Westen ins Land Äthiopien geschmuggelt. Sie waren nie zurückgekehrt. Andere Theorien verwiesen auf einen der letzten Könige von Juda namens Josia. Da er sich des nahenden Endes bewusst gewesen war, als seine an Besessenheit grenzende Zerstörung der dem Moloch und Baal gewidmeten Altäre – und der ihnen dienenden Priester – seinen Gott nicht besänftigt hatten, hatte er entschieden, die Bundeslade vor seinem Tod in Sicherheit bringen zu lassen. Jedenfalls war die Reliquie verschwunden, als die babylonische Armee in Jerusalem einmarschiert war.
    Quinns Vorgänger waren ihrem Ziel viele Male nahe gekommen, hatten die Macht schon in den Fingern gewähnt. Die Erfahrungen solcher Beinaherfolge waren in offiziellen Dokumenten verzeichnet, die seit Jahrhunderten, in einigen Fällen seit Jahrtausenden, aufbewahrt wurden.
    Peter verbrachte seine Anfangszeit damit, zusammen mit Onkel Roger jene Berichte zu studieren und zu beobachten, wie der Mann theoretische, Jahrhunderte umspannende Reiserouten auf einer abgenutzten Wandkarte nachzog. Von Afrika über das Mittelmeer und einen längeren Aufenthalt in Griechenland im Mittelalter weiter über die Steppen Russlands zu einem kleinen Dorf im nunmehrigen Uruguay. Und schließlich in die selbst ernannte Freie Welt . Die letzte bestätigte Sichtung datierte ins Jahr vor dem Wechsel ins zwanzigste Jahrhundert zurück und stammte aus Arizona. Die Wüstenlandschaft dort ähnelte einem Spiegelbild der Heimat der Reliquie. Aber als Quinns Vorgänger den Weg in die unlängst verlassene Höhle gefunden hatten, die einst einem umgesiedelten Stamm der Yavapai-Indianer gehört hatte, war die Lade verschwunden gewesen. Über dem schmalen Höhleneingang hatten zwei aus Holz geschnitzte Engel Wache gehalten, deren grob gefertigte Flügel sich überkreuzten.
    Danach nichts mehr. Schier endlose Jahre.
    Bis jetzt.
    Als Peter in Worcester, Massachusetts eintraf, begann er eine langsame, methodische Suche in der Stadt und den angrenzenden Gemeinden. Dabei hatte er sich oft gefragt, ob er enden würde wie so viele andere vor ihm, die ihr Leben mit einer erfolglosen Suche verbracht und den Schatz nie so nahe gespürt hatten wie er in den vergangenen paar Monaten. Als er Salomons Grab entdeckte, hatte er eine plötzliche Überzeugung gespürt, dass seine Mission anders verlaufen würde – wahrscheinlich ruhmreich. Das Missverständnis in Chicago war kein Fehltritt gewesen, sondern ein notwendiger Schritt, den sein Meister eingeleitet hatte, um seinen Auserwählten hierher zu führen, an die Schwelle zur Himmelsmacht. Es war eine tausend Mal stärkere Droge als alles, was er in seiner Jugend ausprobiert hatte.
    Dennoch hatte ihn seine Ausbildung Vorsicht gelehrt. Diese Ortschaft stellte eine gänzlich andere Welt als jede dar, in der die Reliquie je zuvor versteckt worden war. Er musste langsam vorgehen, eine kleine Gefolgschaft aufbauen, um Helfer für den Moment zu haben, in dem der Schatz gehoben würde. Schergen, deren Verstand und Seele er kontrollieren konnte. Manny Paulson bildete eine Ausnahme. Manny war von Natur aus so verdorben, dass er sich allein durch das Versprechen von Macht über andere kontrollieren ließ. Er und die anderen konnten ausgeschaltet oder sich selbst überlassen werden, sollte sich der Ort als Hinterlist herausstellen, als Ablenkungsmanöver wie so viele in der Vergangenheit.
    Die Engel und der Name auf dem Grabstein schienen beinah zu offensichtlich.
    Andererseits war das Grab in den letzten hundert Jahren nicht entdeckt worden. Die Vereinigten Staaten waren ein riesiges Land, in dem diese Ortschaft nur einen unbedeutenden Fleck auf der Landkarte darstellte, der nur allzu leicht übersehen werden konnte.
    Seine nächsten Schritte standen fest – er würde weiter im Umfeld rühren wie heute bei Tarretti und warten, dass jemand etwas

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