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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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auf; dann verblasste der Traum.
    Er war nicht eingeschlafen; er hatte nur den Wagen abgestellt. Dabei konnte er nicht einfach eingenickt sein. Er erinnerte sich noch daran, hier eingeparkt zu haben. Vor einer Sekunde.
    Aber er hatte geträumt ... oder? Eine weitere Vision. Ein Raum. Nein, ein Licht entlang eines Hangs. Etwas Schreckliches. Etwas Wunderschönes.
    Nathan konnte sich nicht daran erinnern. Es war Furcht erregend gewesen. Glaubte er zumindest.
    Nathans Puls verlangsamte sich. Er musste einen Lidschlag lang eingedöst und verwirrt gewesen sein, als er feststellte, dass er sich noch im Wagen befand. Als ihm die Tränen einfielen, rieb er sich das Gesicht. Hatte er geweint? Vielleicht im Schlaf.
    Nein, er hatte keine weitere Vision gehabt. Eindeutig nicht. Es war mehr wie ein verlängertes Blinzeln gewesen. Einzelheiten eines großen Raumes tauchten in seinem Gedächtnis auf. Offenbar hatte er davor gerade an die Aufbahrungshalle gedacht. Erleichterung. Kein Traum. Das wäre der Hammer gewesen, der dem neuen Pastor das Genick gebrochen hätte. Nathan stellte den Motor ab und stieg aus. Als er den Schlüssel in das Schloss des Seiteneingangs steckte, erfasste ihn jähe Angst.
    Was war nur mit ihm los? Vermutlich war er bloß übermüdet. Er würde sich ein kurzes Nickerchen genehmigen, den Wecker auf eine Stunde später stellen und anschließend die Formalitäten in Zusammenhang mit Mr. Gipsons Tod erledigen.
    Als Nathan die Tür hinter sich geschlossen hatte, war die Vision bereits völlig vergessen.

Kapitel Zweiundzwanzig
    Die Eastside Mall bestand aus fünf unscheinbaren Geschäften, die nebeneinander einen schmalen Parkplatz an der Main Street säumten. Wie der Rest von Hillcrest war auch dieser Stadtteil vorwiegend eine Wohngegend, doch das auf der Straße herrschende, für Kleinstadtbegriffe hohe Verkehrsaufkommen rechtfertigte die Existenz der Läden. Die große, auf dem Bürgersteig aufgestellte Leuchttafel enthielt untereinander die einzelnen Firmenschilder jedes Geschäfts. Das oberste warb für den kleinen Gemischtwarenladen der Ortschaft, den Greedy Grocer , gefolgt vom spitzenverzierten Hair U Doing? . Unter dem Namen des Frisiersalons befand sich ein leerer Platz, dann Thames Carpets und Breaker Mortgage Group . Die Schilder warfen bunte Farbtöne auf den Parkstreifen, obwohl mit Ausnahme des Herrenklubs in der Mitte nur der Greedy Grocer noch so spät nachts geöffnet hatte.
    Josh Everson schob das Türschild in die Position Geschlossen , als der letzte Kunde mit seiner Notration Milch vom Parkplatz fuhr. Er betätigte einen Schalter neben der Tür. Das Außenlicht über dem Eingang erlosch. Gleichzeitig verdunkelte sich das große Vordach entlang der Main Street. Die Beleuchtung daran war so verdrahtet, dass sie sich abschaltete, wenn das letzte Geschäft das Licht über dem Eingang abdrehte. Das des Hillcrest Men‘s Club brannte nie. Eine weitere Eigenheit dieser verschrobenen kleinen Gesellschaft. Nachdem der Greedy Grocer nunmehr geschlossen hatte, würde in der Nachbarschaft die nächsten neun Stunden Dunkelheit herrschen. Danach würde Josh sich aus dem Bett und zurück ins Geschäft schleppen, um einen neuen Tag zu beginnen.
    Was ihn nicht störte. Er war schon immer ein Frühaufsteher gewesen, zudem brauchte er den Laden nur zu öffnen und zu warten, bis Shirley Riggalaro auftauchte, nachdem sie ihre Kinder in den Bus verfrachtet hatte. Danach gehörte der Tag bis zur Spätschicht ihm.
    Josh sah auf die Uhr. Fünf Minuten nach zehn. Bevor er sich der Registerkasse zuwandte, um das Bargeld zu entnehmen, schaute Josh nach draußen und presste die Hände gegen das Glas, um den Spiegeleffekt zu überwinden und etwas zu erkennen. Abgesehen von seinem eigenen rostigen Toyota parkten drei weitere Autos im gefilterten weißen Licht, das aus dem Herrenklub zwei Türen weiter strömte. Mit wenigen Ausnahmen war jede Nacht zumindest irgendjemand dort. Zugegeben, es war Freitag, doch es hätte ebenso gut ein Dienstag oder Mittwoch sein können. Früh aufstehen zu müssen, um zur Arbeit zu gehen, schien den Mitgliedern des Klubs nicht so wichtig zu sein. Einschließlich Nates Vater. Mr. Dinnecks Wagen war irgendwann in der vergangenen Stunde eingetroffen.
    Aus unerfindlichem Grund hatte Josh den Umstand, dass Mr. Dinneck den Klub regelmäßig besuchte, bisher nicht als eigenartig empfunden. Mr. Dinneck kam nie vorbei, wenn Josh arbeitete, nicht einmal, um noch rasch einen Laib Brot zu kaufen. Der

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