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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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stellten. Obendrein hatte Dinneck sich ausgerechnet über den Herrenklub erkundigt. Er empfand insbesondere den Zeitpunkt der Frage – so kurz nach Quinns Besuch – als beunruhigend. Andererseits wollte Dinneck sich nur informieren. Um seinem Vater zu helfen. Nichtsdestotrotz bereitete es Tarretti Kopfzerbrechen. Er dachte an sein Notizbuch. Seine Aufzeichnungen gehörten ihm allein; nur er und Gott wussten davon. Sollte Dinneck sich seine Antworten woanders beschaffen.
    Allerdings hatte der junge Priester vergangene Woche seltsam reagiert, als er John Salomons Grab gesehen hatte ( Einträge 816 und 817 , dachte Tarretti unwillkürlich) – und nun das.
    Die Autos fuhren weiter, bogen um die Kurve und gerieten außer Sicht. Behutsam entfernte Vincent das künstliche Gras, unter dem auf einer Seite des Loches in der Erde eine kleine Winde zum Vorschein kam. Kurz sprach er ein eigenes Gebet für Mr. Gipson, dann senkte er langsam den Sarg in die Tiefe. Obwohl er gleichmäßig arbeitete, war er dabei unkonzentriert. Er musste immer wieder an sein Notizbuch denken. Es missfiel ihm, wenn sich so viele Einträge überkreuzten.

Kapitel Zwanzig
    »Ich denke immer noch, dass er nicht bereit ist.« Die grauhaarige Frau lehnte sich gegen die Anrichte in der Küche und trank einen ausgiebigen Schluck Tee. Ralph Hayden kannte Gabby Zawalich gut genug, um zu wissen, dass sie mehr zu der Angelegenheit zu sagen hatte als jene eine Äußerung. Die Pause diente ihr lediglich dazu, die Gedanken zu sammeln. Gabby zählte zu den wenigen Gemeindemitgliedern, von denen die Baptistenkirche von Hillcrest als »der neue Ort« bezeichnet wurde.
    Die meisten jüngeren Erwachsenen in der Gemeinde waren zu jung, um sich an die Zeit zu erinnern, als es die Kirche noch nicht gegeben hatte. Gabby und Haydens Frau hatten sich so nahe gestanden, wie Freundinnen es je konnten. Nach Jeans Tod hatte sich die Frau, die nun vor ihm stand, zu Ralphs selbst ernanntem Wachhund ausgerufen. Zudem gehörte sie der Gemeindeversammlung an und war die Einzige, die nach wie vor Vorbehalte gegen den neu ernannten Pastor aussprach.
    Hayden wartete mit lose hinter dem Rücken verschränkten Händen. Die wenigen verbliebenen Trauergäste saßen auf Karl Gipsons Wohnzimmercouch und brüteten über einem vergilbten Fotoalbum, das auf dem Schoß der über dreißigjährigen Enkeltochter des Verstorbenen ausgebreitet lag. Dabei deuteten sie abwechselnd auf ein Bild und erzählten eine Geschichte über den Mann. Karls Enkelin lauschte nur halb interessiert, den Rest ihrer Aufmerksamkeit nahmen ihre beiden Jungs in Anspruch, die zwischen den Zimmern umherliefen.
    Kaum hatte Nate Dinneck sich verabschiedet, um zur Kirche zurückzukehren und den Papierkram zu erledigen, wurde Ralph bereits von Gabby in die Küche gescheucht. Er wusste, was kommen würde.
    »Es ist keineswegs so, dass ich ihm die fachliche Qualifikation abspreche. Seine Noten in der Schule waren außergewöhnlich, und Pastor Burke war voll des Lobes über ihn. Emotional hingegen, angesichts seines Alters –«
    »Gabby, die Geschichte am Sonntag hat viele Leute erschüttert, aber ganz ehrlich, ich glaube, dieser kleine ›Ohnmachtsanfall‹ war eine Ausnahme. Ich habe seither nichts an ihm entdeckt, das mir Sorgen bereitet.«
    Ihre Teetasse bestand aus feinstem Porzellan mit einem aufwändigen Rosenmuster als Zierrand, den nun roter Lippenstift verschmierte. Gabby stellte sie auf die Untertasse auf der Anrichte ab.
    »Ralph, er schien mir die ganze letzte Woche so ... ich weiß auch nicht ... abgelenkt. Das muss dir doch aufgefallen sein.« Sie warf einen flüchtigen Blick ins Wohnzimmer und senkte die Stimme. »Zuerst kommt Art nicht mehr zur Kirche und redet mit niemandem darüber, nicht einmal mit Beverly. Und dann dieser Vorfall mit Nate beim Empfang. Ich will ja nicht anfangen, Vergleiche zwischen den Sünden des Vaters und denen des –«
    »Ich würde es nicht als Sünde bezeichnen, dass Art sich eine Auszeit nimmt, um in sich zu gehen, Gabby.«
    Sie schwenkte die Hände vor sich. »Ich weiß, tut mir Leid. Falls es daran liegt. Aber du verlässt uns am Montag. Glaubst du wirklich, Nate Dinneck ist bereit, die Kirche alleine zu leiten? Im Ernst«, fügte sie hinzu, als Ralph ein Grinsen nicht mehr unterdrücken konnte. »Noch ein Zwischenfall wie vergangenes Wochenende, und ich werde nicht die Einzige sein, die sich fragt, ob ...«
    Sie zögerte.
    Ralphs Lächeln verblasste. »Die sich was

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