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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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damit, die Anzeigelampe des Anrufbeantworters blinken zu sehen. Er hatte sämtliche Nachrichten abgerufen, als er an jenem Nachmittag nach Hause gekommen war.
    Auf dem Gerät waren drei Mitteilungen gespeichert. Dass die Anzeigelampe nicht blinkte, deutete darauf hin, dass sich darunter keine neue Nachricht befand. Nathan drückte dennoch die Wiedergabetaste und hörte sich die erste an. Als er sicher war, dass er sie bereits gehört hatte, spulte er zur nächsten Nachricht weiter, dann zur dritten. Während hinter ihm die dritte Mitteilung abgespielt wurde – Josh, der sich erkundigte, ob er mit Kirchenangelegenheiten beschäftigt war –, kehrte er zum Telefon zurück. Als Nathan nach dem Hörer griff, hörte er Josh murmeln: »Klinge ich wirklich so?«
    »Tut mir Leid, Bruder Armand. Pastor Hayden hat nicht angerufen. Ist er nicht im Kloster?«
    »Ich fürchte nicht. Er hat heute Morgen beim Frühstück gefehlt. Als ich in seine Zelle ging, war er verschwunden. Den ganzen Tag hat ihn niemand gesehen.«
    »Ist er vielleicht wieder abgereist?«
    »Das ist das Merkwürdigste daran. Seine ganzen Sachen sind noch im Zimmer, auch sein Mantel und seine Schuhe, sogar der Blumenstrauß, den ihm Ihre Gemeinde geschickt hat.« Nathan konnte sich nicht daran erinnern, Blumen in Auftrag gegeben zu haben, aber wahrscheinlich hatte sich jemand aus der Gemeindeversammlung darum gekümmert. Armand fuhr fort. »Erst dachten wir, er hätte vielleicht ein zweites Paar Schuhe dabeigehabt und einen Spaziergang unternommen. Aber inzwischen haben wir das Gelände bestmöglich abgesucht. Deshalb wurde vorgeschlagen, mal bei Ihnen nachzufragen.«
    »Vorgeschlagen? Von wem?«
    »Von der Polizei.«
    »Der Polizei?« Bei diesen Worten schaute Josh auf. Nathan antwortete mit einem Schulterzucken auf seinen fragenden Blick.
    »Ja. Es ist zwar noch zu früh, um eine Vermisstenanzeige aufzunehmen, und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wirklich Anlass zur Sorge besteht, aber ...«
    Nathan schluckte, spürte plötzlich tief in seinem Innersten, wie die unausgesprochenen Worte des Mönchs lauteten. »Aber ... was?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung seufzte schwer. »Nun, Ralph Hayden war so lange der Pastor Ihrer Kirche, dass die Veränderung vielleicht zu viel für ihn war. Ich habe schon miterlebt, wie Menschen, die ihre Arbeit jahrzehntelang gewissenhaft ausgeübt hatten, im Ruhestand zerbrochen sind. Sie sitzen zu Hause herum, wissen nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen. Ich will nicht zu viel spekulieren, schließlich bin ich kein Psychologe, aber der Gedanke ist Besorgnis erregend.«
    Schlagartig verspürte Nathan den Drang, das Gespräch zu beenden. »Wissen Sie was?«, sagte er. »Ich rufe einige Leute an, denen er nahe steht, und erkundige mich, ob sie etwas von ihm gehört haben.«
    In der Stimme des Mönchs schwang neue Hoffnung mit. »Ja, gute Idee. Wenn Sie jemanden kennen, den er angerufen haben könnte, sollten Sie jetzt genau das tun.« Er gab Nathan seine Telefonnummer und bat ihn, sich zu melden, falls er etwas in Erfahrung brächte. Nathan versprach es Armand, gab ihm seinerseits seine Mobiltelefonnummer und ersuchte ihn, sofort, ob Tag oder Nacht, anzurufen, sollte Hayden wieder auftauchen.
    Als Nathan auflegte, hielt er den Hörer noch eine Weile umklammert. Er versuchte, ein durchdringendes Gefühl der Furcht zu verdrängen. Unweigerlich dachte er, wie selbstsüchtig er doch gewesen war, indem er sich den Kopf über sich selbst und seine Eingewöhnung zerbrochen hatte. Stattdessen hätte er mehr Rücksicht auf Hayden nehmen sollen. Womöglich war es dem alten Mann sehr viel schwerer gefallen, den Platz zu räumen, als gemeinhin angenommen worden war. Hier haben Sie zum Abschied eine Uhr, Herr Pastor. Damit ist ihr Leben vorbei.
    »Ich nehme an, es ging um deinen früheren Chef?«
    Joshs Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er ließ das Telefon los. »Was? Oh, ja. Er ist weg.«
    Langsam erhob sich Josh und stellte seine leere Getränkedose auf die Anrichte. »Weg?«
    »Ja, weg, verschwunden. Hör zu, es tut mir Leid, dass wir diesen Besuch beenden müssen, aber ich denke, ich sollte einige Leute anrufen.« Er schaute zur Uhr an der Küchenwand. »Es ist zwar schon spät, aber je früher ich etwas in Erfahrung bringen kann, desto –«
    Josh hob die Hand. »Kein Wort mehr, Nate. Ruf mich an, wenn du etwas hörst. Ich bin nicht sicher, wen Hayden besser kannte, sonst würde ich dir gerne anbieten, selbst ein

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