Das Grab des Salomon
paar Anrufe zu machen.«
Nathan begleitete ihn durch die Kirche zur Eingangstür, da sein Freund sein Auto neben jenem Nathans geparkt hatte. Er legte Josh die Hand auf die Schulter. »Danke für dein Verständnis. Ich vermute, daran, dass man mich jederzeit anruft, werde ich mich gewöhnen müssen, wenngleich wohl nicht wegen Vorfällen dieser Art – hoffentlich nicht.«
Josh lächelte, dann zögerte er kurz. »Und die Geschichte mit Elizabeth nimmst du mir nicht krumm?«
»Nein«, log Nathan und öffnete die Tür. In letzter Zeit hatten sich so viele ungewöhnliche Dinge unmittelbar vor seiner Nase ereignet, dass es ihn sehr wohl störte, sich auch noch damit beschäftigen zu müssen, dass ihm sein ältester Freund etwas verheimlicht hatte. Seine Gefühle lagen überwiegend an Eifersucht, das wusste er. Mit der Zeit würde sich das legen.
Nathan blieb an der Tür stehen und beobachtete, wie Joshs Auto auf die Dreyfus Road fuhr. Er versuchte, sich an die Namen derer zu erinnern, die Hayden am nächsten standen. Mrs. Zawalich und Mrs. Lewis natürlich, aber die sollte er so spät nicht anrufen. Falls sie nichts zu berichten wüssten, würde sein Anruf sie nur unnötig in Sorge versetzen und die ganze Nacht wach halten. Es schien besser, sie gleich als Erstes am nächsten Morgen anzurufen.
Vincent Tarretti . Der Name tauchte unverhofft auf und ergab sofort Sinn. Zumindest schienen die beiden sich nahe zu stehen. Und selbst wenn Tarretti selbst nichts gehört hätte, würde er Nathan vielleicht weitere Namen nennen können, an die er sich wenden könnte.
Nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte, ging er in Haydens – mittlerweile sein – Arbeitszimmer und holte das Adressbuch aus der linken oberen Schublade. Es war ein altes, abgegriffenes Lederbüchlein, in dem in sauberer, kantiger Handschrift die Telefonnummern von Gemeindemitgliedern und Kirchenämtern standen, manchmal durchgestrichen und durch neue ersetzt.
Nathan merkte sich geistig vor, die Liste bei der nächstbesten Gelegenheit zu digitalisieren. Zunächst konnte er Tarrettis Nummer nicht finden. Erst, als er daran dachte, unter »F« nachzusehen, stieß er auf einen Eintrag namens »Friedhof« mit Tarrettis Namen darunter.
Nathan wählte am kompakten schwarzen Telefon auf dem Schreibtisch. Nach dem dritten Klingen wurde abgehoben.
»Hillcrest Memorial Friedhof, Vincent Tarretti am Apparat.«
»Hallo, Mr. Tarretti, Nathan Dinneck hier. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.«
»Pastor Dinneck ... Wie geht es Ihnen? Und bitte, nennen Sie mich Vince. Nein, Sie haben mich nicht geweckt, obwohl ich gerade dabei war, zu Bett zu gehen. Warten Sie kurz.« Kurz ertönte das Geräusch des Hörers, der auf einem Tisch abgelegt wurde, dann war das Rascheln von Papier zu vernehmen. Schließlich kehrte Tarrettis Stimme zurück. »Gut, schießen Sie los. Name des Verstorbenen?«
»Äh ...«, flüsterte Nathan. »Was?«
»Des Versto- ... Oh, tut mir Leid. Pastor Hayden und ich haben nie lange um den heißen Brei herumgeredet, wenn es um die Planung einer Beerdigung ging. Ich vermute doch, es ist jemand gestorben?«
»Gott, ich hoffe nicht«, war alles, was Nathan hervorbrachte, doch nun, da er den Faden der Unterhaltung wieder aufgenommen hatte, wollte er rasch versuchen, seine ratlose Bemerkung vergessen zu lassen. »Tut mir Leid, Vince. Deshalb rufe ich nicht an.«
Er hörte das unverkennbare Geräusch von Papier, das auf einem Tisch landete. »Oh. Gut, was gibt es dann?« Sein zuvor professioneller Tonfall schlug in einen leicht genervten um. Nathan hielt sich vor Augen, dass er den Mann unter Umständen doch geweckt hatte.
»Es geht um Pastor Hayden. Hat er seit seiner Abreise Kontakt zu Ihnen aufgenommen?«
Die nachfolgende Pause zog sich lange genug hin, um in Nathan einen Anflug von Hoffnung aufkommen zu lassen. Dann antwortete Tarretti: »Nein.« Wie Nathan gegenüber Armand sprach der Friedhofswärter das Wort so gedehnt, dass es sich beinah wie eine Frage anhörte. »Warum?«
Kapitel Achtundzwanzig
Nathan klärte Tarretti über Armands Anruf und das Verschwinden des Pastors auf.
Eine weitere längere Pause entstand. Nathan wartete nicht, bis Tarretti etwas erwiderte. »Hören Sie, Vince, es tut mir Leid, dass ich Sie so spät noch angerufen habe, aber ich dachte, selbst wenn er sich nicht bei Ihnen gemeldet hat, kennen Sie vielleicht Leute, die er kontaktiert haben könnte.«
»Niemand im Kloster hat ihn gesehen, sagen Sie? Und er hat
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