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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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Schultern. »Im Nachhinein ist man immer klüger. Ich konnte mich einfach nicht des Gefühls erwehren, dass ich etwas Falsches tat. Ich wusste ja, was ihr füreinander empfunden habt, und Kaila und ich hatten uns ein paar Monate davor getrennt. Elizabeth und ich fingen an, Zeit miteinander zu verbringen. Nach einer Weile hatte es den Anschein, als gingen wir miteinander, also beschlossen wir, unsere Rollen zu spielen. Aber eigentlich war es nicht so – ich meine, es war eine fast platonische Beziehung.«
    Kurz zuckte er zusammen und bedauerte offensichtlich, wohin seine Worte führten. Er fuhr fort. »Jedenfalls kamen Kaila und ich später wieder zusammen – nachdem Elizabeth und ich Schluss gemacht hatten –, aber wie du ja weißt, hat auch das letzten Endes nicht funktioniert.«
    Nathan kannte die Geschichte – wenngleich ohne das Zwischenspiel mit Elizabeth. Kaila hatte unlängst einen Mann namens Roderick geheiratet (das war der Vorname , wie Josh mit einem Augenrollen betonte), und Josh hatte den Großteil des letzten Jahres kaum neue Bekanntschaften gehabt. Was eine Überraschung darstellte. An sich war er der Frauenwelt durchaus zugetan, obendrein besaß er ein natürlich gutes Aussehen mit einem Halbtagesbart, der sich nie völlig abrasieren ließ und sein jungenhaftes Äußeres um den Charme eines Filmstars bereicherte.
    Nathan wollte ihn nicht bedrängen, aber er wollte unbedingt mehr über Joshs und Elizabeths Trennung erfahren. Dieses Bedürfnis nach Wissen lag wohl in der menschlichen Natur, vermutete er.
    An jenem Vormittag hatte er Elizabeth bei seinem Besuch im Pflegeheim nicht gesehen, weshalb er sie umso mehr vermisste. Die Dienstpläne des Pflegepersonals wechselten, um zu gewährleisten, dass auch die Wochenenden abgedeckt werden konnten. Es wäre schön gewesen, bereits eine weitere Verabredung mit ihr vereinbart zu haben – das hätte ihm bei dieser Unterhaltung als eine Art mentaler Anker gedient.
    »Also«, hakte er nach. »Das mit dir und Elizabeth hat nicht funktioniert?«
    Josh stellte die Getränkedose etwas zu heftig ab und erwiderte: »Oh, um Himmels Willen, Nate.« Obwohl er mit leicht irritiertem Tonfall sprach, versuchte er, dabei ein Grinsen zu unterdrücken. »Ihr beide seid füreinander geschaffen. Ich meine, müsste ich einen der vielen Gründe nennen, warum Elizabeth und ich uns bestenfalls als Freunde eignen, wäre es der, dass wir denselben Mann lieben.« Er errötete, ergriff die Getränkedose und erhob einen Zeigefinger. »Aber mach dir keine falschen Hoffnungen. So bin ich nicht gepolt.«
    Nathan lachte, erwiderte jedoch nichts. Wie konnte er seinem besten Freund seine Gefühle für Elizabeth offenbaren, wenn derselbe Freund einst mit ihr zusammen gewesen war, so kurz die Beziehung auch gewesen sein mochte? Andererseits hatte Josh es gerade selbst auf den Punkt gebracht.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, fügte Josh hinzu: »Du liebst sie immer noch, das ist unübersehbar. Und ganz im Ernst, Kumpel, sie steht genauso sehr auf dich.«
    »Sie steht auf mich?«
    Josh zuckte mit den Schultern. »Ja, Hippie-Redensarten kommen wieder in Mode, wusstest du das nicht? Wir sagen jetzt wieder auf jemanden stehen und oberklasse wie damals, als wir sechs Jahre alt waren.«
    »Was ist mit dir? Bist du im Moment mit jemandem zusammen?«
    »Nein, ich nehme mir gerade eine Auszeit vom anderen Geschlecht. Aber ich bin auch so reichlich beschäftigt.«
    Das Telefon in der Küche begann zu klingeln. Nathan stand auf und räusperte sich. Er wusste, dass ein Großteil der Gemeinde bei der Hauptnummer der Kirche anrief. »Pastor Dinneck«, meldete er sich, wobei ihm klar wurde, dass er zum ersten Mal auf diese Weise ans Telefon gegangen war. Fühlt sich irgendwie gut an , dachte er etwas beschämt.
    »Hallo, Herr Pastor. Hier spricht Bruder Armand. Tut mir Leid, dass ich so spät noch anrufe.«
    »Kein Problem«, erwiderte Nathan. »Wie lebt sich Pastor Hayden ein?«
    »Genau darum geht es. Wir dachten, wir rufen am besten Sie an, um zu sehen, ob er sich bei Ihnen gemeldet hat.«
    Gemeldet? »Nein«, antwortete Nathan gedehnt. »Zuletzt haben wir gestern Vormittag miteinander gesprochen. Ich könnte höchstens den Anrufbeantworter abhören.«
    »Könnten Sie das bitte tun?«
    Irgendetwas stimmte nicht. Nathan wollte den Mönch eingehender befragen, doch falls Hayden eine Nachricht hinterlassen hatte, würde dies alles erklären.
    Während er ins Büro ging, rechnete er nicht wirklich

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