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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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In einem Bett, das Ralph und Jean in ihrer wunderbaren, wenngleich zu kurzen gemeinsamen Zeit geteilt hatten, in der sie ihren Traum gelebt hatten.
    Die Zelle, die er nun – zumindest vorübergehend – bewohnte, befand sich mitten im weitläufigen Kloster der ländlichen Gemeinde Leicester südwestlich von Worcester. Untertags bestand die einzige Aussicht, die der von über hundert Morgen Privatbesitz umgebene Raum bot, aus dem, was man durch das winzige, nachts gegen die Kälte draußen fest verschlossene Fenster sehen konnte. Hayden freute sich bereits auf den Tag seiner Rückkehr, wenngleich in sein neues Zuhause, die Wohnung in der Grazen Street. Am Gottesdienst würde er künftig als Mitglied der Gemeinde teilnehmen, nicht mehr als Pastor. Aber noch nicht. Seine Gegenwart würde einschüchternd auf Nate wirken. Es schien nach wie vor am besten, sich wie geplant fern zu halten und dem Jungen Zeit zu lassen, sich in der Gemeinde zu verwurzeln.
    Hayden würde die stille Zeit hier nützen, um nachzudenken, zu beten und Antworten auf die Frage zu suchen, wie er den Rest seines Lebens verbringen sollte. Im Augenblick bildeten die einzigen Geräusche sein eigener Atem und das ständige Knarren des unvertrauten Bettes. Die Wände bestanden aus Beton und sahen aus wie eine Bühnenversion der mittelalterlichen Mauern, die sie darstellen sollten. Jedenfalls hielten sie jegliche Laute fern, darunter das etwaige Schnarchen der in den angrenzenden Zellen schlafenden Mönche. Der Blumenstrauß auf dem Nachtkästchen, laut der kleinen, zwischen den Stielen der gezüchteten Tulpen steckenden Karte von der Gemeinde geschickt, erfüllte den Raum mit einem süßen Frühlingsduft, der half, die Last der undurchdringlichen Finsternis zu erleichtern.
    Hayden hob den linken Arm annähernd vors Gesicht und drückte den Beleuchtungsknopf seiner Uhr. Zweiundzwanzig Uhr dreißig. Und er war immer noch wach.
    Geduld , sagte er sich. Das hier war kein Fehler.
    Er ließ den Knopf los, doch das Nachleuchten verharrte noch einen Lidschlag. Die Zellentür öffnete und schloss sich. Im Flur draußen war es ebenso dunkel wie in der Zelle, weshalb er keine Einzelheiten erkennen konnte. Jegliche Müdigkeit fiel schlagartig von ihm ab.
    Er stützte sich auf einen Ellbogen und flüsterte: »Hallo?«
    »Guten Abend, Herr Pastor. Ich hoffe, Sie haben es gemütlich?«
    Hayden versuchte krampfhaft, die Stimme einzuordnen. Es gelang ihm nicht. Die Brüder im Kloster sprachen so selten, dass er ihre Stimmen ohnehin nicht erkannt hätte. Allerdings ließ der Umstand, dass dieser Mann seine Zelle so spät nachts und in tiefster Finsternis betreten hatte, sein Herz vor Angst schneller schlagen.
    Dann ging das Licht an. Hayden verschloss die Augen vor dem plötzlichen Gleißen, öffnete sie jedoch so rasch wie möglich wieder und blinzelte das an Schmerz grenzende Gefühl fort, das die jähe Helligkeit in seinem Kopf verursachte.
    Das Erste, was ihm auffiel, war, dass der vor ihm stehende Mann unbestreitbar nicht aus dem Kloster stammte. Und obwohl er ganz in Schwarz gekleidet war, unter anderem mit einer Strickmütze, ähnelte er eher einem Geschäftsmann als einem Einbrecher.
    Dann bemerkte er die Pistole, die der Fremde mit stetem Griff in der rechten Hand hielt.
    Er setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante, wobei ihm bewusst wurde, dass er nur einen Pyjama trug.
    »Wer sind Sie?«
    Der Mann hob den Zeigefinger der linken Hand an die Lippen und flüsterte: »Still. Ich bin gekommen, um zurückzuholen, was uns gehört.«
    Haydens Verstand raste. Hatte der Mann einst in dieser Zelle gewohnt und etwas zurückgelassen? Nein, denn schließlich hielt er eine Pistole in der Hand.
    »Sind Sie ein Dieb?«
    »Ich bin ein Priester des einzig wahren Gottes, des Moloch. Ich bin wegen der Lade hier, alter Mann. Für Diskussionen habe ich keine Zeit. Haben Sie wirklich geglaubt, wir würden Sie einfach so damit aus der Stadt spazieren lassen?«
    Der Mann war wahnsinnig. Würde er schießen, wenn Hayden um Hilfe riefe? Wenngleich seine verängstigte Stimme die dicken Mauern ohnehin nicht durchdringen würde. Und nach der Entschlossenheit im Blick des Mannes zu urteilen, schien sehr wahrscheinlich, dass er feuern würde. Diese unvorhergesehene Wende der Ereignisse verursachte Hayden Schwindelgefühle. »Welche Lade?«
    Peter Quinn lächelte freudlos. »Die Bundeslade, Herr Pastor. Sie wissen genau, was ich meine. Ich will sie haben. Ich will die Tafeln mit

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