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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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fort. »Es ist eine Darstellung eines uralten Ammonitertempels, der für den großen Gott Moloch errichtet wurde.« Gedämpfte Ehrfurcht schlich sich in seine Stimme. Und etwas anderes, eine Schwingung, die Nathans Ohren zum Kribbeln brachte. »Der größte aller Götter jener Zeit, mächtiger als jeder andere. Er verlangte ständige Opferungen und Huldigung. Diese Pilger« – er deutete mit dem Kopf auf das Gemälde, während sein Lächeln breiter wurde – »feiern das Fest des Windes, eine der zahlreichen Feiern zu Ehren des Meisters.«
    Quinn trat näher an das Gemälde, sodass nichts mehr zwischen Nathan und der Tür stand.
    Nathan musste etwas sagen, Kontrolle über die Unterhaltung zurückerlangen. Doch Quinn war mit seinen Ausführungen noch nicht fertig. »Zumindest glaube ich aufgrund des Winds im Hintergrund, der zwischen den Pilgern Sandteufel aufwirbelt, dass es sich um dieses Fest handelt.« Er lachte über einen versteckten Scherz in seiner Äußerung, fügte jedoch nichts mehr hinzu.
    »Sind ...«, setzte Nathan an, ehe er sich eines Besseren besann. Er wollte den Mann fragen, ob er ein Anhänger des Molochs war, ein Pilger wie jene am unteren Rand des Gemäldes. Was er natürlich nicht sein konnte. Ein Satanist vielleicht, ein fanatischer Erforscher alter Weltreligionen, aber die Ammoniter selbst galten als seit Jahrhunderten von der Bildfläche verschwunden und vergessen, außer von Historikern und Bibelgelehrten. Nathan schluckte. »Sie wissen ziemlich viel darüber. Studieren Sie die alten Religionen?«
    Obwohl Quinn äußerlich ruhig blieb, verrieten seine Züge eine innere Begeisterung über das Thema.
    »Studiert ... Ja, ich denke, so könnte man es ausdrücken. Recht umfassend sogar. Sagen Sie, Herr Pastor, nachdem Sie selbst derlei Dinge auf Ihre Weise studiert haben, wissen Sie, wann die Huldigung dunkler Götter solch erhabener Macht ihren Höhepunkt hatte?«
    Nathan wusste nur, was er aus dem Alten Testament kannte, und die Ammoniter – zumindest der Dämon Moloch, den sie anbeteten – kamen darin bis zurück zum Buch Genesis immer wieder vor. Der Umstand, dass er erst am Vorabend mit seiner Bibelgruppe darüber diskutiert hatte, wurde ihm erst später am Abend jenes Tages bewusst, doch bis dahin sollte noch so vieles außer Kontrolle geraten, dass es nur noch ein flüchtiger Gedanke war.
    Ein Name, der vielleicht bekannteste aus jenen biblischen Chroniken, tauchte in seinem Verstand auf. Nathan spürte, wie der Raum sich wieder zu drehen begann. Quinn beantwortete die eigene Frage für ihn und näherte sich ihm einen Schritt.
    »Vor einigen tausend Jahren, während der Herrschaft zahlreicher berühmter, jüdischer Könige. David zum Beispiel, wenngleich er den anderen Sekten seiner Zeit wenig Beachtung schenkte, solange sie keine direkte Bedrohung für seine kleine, aber zugegebenermaßen mächtige Nation darstellten.« Er kam einen weiteren Schritt näher. »Mit seinem Sohn hingegen verhielt es sich völlig anders. Er zeigte ziemliches Interesse an den Ammonitern, nicht wahr? Nahm sich aus ihren Rängen sogar einige wunderschöne Frauen.« Mittlerweile stand Quinn unmittelbar vor Nathan.
    Ich will hier weg , dachte Nathan. Gott, bitte, was geschieht hier? Wie zuvor, als er das Gemälde zu lange angestarrt hatte, verschwamm alles um Peter Quinns Gesicht herum. Nathan steckte in der Klemme. Jede Pore seines Körpers, die nicht damit beschäftig war zu schwitzen, brüllte ihn an zu gehen ... sofort! Doch er war wie erstarrt, wie gelähmt. Es war zu spät, um zu flüchten. Diese Gelegenheit hatte sich zuvor geboten, und er hatte sie nicht genützt.
    »Davids Sohn«, flüsterte Quinn beinah. Nathan vermeinte, fast körperlich zu spüren, wie sich die Macht in der Stimme des Mannes um seinen Kopf schlang. »Salomo. Ich habe Ihr Buch und die Geschichten aus Salomos Zeit fast so intensiv studiert wie Sie und Ihresgleichen – in einigen Fällen noch intensiver. Ich kenne Einzelheiten, die Leute wie Sie lieber ignorieren. Tatsächlich war Salomo von seinen Ammoniter-Gemahlinnen wie besessen.« Sein Atem, der Nathan ins Gesicht wehte, roch süßlich, erinnerte beinah an Weihrauch. »Er verstand die Macht ihres Meisters, des wahren Gottes jener Zeit.« Quinn kicherte. »Was Ihren kleinen Jahweh maßlos verärgert hat.«
    Gott, hilf mir .
    »Berührt Sie etwas, das ich sage, besonders, Pastor Dinneck? Warum haben Sie so erregt auf das Gemälde reagiert? Und auf die Geschichte, die ich Ihnen

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