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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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setzte sich aufrechter hin und starrte neuerlich auf den Tisch.
    Er würde Begräbnisvorbereitungen veranlassen müssen. Vincent Tarretti . Nate konnte den Friedhofswärter zuerst anrufen. Aus ihrer letzten Unterhaltung wusste Nathan, dass Tarretti nicht viele Gemeindemitglieder kannte. Er konnte als Erstes mit ihm reden und ihm die Neuigkeit mitteilen, damit diese beiden freundlichen alten Damen nicht damit belastet würden, sollten mit Nathan während des Gesprächs erneut die Emotionen durchgehen.
    Und es war etwas zu tun, etwas, um die hilflose Untätigkeit abzuschütteln.
    Natürlich hatte er das beim letzten Mal auch gedacht. Warum ging ihm immer wieder Tarretti durch den Kopf? Allerdings würde er ihn ohnehin irgendwann anrufen müssen, wurde ihm mit einem weiteren Anflug von Trauer klar.
    Er griff über den Tisch, konnte das Telefon jedoch nicht erreichen. Elizabeth schob es ihm zu. Er klappte es auf und suchte die Nummer aus dem elektronischen Adressbuch heraus.
    »Wen rufst du an?«
    »Tarretti, den Friedhofswärter. Er organisiert ... na ja ...« Nathan beendete den Satz nicht, glaubte aber auch nicht, dass es notwendig war. Dann überlegte er es sich anders und nannte ihr dennoch in knappen Worten seine Gründe, während er zur Telefonnummer blätterte. Dabei sprach er so leise, dass er sich fragte, wie viel von seinem Gemurmel sie verstand.
    Als Vincent nach dem zweiten Läuten abhob, teilte Nathan ihm die Neuigkeit mit, wobei ihn die Festigkeit der eigenen Stimme überraschte.
    Tarretti schwieg ein paar Sekunden. Nathan hörte, wie er einen tiefen Atemzug einsog und anschließend einen Fluch flüsterte, als er ihn wieder ausstieß, wie er es schon bei einer ihrer früheren Unterhaltungen getan hatte. Fast, als spräche er mit sich selbst, fügte Tarretti hinzu: »Gott, was geht hier vor sich? Bitte, ich muss es wissen.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Nathan, hauptsächlich, um Tarretti daran zu erinnern, dass er noch dran war. Die Worte des Mannes rüttelten etwas in ihm wach. Unlängst hatte Nathan selbst etwas sehr Ähnliches gebetet. Eine unsichtbare Verbindung trat zu Tage, die sich unerklärlicherweise zwischen ihm und Tarretti zu erstrecken schien.
    Bis zu diesem Augenblick hatte Nathan all die anderen sonderbaren Begebenheiten seit seiner Rückkehr in die Stadt vorübergehend vergessen gehabt. Nun fluteten sie zurück, so sehr er sich auch zu verdrängen versuchte. Es gab keine Verbindung. Wie konnte er in einem solchen Augenblick über seine eigenen Probleme nachgrübeln?
    »Tut mir Leid, Herr Pastor«, sagte Tarretti. »Ich denke, wir sollten sofort darüber reden. Nur –« Er zögerte. »Ich rede nicht besonders gern am Telefon, wie Sie wahrscheinlich bei unserem letzten Gespräch gemerkt haben. Könnten Sie zu mir kommen? Wissen Sie, wo ich wohne?«
    Nathan bejahte und sah Elizabeth an. Er hatte so viel zu erledigen, musste so viele Leute anrufen, dass er nicht einmal in Erwägung ziehen sollte, die Einladung anzunehmen. Doch das Gefühl, dass eine Verbindung bestand, dass Puzzleteile sich aneinanderfügten – einschließlich dieses neuen, schrecklichen Teils – war überwältigend. Bevor er sich zu einer anderen Antwort entschließen konnte, hörte er sich sagen: »Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen.
    Tarretti meinte, das sei gut und er solle sich beeilen. »Rufen Sie niemanden sonst an, bevor wir miteinander geredet haben, Herr Pastor«, fügte er hinzu, bevor er auflegte. »Bitte. Ich erkläre Ihnen alles, sobald Sie hier sind.«
    Wie betäubt steckte Nathan das Telefon in die Manteltasche zurück. Wie ein Auto, das vorbeiraste, während er am Straßenrand stand, streifte ihn flüchtig ein Gedanke. Unter Umständen hatte er soeben eine Einladung dazu angenommen, Haydens Mörder zu besuchen. Aber wie jenes vorbeifahrende Auto hinterließ der Gedanke nur kurz einen Eindruck, ehe Nathan ihn ignorierte. Die Welt rings um ihn war völlig verrückt geworden. Wenn er Tarretti diesen Besuch abstatte und sich anhörte, was er zu sagen hatte, bevor er sich dringenderen Belangen zuwandte, würde er vielleicht den Weg zurück finden – zurück zur Vernunft, zurück zu einem Leben, wie er es gekannt hatte, bevor er in die Stadt gekommen war.
    Oder vielleicht war er bereits übergeschnappt und hatte es nur noch nicht bemerkt.
    Er ergriff sein Jackett und stand auf. Elizabeth fingerte Geld aus ihrer Brieftasche, das sie auf dem Tisch zurückließ. Obwohl sie die Rechnung noch nicht bekommen

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