Das Grab des Salomon
hatten, schien das, was sie hinlegte, bei weitem den Betrag zu übersteigen, auf den sie gelautet hätte.
»Tut mir Leid«, sagte er. »Ich setze dich bei dir zu –«
»Ich komme mit, wohin du auch fährst.« Damit erhob sie sich und ergriff seinen Arm. Nathan widersprach ihr nicht. In jenem Augenblick wollte er niemand anderen an der Seite haben als sie.
Dann jedoch erinnerte er sich an jenen flüchtigen Gedanken über Tarretti.
»Vielleicht bleibst du lieber zu Hause. Ich weiß nicht, ob –«
»Gib dir keine Mühe, Nate«, fiel sie ihm ins Wort und machte die Kellnerin auf sich aufmerksam, um ihr zu erklären, dass die Bezahlung für das Essen auf dem Tisch lag. Gemeinsam verließen sie das Lokal. Mittlerweile waren Nathans Tränen getrocknet. Er hatte zu viel zu tun. Um den alten Pastor trauern würde er an einem anderen Tag. Außerdem würde er sich der Trauer anderer annehmen müssen.
Kapitel Vierzig
Josh Everson klickte auf die Schaltfläche »Zurück« seines Browsers und wählte den nächsten Link der Internet-Suchergebnisseite. Bislang war er sieben Links gefolgt und wurde allmählich etwas nervös. Natürlich befanden sich darunter ein paar Seiten, die so offensichtlich das Resultat eines kranken Verstands darstellten, dass er sie nicht ernst nahm. Auf einer Website behauptete eine Person – ob Mann, Frau oder Jugendlicher vermochte er nicht festzustellen –, die sich selbst WC-Typ nannte (wobei »WC« für »Wachhund Christi« stand, den Namen der Website), es gäbe eine internationale Organisation von Neo-Ammonitern, die aktiv den Dämon Molech anbeteten. Auf der Website hieß es, die Anhänger dieser Bewegung wären in Wahrheit Außerirdische aus einer noch unentdeckten Galaxie, die nach und nach die führenden Persönlichkeiten von Regierungen weltweit durch Replikanten ersetzten. Wenn das stimmte, hatte Josh bei den letzten Präsidentschaftswahlen seine Stimme für ein Wesen aus dem Weltall abgegeben. Abgesehen von dieser absurden Fantasterei enthielt die Website die Verbindung, nach der er suchte, weshalb Josh sie zu den Favoriten hinzufügte, bevor er weitersuchte.
Eine andere Website erläuterte in ekligen Einzelheiten die verschiedenen Opfermethoden für den Dämonengott. Auf dieser wurde er als Moloch bezeichnet. Diese spezielle Seite bescherte Josh eine Gänsehaut. Sie enthielt Beschreibungen darüber, wie kleine Kinder auf die Hände eines großen Götzenbilds aus Eisen gelegt wurden, das die Gestalt eines sitzenden Mannes mit dem Kopf eines Stieres aufwies. Mit Scheiben und Winden wurden die Arme angehoben. Der Mund des Dämons stand immer offen, war »immer hungrig«, wie es im Erklärungstext hieß, stets bereit, eine Gabe zu empfangen. Im Bauch des Götzen loderte ein Opferfeuer. Die Flammen wurden so heiß, dass die Eisenhaut rötlich schimmerte und den Eindruck eines dämonischen Innenlebens erweckte.
Auch diese Website speicherte Josh unter den Favoriten ab. Ein Großteil der anderen Informationen, die er aufgespürt hatte, war ähnlich oder erwähnte Moloch nur flüchtig unter etlichen anderen Dämonen, die wenig liebenswerter schienen.
Josh lehnte sich zurück und trank einen Schluck von seiner warmen Cola. Er verfeinerte die Suche und fügte zu »Moloch« und »Ammoniter« noch »Vereinigte Staaten« und »Massachusetts« hinzu.
Aus dem Wohnzimmer ertönte ein heftiges Klopfen gegen die Wohnungstür. Instinktiv schaute Josh auf die Uhr – sechzehn Minuten nach neun –, dann klickte er auf »Suchen«, bevor er aufstand. Ihm fiel ein, dass er in einer halben Stunde Davy im Greedy Grocer anrufen sollte. Er hatte den Jungen dazu überredet, für diesen Abend eine Doppelschicht zu übernehmen, damit Josh Zeit hatte, Nate seine Informationen zu beschaffen. Davy hatte den Laden zwar bereits öfter abgeschlossen, aber er war nun mal ein Teenager und neigte dazu, Kleinigkeiten wie das Ausschalten der Außenbeleuchtung zu vergessen.
Als Josh die Tür öffnete, erwartete er eigentlich Nates neugieriges Gesicht davor. Stattdessen stand ein vertraut wirkender, weißhaariger Mann im Flur. Einen Augenblick lang dachte Josh, dass es sich um einen der vielen Nachbarn handelte, bei denen er es selbst nach zwei Jahren noch nicht geschafft hatte, sich vorzustellen. Dann konnte er das Gesicht einordnen.
In der hellen Flurbeleuchtung wirkte Weißkopf weit weniger bedrohlich als an jenem Vormittag. »Josh Everson?«, fragte er, wobei er sich keineswegs wütend anhörte. Was Josh als
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