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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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Erwiderung ihre Finger und ließ nicht los. Eine Träne löste sich aus seinem Auge. Es ging eindeutig um etwas Schlimmes. Sie beschloss, der Unterhaltung mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Danke«, flüsterte Nate ins Telefon. »Ich komme noch heute Abend. Tut mir Leid, was? In Ordnung. Ich –« Er setzte ab und schloss die Augen, wodurch sich weitere Tränen lösten. »Tut mir Leid. Kein Problem. Dann komme ich gleich morgen Früh.«
    Mit zitternder Hand legte er auf. Eine Träne landete auf den Nummerntasten, bevor er die Abdeckung schloss. Er ließ ihre Hand los, drehte sich um und wollte das Telefon zurück in den Mantel stecken, dann überlegte er es sich anscheinend anders und klappte es wieder auf.
    »Nate, was ist passiert? Was ist denn los?«
    »Ich muss jemanden anrufen. Ich bin nicht sicher. Ich meine ... O Gott ...« Er drehte sich zurück und stützte beide Ellbogen auf den Tisch, dann legte er das Telefon beiseite und vergrub das Gesicht in den Händen. Seine Schultern bebten, während er weinte, doch er gab dabei keinen Laut von sich. Elizabeth rückte mit ihrem Stuhl nach und schlang unbeholfen einen Arm um seine Schulter. Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt, damit er ihr sagte, was geschehen war, doch sie tat es nicht. Er würde es ihr erzählen. Und mit Sicherheit bevor er irgendjemanden sonst anrief. Sie ergriff das Telefon vom Tisch und schob es aus seiner Reichweite.
    Nate war jetzt der Pastor, er trug Verantwortung. Er musste seinen Emotionen zuerst freien Lauf lassen, bis er wieder klar denken konnte.
    All das ging ihr automatisch durch den Kopf, und sie verspürte lediglich einen leichten Anflug von Ironie, als ihr klar wurde, dass sie bereits in die Rolle der Frau des Pastors verfiel.

Kapitel Neununddreißig
    Nathan fühlte sich leer. Als er dachte, er wäre vielleicht in der Lage, die Hände vom Gesicht zu entfernen und vernünftig mit Elizabeth zu sprechen, stellte er sich Pastor Haydens Gesicht vor. Die gefasste, beinah kummervolle Miene, als der Geistliche vor drei Tagen ins Auto gestiegen und weggefahren war.
    Die Woge der Trauer, die angesichts der Erinnerung über ihm zusammenschwappte, war zu heftig, zu schmerzlich. Erneut begann er zu weinen. Schon als Kind hatte er nie laut geweint. Er hatte sich schon immer hinter seinen Händen versteckt und nur gezittert. Die Tränen rannen ihm übers Gesicht und tropften in seinen offenen Kragen.
    Schließlich senkte er die Hände und seufzte lang und schwer. Elizabeths um seinen Rücken geschlungener Arm fühlte sich in jenem Augenblick tröstlicher an, als er ihr je zu erklären vermocht hätte. Das brauchte er auch nicht, denn sie drückte ihn inniger.
    Pastor Hayden war tot.
    »Nate?«
    Mit einem Taschentuch aus seiner Manteltasche wischte er sich das Gesicht ab. Er hatte immer Taschentücher dabei, um sie für verzweifelte Gemeindemitglieder griffbereit zu haben, die er besuchte. Er holte tief Luft, dann sagte er: »Pastor Hayden wurde heute Abend gefunden. Er ist tot.«
    »Was? Nate, was ...« Elizabeth beendete den Satz nicht, sondern starrten ihn mit geweiteten Augen an und wartete auf eine weitere Erklärung.
    Die jedoch zu grauenhaft schien, um sie zu akzeptieren.
    »Die Polizei sagt, dass er ... dass er ermordet wurde. Jemand hat ihn erschossen und am Rand des Geländes zurückgelassen.« Das Aussprechen der Worte ließ seinen Körper erschlaffen, als ihn neuerlich tiefste Bestürzung erfasste.
    Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Nachdem er es laut ausgesprochen hatte, wirkte es nicht mehr real. Ralph Hayden konnte nicht ermordet worden sein. Er befand sich in einem Kloster, um Himmels willen.
    Nathan starrte auf die Tischoberfläche, spürte Elizabeths Arm um ihn und versuchte, es zu verstehen. Seine Beine begannen wie von selbst, auf und ab zu wippen. Er musste einfach irgendetwas tun.
    »Ich muss jemanden anrufen«, erklärte er schließlich.
    »Wen?«
    Er sah sich im Restaurant um und hoffte, die richtige Person zu erblicken. Am Tisch neben ihnen genoss eine Familie ungebrochen ihr Essen, außer einem kleinen Mädchen mit zwei Zöpfen, das seine Tränen bemerkt hatte und ihn neugierig, jedoch distanziert anstarrte.
    Laut Bruder Armand war die Polizei von Hillcrest bereits verständigt worden. Nathan würde alle Mitglieder der Gemeindeversammlung anrufen müssen, die Kirchenältesten und Mrs. Lewis oder Mrs. Zawalich. Sie würden am Bode zerstört sein. Gott , dachte er, das wird zu viel für sie sein.
    Er schniefte,

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