Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
Vom Netzwerk:
zurück«, flüsterte Vincent, kraulte den Hund ein letztes Mal hinter den Ohren und drückte ihn zurück hinein. Er schob das Fenster zu, so weit er konnte, während er noch mit einem Arm seinen ältesten und besten Freund zurückhielt. »Bleib. Guter Junge.« Er streichelte Johnson noch einmal über den Kopf, dann zog er den Arm zurück. »Guter Junge. Ich bin bald wieder da.«
    Der Hund winselte unglücklich.
    Vincent drehte sich um und wartete, ließ den Augen etwas Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Danach rannte er das kurze Stück zum Geräteschuppen.
    Er kannte den Lagerort jedes Werkzeugs und jedes Hindernis so genau, dass er kein Licht brauchte. Die Brechstange befand sich an ihrem üblichen Platz am Rand des zweithöchsten Ablagefachs neben der Tür. Seine Hand griff durch mehrere Spinnweben, um sie zu erreichen. Dieses spezielle Werkzeug hatte er schon lange nicht mehr gebraucht, da beim letzten Mal Ruth die Gruft für ihn geöffnet hatte – bei der Arbeit verwendete er weit größere Versionen, um die verschiedenen Betonsarkophage zurechtzurücken, in die viele der Särge gelegt wurden. Vincent wischte die Spinnweben und den Staub ab und spürte eine Rostschicht rings um die Brechstange. Er hoffte, sie würde der Aufgabe gewachsen sein. Er griff hinter sich, schob sie unter die Jacke und zwängte ein Drittel ihrer Länge in seine Jeans. Nachdem er sie so verstaut hatte, dass sie ihm am wenigsten Unbehagen bereitete, verließ er den Schuppen. Das Brecheisen drückte bei jedem Schritt schmerzlich gegen sein Gesäß. Rennen würde er ohne ernste und qualvolle Folgen nicht können.
    Kurz orientierte er sich, dann überquerte er den Hof und hielt sich am Waldrand, so gut es ging. Er lief mit raschen, aber leisen Schritten.

Kapitel Achtundvierzig
    Während des Großteils der Fahrt zur Kirche schwieg Elizabeth. Sie saß mit vor der Brust verschränkten Armen mürrisch neben Nathan. Er hätte eine Ablenkung von seinem gedanklichen Durcheinander begrüßt, selbst wenn sie darin bestanden hätte, dass Elizabeth ihrem Ärger Luft machte. Was er zu tun gedachte, fühlte sich richtig an, war der nächste logische Schritt. Selbst wenn all das sinnlos oder sogar gefährlich war, zumindest würde er eine Antwort erhalten. Entweder bestand tatsächlich ein Zusammenhang zwischen seinen Träumen, Haydens Ermordung und der Situation seines Vaters, war alles ein Teil – oder das Ergebnis – eines übergeordneten Plans Gottes, oder er ließ sich in die Wahnvorstellungen eines anderen mit hineinziehen. In jedem Fall würde das Rätselraten ein Ende finden. Es fühlte sich an, als bewegte er sich in einem weiteren Traum, unfähig zu ändern, was auf ihn zukam.
    Er könnte sofort anhalten, die Polizei anrufen, Tarretti melden und abwarten, bis die Behörden Wahrheit von Fantasie trennten. Bei dem Gedanken verspannte sich unwillkürlich sein Magen. Seine Instinkte verrieten ihm, dass es falsch wäre, dass er nicht gegen den Strom ankämpfen, sondern bis zum Ende mit ihm schwimmen sollte.
    Danach könnte Nathan sein normales Leben vielleicht wieder aufnehmen und die Gemeinde auf den Schock vorbereiten, dass ihr früherer Pastor tot war. Viele Menschen würden Nathan brauchen, seine zuhörenden Ohren, seinen stützenden Arm, seine tröstenden Worte.
    Das Problem war nur, dass sich das nicht am Horizont abzeichnete. Nicht in der Richtung, in die er steuerte.
    Die Kreuzung mit der Greenwood Street zog rechts an ihnen vorbei. Elizabeth blickte durch das Fenster die Straße entlang, blieb jedoch stumm. Nathan bog an der nächsten Kreuzung nach rechts in die Dreyfus Road und kurz darauf in die Auffahrt der Kirche. Das Gebäude lag dunkel da.
    Kurz spielte er mit dem Gedanken, an dem kleineren Parkplatz vorne vorbeizufahren, wo die Markierung immer noch »Pastor Hayden« lautete, und stattdessen hinten zu parken. Das wäre näher beim Wald und dem Spazierweg, der zum südlichen Rand des Friedhofs führte.
    Allerdings wäre das ein Bruch seiner Routine gewesen, also parkte er dennoch vorne. Haydens Name, der im Scheinwerferlicht auftauchte, erfüllte ihn neuerlich mit Schmerz. Nathan verdrängte ihn. Für Trauer war später Zeit. Doch der Anblick des Schildes rüttelte noch etwas anderes wach, ein Gefühl der Dringlichkeit. Nad ei tohi seda võtit saada!
    Was bedeutete das?
    Es würde eine lange Nacht werden. Er musste konzentriert bleiben. Ein Blick zurück auf die Straße offenbarte keinerlei Anzeichen dafür, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher