Das Grab des Salomon
schämen. Sie bückte sich nach ihm. »Alles in Ordnung, Sherlock?«
Vorsichtig atmete er ein und nickte. »Ja. Aber ich habe die Taschenlampe fallen gelassen.«
Elizabeth schlich ein paar Schritte weiter und hob sie auf. »Wir sollten zusehen, dass wir weiterkommen. Womöglich sind wir hier mitten in einem Gewirr aus Giftefeu.«
Langsam stand Nathan auf und ergriff ihre Hand. Sie behielt die Taschenlampe, schaltete sie aber nicht ein. Nathan ging in die Richtung voraus, in der er Salomons Grab wähnte.
Kapitel Neunundvierzig
Peter Quinn hielt die ganze Zeit den Atem an, während der Nathan Dinneck in den Wald an die Stelle starrte, an der er und Josh Everson kauerten. Hätte ihn seine Stimme nicht verraten, hätte er Everson befohlen, dasselbe zu tun. Der Junge hätte ihm gehorcht, bis er aus Sauerstoffmangel das Bewusstsein verloren hätte. So jedoch verharrte Everson nur reglos, und Peter hoffte, der Junge atmete nicht zu laut.
Quinn hatte die beiden früh genug kommen gehört, um von dem Spazierweg zu verschwinden. Wahrscheinlich war ihnen gar nicht bewusst, welchen Lärm sie verursachten. Ihre Unwissenheit hatte sich als Segen erwiesen, denn Quinn hatte sich auf den kleinen Parkplatz konzentriert und darauf gewartet, dass Dinnecks oder Tarrettis Wagen eintraf. Der Gedanke, dass sie sich so spät nachts durch den Wald nähern könnten, war ihm nicht gekommen.
Natürlich bedeutete dies auch, dass Paulson wahrscheinlich versagt hatte. Wenn diese beiden solche Mühen auf sich nahmen, um hierher zu gelangen, konnte Tarretti nicht weit entfernt sein. Aber Paulson hatte ihn nur ein Mal angerufen, um ihm mitzuteilen, dass Dinneck und die Frau gegangen waren und der Friedhofswärter sich zu Bett begeben hatte. Als Dinneck ihn fast direkt angestarrt hatte, war in Peter die Befürchtung gereift, Paulson könnte ihn just in diesem Moment anrufen. Er hatte das Telefon zwar auf Vibrationsmodus eingestellt, aber in solcher Nähe wäre selbst das einem Fanfarenstoß gleichgekommen.
Als Dinneck und die Frau unmittelbar hinter der Mauer aufeinander fielen, nutzte Quinn die Gelegenheit, um langsam den Atem auszublasen und Luft zu holen. Everson rührte sich nicht. Zumindest atmete er noch. Mittlerweile hatte sich das Paar weit genug den Hügel hinab in Richtung des Grabes entfernt, dass Quinn dem jungen Mann ins Ohr flüstern konnte: »Mr. Everson, folgen Sie mir und machen Sie keinen Mucks. Bewegen Sie sich vorsichtig.«
Mit der Hypnosestimme zu flüstern, war schwierig, aber einfacher, als sie bei Telefongesprächen einzusetzen. Josh folgte ihm wie ein gehorsamer Hund.
Quinn verbarg sich hinter dem großen Baum und spähte daran vorbei auf den Friedhof. An einer Stelle hatte jemand eine Taschenlampe eingeschaltet. Er hörte Stimmen, die weit durch die kühle Nachtluft hallten. Was sie sagten, verstand er nicht, aber bald erlosch das Licht wieder. Die dunklen Gestalten rannten weiter und versteckten sich hinter einem großen Monument unweit der Engelsstatuen. Quinn vermutete, dass sie dort bleiben würden, bis ... was? Natürlich, bis Vincent Tarretti eintraf.
Nachdem ihm vor Augen geführt worden war, wie weit Stimmen bei dieser Stille drangen, brachte er die Lippen dicht an Eversons Ohr und flüsterte ihm zu, sich auf den Spazierweg zu setzen. Der Baum würde verhindern, dass sie von Dinneck oder der Frau gesehen werden konnten. Paulson hatte sich immer noch nicht gemeldet – was darauf schließen ließ, dass Tarretti sich in seinem Haus eine Weile im Hintergrund hielt. Ferner legte es nahe, dass der Mann wusste, dass er beobachtet wurde. Keine gute Ausgangssituation. Wenn sie ahnten, dass Quinn ihnen so dicht auf den Fersen war, würde er schnell handeln müssen, sobald sich eine Gelegenheit böte.
Er blickte auf den Pfad unter seinen Füßen hinab. Sehen konnte er ihn zwar nicht, aber der Umstand, dass er trotzdem vorhanden war, ließ einen Gedanken aufblitzen. Was, wenn der Friedhofswärter das Haus in Wahrheit verlassen hatte? Wenn er sich hinausgeschlichen und so wie Dinneck und die Frau einen heimlichen Weg gewählt hatte?
Quinn würde es bald erfahren. Er wollte Paulson nicht anrufen, weil er fürchtete, der matte Schimmer des Mobiltelefons könnte seine Position hinter dem Baum verraten. Stattdessen machte er es sich auf dem Boden gemütlich, vergewisserte sich, dass er das Versteck des Paares zumindest teilweise im Blickfeld hatte, und wartete darauf, dass etwas geschah.
Kapitel Fünfzig
Vincent
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