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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Wohl?«
    »Bitte, Engla   …«
    Doktor Ekwall streckte seine Hand aus. Wenn er ihr das Amulett wirklich abnehmen wollte, konnte Engla nichts dagegen tun. Karl hielt die Luft an.
    Aber da plötzlich tauchte am Rand des Stegs ein Schatten auf. Karl erhaschte gerade noch einen kurzen Blick auf etwas Schwarzes, das sich hinter Ekwall bewegte, als der Doktor schon aufschrie und kopfüber auf die Planken stürzte. Ein Geschöpf, das einst im Moorsee ertrunken war, war aus der Tiefe aufgestiegen und hatte ihn zu fassen bekommen.
    Der Doktor ruderte mit den Armen und versuchte verzweifelt, sich irgendwo festzuhalten, aber unerbittlich zerrte es ihn an den Beinen in Richtung des brodelnden Wassers.
    »Hilfe«, keuchte Doktor Ekwall. »Helft mir!«
    Instinktiv stürzte Karl zu ihm, griff nach seinen Händen und hielt sie fest, als ginge es um sein eigenes Leben. Aber das Geschöpf aus der Tiefe war stark.
    »Bitte, lass mich nicht los«, flehte Doktor Ekwall Karl an. »Bitte . . .«
    Für einen Moment beobachtete Engla Forin fassungslos, was sich vor ihren Augen abspielte, dann suchten ihre Augen Saras Blick. Sie lächelte.
    »Keine Albträume mehr   …«
    Mit diesen Worten ließ sie das Amulett in den wogenden See gleiten. Als es die Wasseroberfläche berührte, flammte es kurz auf wie brennendes Magnesium, dann war es verschwunden.
    Im selben Moment ließ das Wesen von Doktor Ekwall ab und mit einem Ruck knallten er und Karl auf die Planken. Danach ging alles ganz schnell. Aus dem See ertönte ein lautes Gurgeln und ein gleißendes Licht erstrahlte aus der Tiefe. Karl war so geblendet, dass er die Augen schließen musste.
     
    Als er sie wieder öffnete, war alles schwarz. Er blinzelte ein paarmal und langsam kamen die Umrisse seiner Umgebung zurück. Es war schlagartig kalt geworden.
    Doktor Ekwall war wieder auf die Füße gekommen und starrte genau wie Sara auf das Wasser. Mitten im See hatte sich ein weißer Fleck gebildet, der sich ausbreitete wie ein Fächer. Blitzschnell kristallisierte die gesamte Wasseroberfläche zu einer geschlossenen Eisdecke. Knackend und knirschend überzog funkelnd weißer Raureif das Ufer, Moor und Gestrüpp. Die ganze Landschaft gefror zu Eis. Dann wurde es still.
    Ekwall blickte über den See. Er drehte sich zu Karl um. Ein stummes Nicken war die größtmögliche Annäherung an ein Dankeschön, die er zuwege brachte. Dann drängelte er sich an Karl und Sara vorbei und verschwand in der frostigen Moorlandschaft.
    Saras Lippen waren schon blau gefroren. Karl zitterte. Eilig liefen sie zu Engla und halfen ihr über den Steg ans Ufer.
     
    Das dunkle, feuchte Moor hatte sich in eine Märchenwelt verwandelt. Bäume und Pflanzen waren in weiße Kristalle gehüllt. Auch der Boden unter ihren Füßen war wieder gefroren.
    Die vertrauten Pfade wurden sichtbar und es fiel Karl und Sara nicht länger schwer, den Heimweg zu finden. Eigentlich war es unvorstellbar, wie bedrohlich das Moor gerade eben noch gewesen war.
    Sie hatten Engla nach Hause ins Bett gebracht. Die alte Frau hatte ihnen gedankt, endlich hatte sie ihren Frieden gefunden. Sie und Sara teilten etwas, das außer ihnen nicht viele verstehen konnten.
    Karl war noch einen Moment bei Engla geblieben, während Sara schon nach unten gegangen war. Es gab noch eine Sache, die er wissen musste.
    »Engla . . . W-woher wusstest du, wer ich bin? Woher wusstest du, dass ich Karl Dymling heiße?«
    Die alte Frau schlug die Augen auf.
    »Nicht jeder kann es sehen, Karl Dymling, aber du bist etwas Besonderes. Du bist auserwählt.«
    »Was meinst du damit?«
    Sein Herz fingan heftig zu pochen.
    »Das wirst du erfahren, wenn es an der Zeit ist«, entgegnete Engla. »Alles wird gut, du wirst sehen.«
    »Wiedersehn, Engla«, rief Sara unten aus der Diele.
    »Wiedersehn! Wiedersehn!«, echote der Papagei aus der Küche.
    In Gedanken versunken gingen Karl und Sara über den gefrorenen Sumpfboden nach Hause. Das Amulett war wieder im Moor. Der Fluch war endlich gebrochen. Alle, die Ruhe finden wollten, hatten sie gefunden. Nur Karl grübelte über das, was Engla zu ihm gesagt hatte. Er wollte mit Sara darüber reden, aber nicht jetzt. Jetzt wollte er nur noch, dass alles wieder gut und nichts mehr seltsam war.
    »Ich werde sie vermissen«, sagte Sara plötzlich.
    »Wen?«
    »Lilly«, sagte Sara und holte tief Luft. »Trotz all der Albträume, der Gräber, trotz mystischer Amulette und fieser Sumpfmonster hat sie mir das Gefühl gegeben, etwas

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