Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
ich.«
    »Klasse. Äh … Um wie viel Uhr soll ich dich abholen? «
    Sie hatte mit dieser Frage gerechnet und eine Geschichte parat. »Ich muss heute Nachmittag noch ins Blayton Memorial rüberfahren, deshalb …«
    »Soll ich dich hinbringen?«
    »Nein, ist schon okay. Ich hab Aces Wagen. Es wäre für mich am bequemsten, wenn wir uns im Restaurant treffen würden.«
    »Verstehe …«
    »Ich komme auf dem Rückweg vom Krankenhaus direkt am Fireside Chalet vorbei.«
    »Ja. Klingt vernünftig.«
    »Treffen wir uns also gegen sechs im Restaurant? Passt dir das?«
    »Klar. Super. Ich werd mich für dich in Schale werfen. «
    »Ich mich auch. Also bis dann, Melvin.«
    »Ja. Bis dann.«
    Sie legte auf. Ihr Herz raste. Sie kippte ihren Stuhl zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und atmete langsam aus. Ich hab’s getan, dachte sie. Ich hab es tatsächlich getan. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich bin wirklich reif für die Klapsmühle.
    Aber wenn es funktioniert, bin ich ihn los. Vielleicht für immer.
    Als sie sich wieder beruhigt hatte, suchte sie Jacks Namen im Telefonbuch. Sie fand zwei Nummern, die private und die seines Büros. Sie rief im Büro an.
    Nach dem zweiten Klingeln nahm eine Frau ab. »Guten Tag. Anwaltskanzlei Jack Randolph.«
    »Ist Mr. Randolph zu sprechen?«
    »Wen darf ich melden?«
    »Vicki Chandler.«
    »Einen Augenblick, bitte.«
    »Hi. Wie geht’s?«, sagte Jack nach ein paar Sekunden.
    Als sie seine Stimme hörte, fühlte sie sich plötzlich viel besser. »Besser als gedacht. Thelma hat die meisten Termine für heute abgesagt, also komme ich einigermaßen über die Runden. Allerdings werde ich heute Abend ein bisschen später kommen. Bis neun müsste ich es aber schaffen, falls das okay für dich ist.«
    »Ich denke, ich kann damit leben«, sagte er. »Wir essen dann eben etwas später. Das hat Stil.«
    »Ich werde schon vorher was essen. Ich hab eine Verabredung zum Dinner.«
    »Oh. Okay.«
    »Es ist nicht so, wie du vielleicht denkst. Ich … ich muss los. Ich werd’s dir später erklären.«
    »Du musst mir nichts erklären, Vicki.«
    »Keine Sorge, das werde ich trotzdem. Es dürfte ziemlich interessant werden. Falls ich es überlebe.«
    »Jetzt mache ich mir allmählich Sorgen.«
    »Es wird nur kein Vergnügen werden, das ist alles. Ich freue mich nicht gerade darauf. Aber wir sind an einem öffentlichen Ort, und ich fahre selbst, also kann mir nichts passieren.«
    »Was um alles in der Welt hast du vor?«
    »Ich erzähle es dir, wenn ich bei dir bin.«
    »Vicki.«
    »Ich kann jetzt nicht weiterreden. Es ist eine lange Geschichte, und ich habe Patienten im Wartezimmer. Wir sehen uns spätestens um neun, okay?
    »Na schön … Okay. Bis dann also.«
    »Bye, Jack.«

Kapitel Sechsundzwanzig
    Melvins Herz schlug schneller, als er den roten Mustang auf dem Parkplatz neben dem Fireside Chalet entdeckte.
    Vicki war tatsächlich gekommen.
    Den ganzen Nachmittag hatte er über die Einladung nachgedacht. War sie ernst gemeint? Vielleicht war es nur ein blöder Scherz. In der Schule war er ständig Zielscheibe solcher Bösartigkeiten gewesen. Darlene Morgan persönlich hatte ihn gefragt, ob er mit ihr zum Abschlussball der Unterstufe gehen würde. Aber kurz zuvor war der Film Carrie zwei Wochen lang im Palace Theatre gelaufen, weshalb Melvin nicht darauf hereingefallen war. Er empfahl Darlene noch am Telefon, vor seiner Mutter, Scheiße zu fressen. Und er fragte sich später ständig, ob die miese Schlampe die Verabredung tatsächlich bis zum bitteren Ende durchgezogen hätte.
    Aber Vicki war hier. Sie hatte wirklich die Absicht, mit ihm zu Abend zu essen.
    Es schien absolut unglaublich.
    Ich hab immer gewusst, dass es irgendwann geschehen würde, dachte er, als er auf den Parkplatz bog.
    Aber nicht so bald.
    Eigentlich nie, um ehrlich zu sein.
    Es war wie mit seinen Experimenten. Er hatte gewusst, dass es irgendwann mal klappen würde, doch innerlich mit Misserfolg gerechnet. Was den Erfolg umso süßer machte.
    Sie weiß, dass ich Pollock für sie getötet habe. Deshalb tut sie das. Es ist ihre Art, mir zu danken.
    Es sei denn, sie will mich dafür drankriegen.
    Egal – ich erzähle ihr besser nicht die Wahrheit.
    Er bog zwei Wagen von Aces Mustang entfernt in eine Parklücke und stieg aus. Er hatte trotz Klimaanlage die ganze Fahrt über geschwitzt. Jetzt schien ihn die Hitze regelrecht braten zu wollen. Ihm lief der Schweiß vom Gesicht und in Bächen über seinen Nacken und

Weitere Kostenlose Bücher