Das Grab - Roman
gegeben.«
»Du wolltest den Wagen nicht.«
»Ich meine nicht den Wagen«, sagte sie, »und das weißt du.«
Der Kellner kam an ihren Tisch. »Möchten Sie bestellen? «
»Ja, ich denke schon«, sagte Vicki. »Hast du dich entschieden? «
Er nickte, obwohl er sich nicht entschieden hatte. Er ließ den Blick über die Speisekarte huschen, während Vicki etwas zu dem Kellner sagte, wusste nicht, was die Hälfte der Gerichte überhaupt war, wusste nicht, ob er einfach ein Steak bestellen sollte.
»Und Sie, Sir?«, erkundigte sich der Kellner.
»Ich nehme dasselbe wie sie«, sagte er und empfand ein wundervolles Gefühl der Erleichterung, als der Kellner seine Karte nahm.
»Und bringen Sie uns eine Flasche Buena Vista Sauvignon Blanc«, fügte Vicki hinzu.
»Sehr wohl.« Der Ober entfernte sich.
»Wir trinken Wein?«, fragte Melvin.
»Magst du keinen Wein?«
»Doch.« Grinsend rieb er sich mit der Hand über den Mund und spürte, wie Salzkristalle von seinen Lippen fielen. »Wenn wir nicht aufpassen, haben wir ziemlich schnell einen in der Krone.«
»Wir feiern ja schließlich«, sagte sie.
Versucht sie, mich betrunken zu machen? Oder versucht sie, sich zu betrinken?
Sie hatte ihre zweite Margarita fast geleert, und auf ihrem Gesicht lag ein rosiger Schimmer, der ihm zuvor nicht aufgefallen war.
Sie ist nur nervös, dachte er. Ihm fiel wieder ein, wie ihre Hand gezittert hatte, als sie angestoßen hatten. Es ist schließlich unsere erste Verabredung. Sie hat allen Grund, nervös zu sein. Ich bin selber auch ziemlich zittrig. Aber wenn sie weiter den Alkohol so in sich reinschüttet …
Ist sie bald nicht mehr in der Lage, allein nach Hause zu fahren.
Ich kriege sie in meinen Wagen .
Melvins Herz schlug plötzlich so laut, dass er sich fragte, ob sie es hörte.
»Was feiern wir?«, fragte er.
Sie kippte den Rest ihrer Margarita, seufzte, stellte das Glas ab und leckte das Salz von ihren Lippen. »Was wir feiern?«, sagte sie, als frage sie sich das selber. Sie lehnte sich zurück und breitete die Arme über der gepolsterten Lehne ihrer Sitzbank aus. Die Bewegung straffte ihre Bluse unterhalb ihrer Brüste. »Uns«, sagte sie. Ihre Stimme klang sanft und feierlich. »Wir feiern uns.«
»Das ist … sehr schön.«
»Ein Freund wie du ist sehr selten. Ich weiß, dass du viel zu bescheiden bist, um zuzugeben, dass du dich um Pollock gekümmert hast. Aber das ist schon in Ordnung. Die Wahrheit ist, dass ich froh darüber bin. Er hat sich mir gegenüber ekelhaft benommen, und du hast ihn dafür bezahlen lassen. Es ist nicht nur Dankbarkeit. Sicher, ich bin dir dankbar. Aber es ist mehr als das. Du hast es dir wirklich zu Herzen genommen. Und du hast für mich tatsächlich dein Leben riskiert. Er hätte dich umbringen können, oder die Bullen hätten dich erwischen können …« Sie presste die Lippen zusammen und sah aus, als würde sie gleich zu weinen anfangen. »Ich hab noch nie jemanden kennengelernt, der so galant ist.«
Melvin schluckte krampfhaft, um den Kloß aus seinem Hals zu bekommen. »Ich … Ich würde alles für dich tun.«
Vicki beugte sich vor und streckte ihre Hand über den Tisch. Melvin bedeckte sie mit seiner Hand und fühlte ihren sanften Druck. Er bemerkte, dass sie wegsah. Nur Augenblicke, bevor der Kellner mit den Salaten und einem Brotkorb an ihrem Tisch auftauchte, zog sie ihre Hand zurück.
Verdammt! Wieso musste dieser Penner angeschlichen kommen und alles verderben?
Als er wieder weg war, starrte Vicki einen Moment lang in Melvins Augen. Dann begann sie zu essen.
Melvin stocherte in seinem Salat herum. Das weiße, klumpige Dressing schmeckte sauer. Er mochte es nicht, doch so wie er sich im Augenblick fühlte, hätte er ohnehin keinen Bissen hinuntergekriegt. Sein Herz hämmerte so wild, dass ihm schwindlig wurde. Er fühlte sich hohl und leer. Er schob den Salat beiseite und nahm einen Schluck von seinem Drink.
»Magst du den Salat nicht?«, fragte Vicki.
»Nicht das Zeug oben drauf.«
»Das ist Blauschimmelkäsedressing. Mein Lieblingsdressing. «
Er nippte an seiner Margarita und sah ihr beim Essen zu. Nach ein paar Bissen Salat nahm sie ein Brötchen aus dem Korb und aß die Hälfte davon, ehe sie sich wieder dem Salat zuwandte. Sie hatte kaum einen Blick für ihn übrig, während sie mit dem Essen beschäftigt war. Und sie aß langsam.
Melvin wollte, dass sie schneller machte und mit ihm redete.
Sie war mit dem Salat fast fertig, als der Kellner wieder an
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