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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Weiberkram zum Drunterziehen, nahm er an. Aber die andere Schulter schien seltsamerweise nicht gepolstert zu sein.
    »Um ehrlich zu sein«, sagte sie, »hatte ich zuerst ein bisschen Angst vor dir. Etwa an dem Abend, an dem ich in die Stadt gekommen bin. Ich meine, das letzte Mal hatte ich dich auf der Wissenschaftsausstellung gesehen, und das hat mich ganz schön geschockt.«
    »Hat jeden geschockt.«
    »Aber jetzt hab ich keine Angst mehr vor dir. Jetzt, wo ich dich besser kennengelernt habe, habe ich bemerkt, wie sensibel und rücksichtsvoll du bist.« Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Mir hat noch nie jemand ein Auto geschenkt.«
    »Du hast mich gezwungen, es wieder zurückzunehmen. «
    »Allein die Idee zeigt deine Großzügigkeit. Und ich kann verstehen, wie … Jeder hat immer auf dir herumgehackt. Es ist verständlich, wenn du glaubst, nur mit Geschenken Zuneigung bekommen zu können.«
    Sie versteht mich wirklich , dachte Melvin. Er fühlte einen Kloß im Hals.
    »Du musst mir aber keine Geschenke machen. Ich mag dich, weil du bist, wie du bist, und nicht, weil du mir Geschenke machst. Du bist was Besonderes.«
    »Das ist … sehr nett.«
    Der Kellner brachte ihre Drinks. Er stellte sie auf den Tisch, eine kleine Serviette unter jedem Glas. »Wollen Sie erst Ihre Drinks genießen, bevor ich die Speisekarten bringe?«
    »Ich denke, wir möchten lieber gleich bestellen«, erwiderte Vicki. Sie lächelte Melvin zu. »Ich habe einen Bärenhunger. Und du?«
    Er nickte.
    Vielleicht hat sie tatsächlich Hunger, dachte er. Oder sie will den Abend schnell hinter sich bringen, um möglichst bald von mir wegzukommen.
    Wenn dem so ist, wieso ist sie dann überhaupt hier?
    Der Kellner reichte erst Vicki eine Speisekarte, dann Melvin. »Möchten Sie sich die Karte ein paar Minuten in Ruhe ansehen, bevor Sie bestellen?«, fragte er.
    »Ja, das wäre nett«, antwortete Vicki.
    Er ging davon.
    Vicki öffnete ihre Speisekarte nicht. Sie legte sie beiseite. Vielleicht hat sie es doch nicht so eilig, sagte sich Melvin, als er seine Karte ebenfalls zur Seite schob.
    Sie hob ihren Drink und prostete ihm zu. Ihre Hand war nicht besonders ruhig. Die Oberfläche ihrer Margarita zitterte leicht. »Auf Ritter in glänzender Rüstung und Jungfrauen in Not.«
    Hatte Pollock nicht irgendwas über Ritter gefaselt, als sie im Riverfront waren?
    Darauf spielt sie mit ihrem Toast an, dachte Melvin. Sie trinkt darauf, dass ich den Drecksack erledigt habe.
    Er ließ sein Glas gegen ihres klirren, trank einen Schluck und spürte den salzigen Rand.
    »Schmeckt dir der Drink?«, fragte sie.
    »Ein bisschen wie Limonade.«
    »Ist aber stark. Das ist Tequila mit Triple Sec.«
    Er nickte, als wüsste er das bereits.
    »Tja«, sagte sie. »Wollen wir schauen, was sie haben? «
    Sie vertieften sich in ihre Speisekarten. Die Preise verschlugen Melvin die Sprache. Er hatte noch nie in einem so noblen Restaurant gegessen und sich nicht vorstellen können, dass Essen so teuer sein konnte. Das beste Filetsteak auf der Karte kostete fast zehnmal so viel wie im Supermarkt.
    Sie kann es sich leisten, dachte er. Ihr gehört jetzt die ganze Praxis. Dank mir.
    Trotzdem – die Preise beunruhigten ihn.
    Vielleicht sollte ich bezahlen, dachte er. Dann würde er sich besser fühlen. Sie hatte aber gesagt, die Einladung ginge auf sie. Es könnte unhöflich wirken, wenn ich versuche, zu bezahlen.
    »Die Steaks sind hier sehr gut«, sagte Vicki.
    »Nimmst du eines?«
    »Ich glaube, ich nehme die Garnelen.«
    Die Garnelen waren, wie er sah, nicht so teuer. »Bestell dir ruhig ein Steak«, sagte er und hielt die Karte vor sein Gesicht, damit sie nicht sah, dass er rot wurde. »Ich lade dich ein.«
    »Nein, Melvin. Ich bezahle. Ich bestehe darauf.«
    »Hey, ich hab so viel Geld, dass ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll.«
    Plötzlich krümmten sich ihre Finger über den Rand der Karte und bogen sie nach unten. Sie sah ihm in die Augen. Seine Verlegenheit verflog, als er eine sanfte, warme Glut in sich aufsteigen fühlte. »Das ist meine Einladung«, flüsterte sie.
    »Aber wenn du ein Steak möchtest …«
    »Ich will aber keins.« Sie zog ihren Arm langsam zurück. In dem gedämpften Licht sah er dunkel und glatt aus. »Ich möchte Garnelen. Du kannst dir bestellen, was du willst. Steak und Hummer, wenn du möchtest. Der Preis spielt keine Rolle.«
    »Okay. Ich wollte nur …«
    Sie legte einen Finger auf ihre Lippen. »Du hast mir schon so viel

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