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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihren Tisch kam. Diesmal brachte er eine Flasche Wein. Er zeigte Vicki das Etikett, und sie nickte. Dann entkorkte er die Flasche. Er goss einen Fingerbreit davon in ihr Glas. Sie kostete ihn und sagte: »Sehr gut«, und er füllte beide Gläser. Er stellte die Flasche auf den Tisch.
    Dann verzog er sich wieder.
    Vicki schob sich einen großen Brocken Blauschimmelkäse in den Mund. Sie legte die Gabel auf ihren Salatteller, wischte sich mit der Serviette über den Mund und sah Melvin an. »Schade, dass dir der Salat nicht geschmeckt hat.«
    »Ist schon okay.«
    »Nimm ein Brötchen.«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Alles in Ordnung? Geht es dir gut?«
    »Ja. Klar.«
    »Ich hab dich doch nicht aus der Fassung gebracht, oder? Mit dem, was ich über meine Gefühle für dich gesagt habe.«
    »Nein. Ja. Ich glaube nicht. Ich weiß nicht.«
    »Du bist nicht sauer auf mich, oder?«
    »Gott, nein.«
    Sie trank die letzten Tropfen ihrer Margarita. »Ich hoffe, du hast keine Angst, dass ich dich verraten könnte. Ich betrachte es als unser Geheimnis. Ich würde niemandem gegenüber auch nur ein Wort darüber verlieren – nicht einmal Ace.« Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Es würde mir sowieso niemand glauben. Sie sind sich alle sicher, dass es diese Krankenschwester getan hat. Patricia Soundso.«
    »Vielleicht hat sie es getan. Das glauben zumindest die Bullen.«
    »Du musst mir nichts vorspielen, Melvin.«
    Vielleicht bist du diejenige, die ein Spiel spielt, dachte er. Doch er brachte es nicht über sich, es laut auszusprechen. Er wollte es nicht glauben. Dies war alles viel zu schön, um wahr zu sein, aber warum sollte es nicht wahr sein können? Patricia wieder zum Leben zu erwecken war ebenfalls zu schön gewesen, um wahr zu sein. Aber es war trotzdem geschehen. Das mit Vicki könnte auch wahr werden. Vicki mochte ihn vielleicht wirklich – liebte ihn möglicherweise sogar – für das, was er mit Pollock gemacht hatte.
    »Eines interessiert mich wirklich«, sagte sie. »Du musst es mir nicht sagen, aber … es hat mich neulich Abend schon fasziniert, als du erzählt hast, wie du Darlene ausgegraben und dein Wissenschaftsprojekt vorbereitet hast. Wie um alles in der Welt hast du es hinbekommen, dass es aussah , als hätte Patricia den Mistkerl über den Jordan geschickt?«
    »Können wir nicht über was anderes reden?«
    »Klar. Entschuldige.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein und sah sich um, als halte sie nach dem Kellner Ausschau.
    »Jemand könnte uns hören.«
    »Ich hätte das nicht fragen sollen. Vergiss es. Es interessiert mich nur, das ist alles. Aber ich kann verstehen, wenn du Angst hast, etwas zu erzählen, das zu … konkret ist. Das ist schon okay. Mach dir keine Sorgen. Ah, da kommt unser Essen.«
    Diesmal war Melvin dem Ober dankbar für die Störung. Sie rettete ihn davor, genauer auf Vickis drängende Fragen eingehen zu müssen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Vicki schien sich in den Kopf gesetzt zu haben, alles rauszufinden. Vielleicht wollte sie sich nur überzeugen, dass er die Sache mit Pollock tatsächlich gedeichselt hatte. Vielleicht begann sie, daran zu zweifeln. Was, wenn sie zu dem Schluss kam, dass er gar nichts damit zu tun hatte?
    Der Kellner ging, und Vicki begann zu essen.
    Melvin sah auf seinen Teller. Vom Spargel und dem weißen Reis stieg heißer Dampf auf. Die Garnelen waren mit einer braunen Soße beträufelt, die stark nach Knoblauch roch. Er spießte eine auf seine Gabel und kostete.
    »Gut?«, fragte Vicki.
    »Ja.« Er vermutete, dass sie sehr gut schmeckten, hatte jedoch keinen Appetit. Er aß trotzdem. Er aß und trank Wein und beobachtete Vicki. Obwohl sie ab und zu den Blick hob und ihn kurz ansah, sagte sie nichts.
    Ich hätte es ihr sagen sollen, dachte Melvin. Ich verliere sie sonst.
    Dann fiel ihm ein, dass sie ihren Salat mit derselben Konzentration gegessen hatte. Sie isst immer so. Es hat nichts zu sagen.
    Was, wenn ich es ihr sage?
    Das würde bedeuten, dass er auch das mit Patricia irgendwie erklären musste. Würde Vicki ihm überhaupt glauben? Erst, wenn er ihr Patricia zeigte.
    Das kann ich nicht machen.
    Er konnte sich die Szene lebhaft vorstellen. Patricia würde vor Eifersucht einen Tobsuchtsanfall kriegen, und Vicki würde wahrscheinlich ausflippen, wenn sie begriff, was er getan hatte. Er hatte gemordet, sein Opfer wieder zum Leben erweckt und lebte nun mit einem Zombie zusammen. Selbst wenn sie das alles akzeptierte, würde sie sich unschwer

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