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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Stapel aus Körpern herunter und krachte neben Melvin auf den Boden. Er hörte sie, konnte sie aber erst sehen, als er sich herumwälzte und den Toten von sich stieß.
    Sie kroch wimmernd auf Händen und Knien Richtung Tür, wobei sie mit aufgerissenen Augen über die Schulter nach hinten starrte. Melvin kroch über die Leiche, kam auf die Beine und rannte ihr nach. Sie sprang auf und lief taumelnd in den Flur hinaus. Melvin stürmte durch die Tür. Sie war bereits ein paar Schritte vor ihm. Er holte aus, um ihr das Montiereisen an den Kopf zu schleudern. Aber was, wenn er sie verfehlte? Dann würde er ohne seine einzige Waffe dastehen, und sie würde sie vielleicht aufheben – und benutzen. Er behielt das Montiereisen in der Hand und rannte hinter ihr her.
    Doch sie war schneller.
    Sie entkommt mir!
    Er verlor sie aus den Augen, als sie in die Küche flitzte.
    Sie rennt aus dem Haus und fängt zu schreien an!
    Melvin rammte mit der Schulter den Türpfosten. Er prallte gegen die andere Seite des Türrahmens und taumelte in die dunkle Küche. Dort entdeckte er sie. Sie war nicht zur Hintertür hinausgerannt. Ihre bleiche Gestalt stand vor der Anrichte, eine Hand nach vorn gestreckt, mit dem Rücken zu ihm.
    Er schlug eine Hand klatschend gegen die Wand, wischte ein paar mal schnell auf und ab und fand den Lichtschalter. Als das Licht die Küche erhellte, wirbelte sie herum.
    Sie hatte ein Schlachtermesser in der Hand.
    Schwer atmend stand sie da, fixierte ihn mit funkelndem Blick und blinzelte sich Schweiß aus den Augen. Nasse Haarsträhnen hingen ihr über die Augen. Schweiß vermischt mit dem Blut des Typen tropfte von ihrem Gesicht. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, ihre Brüste bebten. Ihre nasse Haut glänzte, als sei sie mit Öl gesalbt.
    Sie war wunderschön. Wie eine Kriegsgöttin.
    Melvin starrte sie wie gebannt an. Er wollte sie. Er hatte sie nur töten wollen, doch jetzt gierte er danach, ihren wilden, sich windenden, glitschigen Körper unter sich zu spüren.
    Doch dann spürte er plötzlich, wie sich unter seinem Verlangen kalte Angst regte.
    »Okay«, keuchte sie. »End… station … Arschloch.« Sie trat einen Schritt auf ihn zu.
    Melvin kämpfte gegen den Drang, zurückzuweichen. Er beugte sich ein wenig vor und hob das Montiereisen. »Komm, wenn du dich traust.«
    Plötzlich schwang sie das Messer und ging fauchend auf ihn los.
    Melvin hörte das Klatschen ihrer nackten Füße. Sein Herz schien einzufrieren.
    Sie will mich umbringen!
    Er schlug mit dem Montiereisen nach ihrem Gesicht. Die Stange traf ihr Kinn. Er sah ihre Augen nach oben rollen und ihren Kopf seitwärts fliegen. Im selben Moment fühlte er einen Streifen Hitze quer über seinem Bauch. Kein Schmerz. Nur ein langer Streifen Hitze.
    Der Schlag mit dem Montiereisen hatte gesessen.
    Er sah, wie sie mit ausgebreiteten Armen und nach hinten hängendem Kopf von ihm wegtorkelte. Das Messer flog aus ihrer Hand. Sie stürzte zu Boden, schlitterte ein Stück auf dem Bauch seitwärts und blieb reglos liegen.
    Melvin sah an sich hinab.
    Sie hat mich erwischt!
    Ihm wurde schlecht, als er auf die Wunde starrte. Sie war gut zwanzig Zentimeter lang und zog sich unterhalb des Nabels quer über seinen Bauch. Ein blutiger Vorhang aus Blut floss von ihr herab und färbte seine Leisten und Schenkel rot.
    Er betastete den oberen Rand des Schnitts und zog ihn zurück wie eine Lippe. Nicht tief. Aber schmerzhaft. Sehr schmerzhaft.
    »Du Schlampe!«, kreischte er. »Sieh dir an, was du getan hast!«
    Sie bewegte sich.
    Er warf mit dem Montiereisen nach ihr. Sie zuckte und stöhnte auf, als es die Haut an ihrem Schulterblatt aufriss. Es blieb jedoch nicht stecken. Es prallte ab und rutschte über das Linoleum.
    Melvin eilte, den Unterarm gegen seinen aufgeschlitzten Bauch gepresst, quer durch die Küche, um das Eisen aufzuheben.
    Es lag neben dem Messer.
    Statt des Montiereisens hob er das Messer auf. Als er sich aufrichtete, sah er, dass seine Beine bis zu seinen Füßen hinab rot waren.
    Er schlurfte zum Waschbecken, wobei er darauf achtete, nicht auf seinem eigenen Blut auszurutschen. Er fand ein feuchtes Geschirrtuch, klemmte sich das Messer zwischen die Zähne, faltete das Tuch zusammen und presste es auf den Schnitt in seinem Bauch.
    »Du hast mir verdammt wehgetan, du Miststück.«
    Sie lag reglos da. Aus der Wunde, die das Montiereisen in ihre Haut gerissen hatte, sickerte Blut.
    Melvin fiel ein, dass sie gezuckt und gestöhnt hatte. Sie war nicht

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