Das Grab - Roman
sah ihm in die Augen.
»Ich kann dein Herz fühlen«, sagte er.
»Das will ich hoffen.«
»Keine Angst, ich hab nicht vor, jetzt mit bebender Stimme um deine Hand anzuhalten. Du bist nicht die Einzige, die sich die Dinge für später aufsparen will.«
Sie empfand weder Erleichterung noch Enttäuschung, nur Staunen und Erregung, weil sie wusste, dass er sie wollte. Eben hatte er gesagt, dass er sie liebe, doch manchen Menschen kamen solche Worte nur allzu leicht über die Lippen. Nun war er viel weiter gegangen. Er hatte ihr anvertraut, dass er sie als seinen Lebensmittelpunkt ansah, als Teil von sich.
»Oh, Jack«, flüsterte sie. Sie schlang die Arme um seinen breiten Rücken und küsste ihn. Zärtlich zunächst, mit einem behaglichen, frohen Gefühl im Herzen, doch bald mit drängender Leidenschaft, als er begann, sich auf ihr zu bewegen und tiefer in sie einzudringen. Seine Zunge glitt in ihren Mund, und sie saugte daran, als er heftiger in sie stieß.
Nachdem er sich im Badezimmer verbunden hatte, kehrte Melvin in die Küche zurück. Er zog das Messer aus Aces Rücken. Dann drehte er sie um.
»Jetzt bist du nicht mehr so hart, wie?«, fragte er.
Sie sah aus wie ein Wrack . Ein kahles Wrack. An den Seiten ihres Kopfs hatte sie zwar noch jede Menge Haare, doch oben war er eine blutige, kahl gehäutete Kuppel. Sie sah wie Lon Chaney in Phantom der Oper aus. Das viele Rot auf ihrem Gesicht erinnerte ihn an Sissy Spacek in Carrie , nachdem sie ihr beim Abschlussball einen Eimer Schweineblut über den Kopf gegossen hatten. Mit ihrem schiefen, herabhängenden Kinn sah sie aus wie … Melvin fiel keine Filmfigur dazu ein. Dieser Teil von ihr sah einfach aus wie Ace, nachdem sie mit einem Montiereisen Bekanntschaft gemacht hatte.
Während er sie anstarrte, bereute Melvin einen Moment lang, dass er sie so zugerichtet hatte. Hätte er sie nicht so verunstaltet, hätte er sie vielleicht mit nach Hause genommen und wieder zum Leben erweckt.
Doch das war ohnehin nie sein Plan gewesen.
Sein Plan hatte lediglich darin bestanden, sie kaltzumachen.
Vickis beste Freundin.
Mal sehen, wie ihr das gefiel.
Verlogene Fotze.
Er ließ das Messer auf Aces Bauch fallen. Dann hob er ihren Skalp vom Boden und warf ihn auf sie. Er landete mit einem leisen Klatschen auf einer ihrer Brüste. Er sah dort so grotesk aus, dass Melvin lachen musste. Er zog ihn tiefer. Dorthin, wo das Messer war. Er packte ihre Handgelenke und machte sich daran, sie durch die Küche zu zerren.
Sie war ein schwerer Brocken.
Seine Rückenmuskeln schmerzten, und ihm fiel wieder ein, dass er letzte Nacht genau auf dieselbe Weise eine Leiche den Fluss hinuntergeschleppt hatte.
Hab Pollock für sie umgebracht. Hab den alten Gaines für sie umgebracht. Ihr gehört die ganze beschissene Praxis nur wegen mir, auch wenn sie es nicht weiß.
Sagt mir, ich sei was Besonderes.
Hat mich abgewimmelt und ist direkt zu diesem großen, miesen Arschloch gefahren, um sich von ihm vögeln zu lassen.
Das wird ihr noch gewaltig leidtun.
Vor Anstrengung keuchend beobachtete Melvin, wie sein Schweiß auf Aces Gesicht tropfte, und am liebsten hätte er sie los- und im Flur liegen gelassen.
Aber seine Idee war grandios. Sie war die Anstrengung wert.
Also zog er sie weiter. Sie hinterließ rotbraune Streifen auf dem Teppich.
Jemand würde eine Menge zu putzen haben.
Er schleppte Ace an seinem Overall vorbei, der neben der Tür lag. Er stemmte seine Füße in den Teppich und zerrte sie weiter. Schließlich zog er sie über die Schwelle des Schlafzimmers am anderen Ende des Korridors.
Dies musste Vickis Zimmer sein.
Er ließ sie gleich hinter der Tür liegen und setzte sich auf die Kante des Betts, um zu Atem zu kommen. Sein Verband hatte sich gelöst, während er sie durch den Gang geschleppt hatte. Er klebte nur noch an einem Ende fest. Das andere baumelte herab. Sein Bauch, seine Leisten und Beine waren über und über voll Blut. Er presste den Verband wieder auf die Wunde, doch er wollte nicht haften. Deshalb hielt er ihn mit einer Hand fest, bis sich sein Atem wieder beruhigt hatte.
Er zerrte Ace zum Bett, schob seine Arme unter ihren Körper, presste die Zähne zusammen und wuchtete sie hoch.
Es war, als würde er ein verdammtes Pferd heben. Doch er schaffte es, sie aufs Bett zu hieven. Er zerrte und schob, bis sie in der Mitte lag. Dann stopfte er ein Kissen unter ihren Kopf, damit er besser zu sehen war. Er arrangierte ihre Arme so, dass sie waagerecht von
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