Das Grab - Roman
ihrem Körper wegragten.
Hübsch.
Er konnte sich den Ausdruck auf Vickis Gesicht vorstellen, wenn sie ihre Freundin so entdeckte.
Melvin fand das Messer neben dem Bett. Er hob es auf und ging durch den Flur in Aces Zimmer zurück. Der tote Typ lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich.
Vor dem Fußende des Betts lagen Kleidungsstücke auf dem Boden verstreut. Shorts, Schuhe und Socken, ein blaues Hemd und eine dunkelblaue Hose.
Eine Uniform?
Er hob das Hemd auf. An einem Ärmel befand sich ein farbiges Abzeichen, auf dem »Ellsworth Police Department« stand. An einer der Brusttaschen baumelte eine Polizeimarke. Ein Namensschild aus Plastik über der anderen Brusttasche identifizierte seinen Besitzer als »Milbourne«.
»Heilige Scheiße«, murmelte Melvin. »Noch ein Bulle.«
Bullen tragen Waffen.
Unter einem knallgelben Flanellnachthemd mit Minnie-Maus-Aufdruck entdeckte Melvin Milbournes Waffengurt und seinen Revolver.
Grinsend wedelte er damit in Richtung Leiche. »Danke, Kumpel. Hab meine zu Hause vergessen.«
Die Waffe würde ihm sehr nützlich sein, wenn Vicki auftauchte. Ohne sie würde er vielleicht gezwungen sein, sie härter anzufassen, als ihm lieb war, und sie so eventuell sogar beschädigen. Jetzt musste er nicht besonders grob werden.
Ich halte sie ihr einfach unter die Nase, und sie wird tun, was ich sage.
Hier entlang, Süße. Ich will dir was zeigen.
Mein Ass im Ärmel, dachte er und kicherte.
Er nahm den Revolver und das Messer mit ins Bad und legte beides auf den Rand des Waschbeckens. Dann warf er seinen Verband in den Abfalleimer. Die Bandage an seiner rechten Hand hatte sich ebenfalls gelockert, deshalb nahm er sie ab und schmiss sie hinterher. Die meisten der Pflaster, die seinen Körper bedeckten, hatten sich teilweise gelöst oder waren im Begriff abzufallen. Ein paar waren ganz verschwunden. Lagen wahrscheinlich irgendwo auf dem Fußboden.
Keiner der Bisse war noch entzündet. Die einzige Verletzung, die ihm wirklich Sorgen bereitete, war der Schnitt quer über seinen Bauch.
Er fragte sich, ob er noch Zeit für eine Dusche hatte.
Wäre nett, für Vicki blitzblank zu sein.
Andererseits wäre es gar nicht lustig, wenn sie ins Haus spazierte, während er unter der Dusche stand. Er würde sie nicht einmal hören.
Ich beeile mich, entschied er.
Er stieg in die Wanne, zog den Plastikvorhang zu und drehte das Wasser an. Er hielt prüfend die Hand in den Strahl, und als es heiß genug war, drehte er den Duschknauf auf. Das Wasser prasselte wie tausend feine Nadeln auf seinen Rücken. Er richtete sich auf und bog die Schultern zurück, damit es auf seine Brust traf. Mit gesenktem Kopf sah er zu, wie das Blut über seine Haut lief. Es färbte das Wasser vor seinen Füßen rosa.
Die Messerwunde blutete noch immer. Wenn auch nicht stark.
Sie erinnerte ihn an den Mund von Ram-Chotep.
Nur ohne Nähte. Ohne Zähne.
Er fragte sich, ob die Wunde genäht werden musste. Patricia könnte das machen. Bei Charlie hatte sie Ram-Choteps Mund perfekt zugenäht.
Aber wenn er Vicki mit nach Hause brächte, würde er Patricia keine Nadel oder sonst irgendwelche spitzen Gegenstände in die Hand geben wollen.
Sie würde mir damit die Augen ausstechen.
Ich muss sie schleunigst loswerden, dachte Melvin.
Er presste einen Waschlappen auf den Schlitz in seinem Bauch und drehte den Rücken zum Duschstrahl.
Ich hätte sie schon längst verschwinden lassen sollen, dachte er. Aber er hatte nicht wissen können, dass alles so schnell gehen würde. Das machte es schwierig.
Er fühlte sich erschöpft und ausgelaugt.
Er hatte in dieser Nacht schon so viel durchgemacht.
Und es war noch viel mehr zu tun. Wenn er Patricia nur wegwünschen könnte. Wenn er Vicki nur mit nach Hause nehmen könnte, ohne sich Sorgen machen zu müssen, wie er das mit Patricia auf die Reihe kriegte.
Vielleicht sollte er Vicki im Kofferraum seines Wagens lassen und ohne sie ins Haus gehen. Das würde es vereinfachen.
Wenn Patricia allerdings genauso schwer ein zweites Mal umzubringen war wie Charlie …
Er wollte gar nicht daran denken.
Es war noch so viel zu tun.
Allein daran zu denken, machte ihn matschig im Kopf.
Mit einem müden Seufzen drehte er sich um und stellte das Wasser ab. Er presste den Waschlappen auf die Wunde, schob den Vorhang zur Seite und stieg aus der Wanne. Tropfnass ging er zur Badezimmertür und öffnete sie. Kühle Luft wehte vom Korridor herein. Er lauschte. Im Haus war alles
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