Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
sie die Treppe hochrannte, den Knopf geöffnet. Ihr Hemd stand weit offen. Sie hob die Arme.
    Die Cops standen mit gezogenen Revolvern am Fuß der Treppe und starrten mit offenen Mündern zu ihr hinauf.
    Melvin zielte auf ihre Rücken. Er feuerte seine beiden Revolver gleichzeitig ab. Zog, so schnell er konnte, wieder und wieder die Abzüge durch. Durch das Dröhnen der Schüsse hörte er, wie ein Mann schrie, als ihn die Kugeln zu Boden streckten. Der andere gab keinen Laut von sich.
    Als beide Revolver leer waren, lag einer der Cops mit dem Gesicht nach unten auf den Stufen. Es sah aus, als hätte er versucht, die Treppe zu umarmen. Der andere, der es geschafft hatte, sich umzudrehen, nachdem ihn die erste Kugel an der Schulter erwischt hatte, saß auf dem Fußboden, mit dem Rücken gegen die Treppe gelehnt, die Beine von sich gestreckt. Er starrte zur Decke empor und zuckte noch ein paarmal, während blutiger Schaum aus seinem Mund troff.
    Melvin sah grinsend zu Patricia hinauf, ließ die beiden Revolver einmal um seine Finger wirbeln und rammte sie dann in seine Taschen.
    »Schätze, die beiden Hombres sind reif für den Friedhof«, knurrte er in bester Cowboy-Manier.
    Patricia rannte die Treppe hinunter. Sie sprang über die Toten hinweg und schlang die Arme um Melvin. Sie zitterte am ganzen Leib und drückte sich fest an ihn.
     
    Vicki saß vornübergebeugt, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und wartete.
    Die beiden Polizisten, Gorman und Randisi, waren schon vor langer Zeit gegangen, um Chief Raines anzurufen. Später war Gorman zurückgekommen und hatte ihr erzählt, wie es gelaufen war.
    »Raines sagte, er wird die Sache überprüfen.«
    »Überprüfen? Ist das alles?«
    »Er ist nicht gerade ein Fan von Ihnen.«
    »Das ist mir nicht entgangen.«
    »Aber er konnte den Angriff auf Miss Ace Mason nicht ignorieren. Selbst ein sturer engstirniger Cop wie Raines muss etwas unternehmen, wenn auf eine Bürgerin seiner Stadt ein derartiger Angriff verübt wird. Aber er wollte nicht glauben, dass Dobbs der Täter war. Nicht allein auf Ihren Verdacht hin. Er sagte, dass Sie eine aufsässige Person sind, die glaubt, alles besser zu wissen, und die, was Dobbs angeht, Hummeln im Arsch hat.« Gorman wurde rot, als er das sagte. »Entschuldigen Sie, aber das waren seine Worte. Er sagte, Sie versuchten schon seit längerem, Dobbs wieder in die Anstalt zu bringen, damit er aufhört … ihnen Avancen zu machen.«
    »Ich nehme an, Ace und ich haben Milbourne diese Idee am Sonntagmorgen in den Kopf gesetzt«, sagte Vicki. »Joey Milbourne ist einer von Raines Männern. Dobbs hatte vor uns ganz offen damit gedroht, Pollock umzubringen, und das haben wir Milbourne erzählt. Er wollte wissen, warum wir mit Dobbs ausgegangen waren, und Ace hat ihm erzählt, dass der arme Irre scharf auf mich wäre und wir versuchten, ihn von seinen romantischen Vorstellungen zu kurieren. Deshalb hat Milbourne Raines gegenüber die Angelegenheit so dargestellt, als würden wir versuchen, unsere privaten Probleme von der Polizei lösen zu lassen. Darum haben sie nichts gegen den verdammten Mistkerl unternommen.«
    Gorman schüttelte den Kopf. »Dummköpfe sterben nie aus«, brummte er. »Jeder Cop, der sein Gehalt wert ist, hätte Dobbs ins Revier kommen lassen und ihm ein paar Fragen gestellt.«
    »Und jetzt ist Raines also bereit, die Sache zu überprüfen? Auf die Aussage einer notorischen Besserwisserin hin, die ihre Nase in Dinge steckt, die nur die Polizei was angehen?«
    »Ich hab ihm ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass es besser für ihn ist, unverzüglich in die Gänge zu kommen.«
    Vicki musste beinahe lächeln. »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.«
    »Gott sei Dank haben Sie uns das mit den Schuhen erzählt. Das war der ausschlaggebende Punkt, der ihn davon überzeugt hat, bei Dobbs vorbeizuschauen und ein paar Takte mit ihm zu reden.«
    »Noch heute Nacht?«
    Gorman nickte. »Er sagte, er würde sich jetzt gleich darum kümmern.«
    Jetzt – wieder allein im Sprechzimmer – warf Vicki einen Blick auf ihre Armbanduhr. Fast drei. Gorman war kurz nach zwei wieder gegangen.
    Was bedeutete, dass Raines wahrscheinlich schon ein paar »Takte« mit Melvin geredet hatte.
    Möglicherweise saß Melvin schon im Gefängnis.
    Oder er hatte sich irgendwie herausgeredet und Raines von seiner Unschuld überzeugt.
    Das hilft ihm auch nichts, dachte Vicki. Sobald Ace wieder bei Bewusstsein ist und Melvin als Täter identifiziert …
    Falls

Weitere Kostenlose Bücher