Das Grab - Roman
Schulter zu ihm zurück. Er hatte sich nicht bewegt. Er stand da, die Hände in die Taschen seines Bademantels gestemmt, und beobachtete sie. Einen Moment lang erinnerte es sie an die Art, wie Pollock sie jeden Morgen angeglotzt hatte, wenn er im Korridor des Apartmenthauses auf sie wartete, um ihr eine Moralpredigt zu halten.
Sie ging ins Schlafzimmer. Als ihr Blick auf das Bett fiel, strömte eine Flut von Erinnerungen auf sie ein: das Gefühl von ihm in ihr, seine Zärtlichkeit, ihre gemurmelten Worte, sein Wink mit dem Zaunpfahl Richtung Heirat, wie sie sich danach gesehnt hatte, ihn zu küssen, als sie die Decke über ihn gebreitet hatte, ehe sie ging.
Nichts von alldem passte zu der kalten, lüsternen Art, auf die er sie im Korridor angesehen hatte.
Was hatte sich verändert?
Vielleicht gar nichts.
Er ist müde, beruhigte sie sich. Ich bin müde. Es war nichts. Er hat nur versucht, einen Scherz zu machen, und ich bin nicht in der Stimmung dazu. Es ist einfach zu viel passiert.
Sie trat in das Badezimmer, schaltete das Licht an und schloss die Tür. Ihre Hand legte sich um den Knauf. Ihr Daumen drückte die Verriegelung nach innen.
Das ist lächerlich, dachte sie. Was ist bloß los mit mir?
Was ist los mit ihm?
Du hast ihn eingeladen und verschließt die Tür?
Er hat mich mit diesem Blick angesehen.
Keine große Sache. Vergiss es.
Mit einem Kopfschütteln drehte sie den Knauf. Der Verriegelungsknopf sprang mit einem leisen Klicken heraus.
Sie trat an den Spiegel und verzog das Gesicht, als sie sich sah. Fast genauso wie letzte Nacht. Doch statt der schwarzen, öligen Schmierspuren von Charlies Leiche waren es jetzt getrocknete Flecken von Aces Blut. Sogar ihr Kinn, das sie im Krankenhaus mit einem Kleenex sauber gewischt hatte, war rot verschmiert.
Schnell drehte sie dem Spiegel ihren Rücken zu. Sie streifte die Bluse über ihre Schultern, streckte eine Hand nach hinten und legte das von Blutflecken übersäte Kleidungsstück über den Rand des Waschbeckens. Dann zog sie ihren BH aus.
Das Blut war bis auf ihre Haut durchgesickert. Ihre Brust, ihre Brüste, ihr Bauch – alles war von hellroten Flecken bedeckt, als hätte sie durch ein zerrissenes, vor Löchern starrendes T-Shirt einen Sonnenbrand bekommen.
Das Geräusch der aufschwingenden Tür ließ ihren Kopf herum fahren.
Jack stand dort in seinem Bademantel.
Das lüsterne Grinsen war verschwunden, doch seine Augen saugten sich förmlich an ihr fest. Sie hatte das Bedürfnis, ihre Brüste zu bedecken … aber das war absurd. »Hast du angerufen?«, fragte sie.
Er nickte. »Sie haben Melvin verhaftet. Sie haben ihn hinter Gitter gebracht.«
»Das ist großartig«, sagte sie. Doch sie fühlte keine Erleichterung, nur eine tiefe Beunruhigung wegen der Veränderung, die mit Jack vor sich gegangen war. »Stimmt irgendwas nicht?«, fragte sie.
»Nein. Alles bestens. Und du siehst … umwerfend aus.«
»Es wär mir lieber, wenn du mich nicht so anstarren würdest.«
Er kam auf sie zu. Vicki machte einen Schritt rückwärts und hielt dann inne.
Das ist Jack, um Himmels willen. Jack.
Er packte sie bei den Schultern, zog sie zu sich heran und küsste sie hastig und gierig. Drängender als zuvor und doch vertraut. Er saugte an ihren Lippen, glitt tiefer und leckte über ihr Kinn. Wo das Blut klebte.
»Nicht«, murmelte sie.
Sie stöhnte auf, als eine Hand nach ihrer Brust griff. Seine andere Hand riss das Pflaster von ihrer Schulter. Sie zuckte zusammen, als er es von ihrer Haut zog.
»Jack.«
Er sagte nichts. Er knetete ihre Brust. Er knetete ihre noch immer schmerzende Schulter. Sie krümmte sich unter der aufkeimenden Lust und dem Schmerz.
»Du tust mir weh.«
Sein Mund ließ von ihrem Kinn ab und saugte sich an der Seite ihres Halses fest. Sie öffnete den Mund und wand sich keuchend in seinen Armen. Sie grub ihre Finger durch den dicken Stoff des Bademantels in seine Gesäßbacken und drückte ihn fest an sich.
Er hörte auf, ihre Schulter zu kneten. Die Hand glitt an ihrer Seite abwärts, hob ihren Rock und zog ihr Höschen bis auf ihre Schenkel hinab.
Sein nasser Mund glitt über ihre Haut. Er küsste ihre Schulter. Leckte über die Wunde, die Charlies Zähne dort hinterlassen hatten.
»Tu das nicht«, murmelte sie. »Hey, nein.«
Er biss zu.
Feuer schoss durch ihren Körper. Sie erstarrte und schrie auf. Sie krümmte sich unter dem rasenden Schmerz und spürte, wie seine Zähne auf Knochen stießen.
Als sie versuchte, sich
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