Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
gekämmt. Vielleicht stammt der Geruch von seinem Haaröl, dachte Vicki.
    Ace schob ihm das volle Glas hin. Er zwinkerte ihr zu. Dann grinste er Vicki an. »Du siehst echt hübsch aus«, sagte er. Sein Blick wanderte an ihr hinunter. Vicki hatte eine langärmlige, dunkel karierte Baumwollbluse angezogen, die viel zu warm war und allein dem Zweck diente, Melvin daran zu hindern, auch nur andeutungsweise zu erahnen, was sich darunter befand. Doch so wie er sie anstarrte, hätte die Bluse auch durchsichtig sein können. Sie hatte das Bedürfnis, nach den Knöpfen zu tasten, um sich zu vergewissern, dass alle geschlossen waren. Sein Blick ließ sie frösteln. Er wischte sich mit dem Rücken seiner bandagierten Hand über den Mund.
    »Okay«, sagte Vicki, »ich geb dir die Schlüssel am besten gleich.«
    »Wenn du meinst.«
    Sie kramte die Schlüssel aus ihrer Handtasche und schob sie über den Tisch. Er ließ sie in eine Tasche seines Jacketts gleiten.
    Vicki hob ihr Glas. »Auf uns und die alten Zeiten.«
    Sie tranken.
    »Was hast du in letzter Zeit so getrieben?«, erkundigte sich Ace. »Wieder mal irgendjemanden von den Toten erweckt?«
    Vicki erschauerte.
    Melvin grinste und wackelte mit dem Kopf. »Oh, das habe ich aufgegeben. In der Klapsmühle haben sie’s mir ausgetrieben.«
    »Die Wissenschaftsausstellung hast du jedenfalls gesprengt«, sagte Ace.
    »Das war auch meine Absicht.« Er beugte sich über den Tisch und grinste Ace und dann Vicki an. »Wie ich Vicki schon sagte, wollte ich’s all diesen Arschlöchern mal so richtig zeigen.«
    »Das ist dir auch gründlich gelungen.«
    Vicki wünschte, sie würden das Thema wechseln. Andererseits war sie froh, dass sie dank Ace keine Konversation führen musste.
    »Wie hast du das eigentlich hingekriegt damals? Bist du auf den Friedhof geschlichen und hast sie ausgegraben? «
    »Klar. War eine ziemliche Buddelei.«
    »Nachts, nehme ich an.«
    »Mittwoch Nacht vor der Ausstellung.« Er schien es zu genießen, darüber zu reden. Beim Reden grinste er und nickte pausenlos. »Das Friedhofstor war mit einer Kette gesichert. Ich musste mit der Eisensäge ran. Dann bin ich reingeschlichen und hab angefangen zu graben.«
    »Hattest du keine Angst?«
    »Ich wollte nicht erwischt werden, das stimmt. Aber Angst vor Gespenstern oder Toten hatte ich keine, falls du das meinst.«
    »Und wie hast du sie aus dem Sarg gekriegt?«
    Vicki verdrehte die Augen.
    »Ich hatte ein Stemmeisen dabei. Es war leicht. Das Schwierige war, sie aus der Grube zu wuchten.«
    »Sie ließ sich hängen«, sagte Ace.
    »Himmel«, murmelte Vicki.
    Melvin gluckste. »Sie war nicht gerade Haut und Knochen, wenn ihr versteht.«
    »Scheiße, stimmt«, sagte Ace. »Allein ihre Titten müssen jeweils an die zwanzig Pfund gewogen haben.«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es ziemlich anstrengend war, sie zu tragen.«
    »Wenn du ein oder zwei Jahre gewartet hättest, wäre sie leichter gewesen.«
    Melvin lachte und prustete Bier in sein Glas zurück.
    »Du hast sie also den ganzen Weg zu dir nach Hause geschleppt?«
    »Nein, nein. Da hätte ich mir einen Bruch gehoben. Ich hab sie in den Kofferraum gelegt, bin zurück und hab das Loch wieder zugeschüttet. Ich wollte nicht, dass jemand vorbeikommt und das offene Grab sieht.«
    »Ja, das hätte alles verdorben.«
    »Wollt ihr einen echten Brüller hören? Ich hätte beinahe ihren Kopf vergessen. Echt. Ich hab ihn auf den Grabstein gelegt, während ich das Grab wieder zuschaufelte. Ich hatte die Hände voll mit Schaufel, Stemmeisen und allem. Ich ging zum Wagen und war schon fast zu Hause, als mir ihr Kopf wieder einfiel.«
    »Wo hattest du nur deinen Kopf?«
    Er kicherte. »Genau. Aber ihrer war noch da, als ich zurückkam. War nicht davongelaufen.«
    »Oder gerollt«, fügte Ace hinzu. »Was wahrscheinlicher gewesen wäre.«
    »Das ist widerlich«, murmelte Vicki.
    Melvin grinste sie an.
    »Du hast sie also mit nach Hause genommen?«, fragte Ace.
    »Hab sie im Keller versteckt. Meine Eltern sind da nie runtergegangen. Dann bin ich Freitagnacht in das Gemeindezentrum eingebrochen. Als es hell wurde, hatte ich alles vorbereitet, lange bevor die anderen kamen und aufbauten.«
    »Du hast wirklich eine Menge Arbeit in dein Projekt investiert«, sagte Ace. »Vicki und ich haben nicht halb so viel dafür getan. Und ich wette, sie haben dir nicht mal einen Trostpreis angesteckt.«
    »Sie haben mich in eine Zwangsjacke gesteckt, so sieht’s aus.«
    »Und das

Weitere Kostenlose Bücher