Das Grab - Roman
Wagen nach Hause fahren.«
»Zusammen mit dir was trinken?«
»Klar. Bei der Gelegenheit können wir auch ein bisschen quatschen.«
»Donnerwetter.«
»Okay?«
»Klar. Klar. Zehn Uhr?«
»Genau. Also bis dann, Melvin.«
»Klar. Bis dann.«
Vicki legte auf. Mit einem bebenden Seufzen ließ sie die Luft aus ihren Lungen weichen. »Ich muss verrückt sein«, murmelte sie.
Ace reichte ihr ein Glas. »Verrückt, aber clever. Es könnte funktionieren – oder auch nicht. Wie auch immer, auf jeden Fall bringst du ein bisschen Freude in das sonst triste Leben eines jungen, verliebten, minderbemittelten Irren, der nichts als Scheiße im Kopf hat.«
Kapitel Vierzehn
Melvin pfiff vor sich hin, während er seinen Hamburger zubereitete.
Er pfiff »Everthing’s Coming Up Roses«.
Er konnte sein Glück nicht fassen. Vor nur zwei Nächten hatte er eine Tote zum Leben erweckt. Und jetzt hatte ihn Vicki eingeladen, mit ihr auszugehen.
Ihr den Wagen zu geben war am Ende wohl doch eine geniale Idee gewesen. Obwohl sie offenbar zu schüchtern war, um ein solches Geschenk anzunehmen, rechnete sie ihm sein Angebot hoch an. Die Einladung war ihre Art, ihm dafür zu danken.
Melvin wusste nicht, wie er es ertragen sollte, bis zehn Uhr zu warten.
Er wendete den Hamburger. Das Fett zischte und fauchte in der Pfanne.
Hundertprozentig perfekt ist es nicht, dachte er. Er war nicht gerade begeistert davon, in die Riverfront Bar zu gehen. Am Samstagabend würde die Hälfte aller Arschlöcher von Ellsworth dort versammelt sein, um sich zu besaufen.
Und dass Ace dabeisitzen würde, stimmte ihn auch nicht unbedingt glücklicher. Sie war zwar ganz in Ordnung, trotzdem – drei sind eine zu viel.
Wenn er nur mit Vicki allein sein könnte.
Aber es war ein Anfang. Es war ein wunderbarer Anfang.
Melvin legte eine Scheibe würzigen Cheddar auf den Hamburger und setzte den Deckel auf die Pfanne. Während er wartete, dass der Käse schmolz, bestrich er ein Brötchen mit Mayonnaise. Er nahm ein Messer und war gerade im Begriff, eine dicke Scheibe von einer roten Zwiebel abzuschneiden, als er dachte: Bin ich bescheuert?
Eine Zwiebelfahne beim ersten Date mit Vicki?
Auf keinen Fall.
Nicht, dass sie mich küssen wird, dachte er.
Aber vielleicht doch. Wer weiß?
Er nahm den Deckel von der Pfanne. Der Käse war geschmolzen und lief an den Seiten des Hamburgers herab. Er schob einen Pfannenwender unter den Burger und hob ihn auf das Brötchen. Dann drehte er den Herd ab, nahm seinen Teller und setzte sich an den Tisch.
Patricia, die bereits dort saß, lächelte ihn an und stopfte sich einen Klumpen rohes Rinderhack in den Mund. Es war nicht mehr viel übrig von dem halben Pfund, das er ihr hingestellt hatte, bevor er angefangen hatte, seinen Burger zu braten.
Sie frisst wie ein Tier, dachte er. Und zwar nichts als rohes Fleisch, nicht zu vergessen das Glas mit Fledermausblut in seinem Laboratorium. Das hatte sie in der ersten Nacht hinuntergeschüttet. Er bezweifelte, dass sie solche Gelüste schon vor ihrem Tod verspürt hatte. Wie ihr Drang zu beißen musste es etwas damit zu tun gehabt haben, dass sie tot gewesen war.
Während Melvin seinen Hamburger aß und ihr zusah, fiel ein Tropfen hellroter Flüssigkeit von ihrem Kinn auf ihr von Flecken besudeltes, ehemals weißes T-Shirt. Genau zwischen ihre Brüste.
Rechts und links davon konnte Melvin die dunklen Kreise ihrer Brustwarzen durch den dünnen Stoff ausmachen.
Er hätte nie gedacht, dass er einmal genug davon haben würde, eine nackte Frau anzusehen, vor allem eine, die so attraktiv war wie Patricia. Doch es gab so viel zu sehen, und es ständig zu sehen – von den »Spielen«, die er bis zur Erschöpfung mit ihr trieb, gar nicht zu reden –, hatte ihn schließlich mehr und mehr gelangweilt. Deshalb hatte er ihr am Morgen befohlen, das T-Shirt anzuziehen. Sie hatte gehorcht.
Melvin hätte nicht erwartet, dass das Shirt ihn antörnen würde. Es sollte ihn lediglich davor bewahren, sie ständig nackt sehen zu müssen. Doch dieses fast bauchfreie Top, der dünne Stoff, der sich an ihre Brüste schmiegte und zusammen mit ihnen auf und ab wogte … Das erregte ihn wieder auf eine ganz andere Art.
Sie hatten fast den ganzen Tag mit Hausputz zugebracht. Patricia putzte, Melvin beaufsichtigte. Putzen war herrlich. Es erforderte eine Menge Bewegung: gehen, sich strecken, bücken, knien. Das T-Shirt schwang und hüpfte, hob und senkte sich um ein paar wenige Fingerbreit wie der
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