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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Bühnenvorhang in einem Stripteaselokal. Das gefiel ihm. Er schaute nur, ohne anzufassen. Schließlich hielt er es nicht mehr länger aus und nahm sie. Auf dem Teppich in der Diele im Obergeschoss. Während der Staubsauger neben ihren Köpfen brummte. Er wollte, dass sie das T-Shirt anließ. Er war so gierig gewesen, dass er darauf verzichtet hatte, ihr den Mund zuzukleben. Sie dankte es ihm mit einem üblen, tiefen Biss in die Schulter. Doch das war es wert gewesen. Überirdisch.
    Er sah Patricia zu, wie sie sich den Rest des rohen Fleischs in den Mund stopfte. Blassroter Saft floss über ihr Kinn und tropfte auf das T-Shirt.
    Sie war im Großen und Ganzen folgsam, abgesehen von den gelegentlichen Bissen. Sie schien sich einfach nicht unter Kontrolle zu haben.
    Das kann nicht so weitergehen, dachte er.
    Zwei Tage, und er hatte bereits vier Bisse in der Schulter und einen am linken Oberarm. Einmal war sie kurz davor gewesen, ihm die Kehle durchzubeißen.
    Sie tat es immer, wenn sie so rasend vor Erregung war, dass sie sich nicht mehr bremsen konnte. Der plötzliche Schmerz brachte ihn jedes Mal zum Höhepunkt. Er hatte unglaubliche Orgasmen. Die paar Male, bei denen sie ihn nicht gebissen hatte, waren nicht halb so gut gewesen.
    Trotzdem war es kein Dauerzustand, dass Patricia jedes Mal, wenn sie vögelten, ihre Zähne in ihn schlug. Der Schmerz der Wunden überdauerte die Ekstase.
    Die Wunden machten ihm Sorgen. In diesen Romero-Filmen genügte ein einziger Biss eines lebenden Toten, um selbst in einen verwandelt zu werden. Er tat sein Bestes, um sich davon zu überzeugen, dass das alles gequirlte Scheiße war, doch er bekam diese Vorstellung einfach nicht aus seinem Kopf. Und selbst wenn es gequirlte Scheiße war – die Bisse waren alles andere als gut für ihn. Wie Vicki gesagt hatte: menschlicher Speichel wimmelte von Bakterien.
    Das Antibiotikum, das er wegen des Bisses in seiner Hand nahm, müsste auch gegen die anderen Bisse helfen und ihn vor einer Infektion schützen, aber trotzdem …
    Vielleicht sollte ich sie gleich nach dem Essen vögeln?
    Mal sehen, ob sie dann beißt.
    Aber ihm war nicht danach. Er würde in ein paar Stunden Vicki sehen.
    Wenn er seine Methode an Vicki ausprobierte, würde sie genauso wie Patricia werden? Er wollte wirklich nicht, dass das passierte.
    Das Klügste war, noch weitere Experimente durchzuführen, bevor er sich an Vicki heranwagte.
    Vielleicht werden sie sich gegenseitig beißen, dachte er und lächelte.
    Patricia erwiderte sein Lächeln. Sie zog ihr T-Shirt über ihre Brüste und wischte sich damit ihr nasses Kinn und die Lippen ab. »Möchtest du spielen?«, fragte sie.
    »Lass uns fernsehen.«
    Sie nickte. Sie schien Fernsehen fast so gern zu mögen wie mit ihm zu spielen.
    Sie gingen ins Wohnzimmer und setzten sich zusammen auf die Couch. Er reichte Patricia die Fernbedienung. Sie zappte eine Weile durch die Kanäle und entschied sich dann für eine Wiederholung von »Gilligan’s Island«.
    Melvin starrte auf die Mattscheibe. Er versuchte nicht einmal mitzukriegen, was auf dem Bildschirm vor sich ging. Er stellte sich vor, wie es heute Abend mit Vicki sein würde. Jedes Mal, wenn seine Gedanken in die Gegenwart zurückkehrten, schielte er auf die roten Ziffern der Digitaluhr des Videorecorders. Wieso verging die Zeit nur so langsam?
    Eine neue Sendung begann. Er rutschte unruhig hin und her und ließ die Uhr nicht aus den Augen.
    Endlich war es halb neun.
    Er drückte Patricias Schenkel. »Bleib hier«, sagte er. »Ich geh unter die Dusche.«
    »Ich komm mit.«
    »Bleib hier.«
    Sie bedachte ihn mit einem schmollenden Blick und richtete die Augen dann wieder auf den Bildschirm.
    Melvin ging nach oben. Im Badezimmer hängte er seinen roten Satinmantel an die Tür. Er stellte sich vor den Spiegel und sah sich dabei zu, wie er die Bandagen entfernte. Seine Hand sah besser aus. Die Schwellung war zurückgegangen. Die frischeren Bisse an seinem Arm und seiner Schulter schienen nicht entzündet zu sein.
    Aber sie brannten wie Feuer, als das heiße Wasser der Dusche sie traf.
    Er biss vor Schmerz die Zähne zusammen, wusch seine Haare und seifte sich ein. Er spülte das Shampoo aus, als er durch den Plastikvorhang eine Gestalt wahrnahm. Psycho . Ein kalter Schauder kroch ihm über den Rücken. Der Vorhang glitt zur Seite, und natürlich stand Patricia dort, nicht Normans Mutter mit Schlachtermesser.
    »Verdammt!«, bellte er.
    Sie ließ den Kopf sinken, als schämte sie

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