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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Irrer. Sie hat es nicht anders verdient«, bellte Dexter, während sie sich das Bier aus den Augen wischte.
    »Dafür wirst du büßen«, zischte Melvin.
    »Oh, ich zittere vor Angst. Ich mach mir gleich in die Hose.«
    »Was machst du da, du stinkender Haufen Scheiße?«
    Aces Stimme.
    Vicki hörte auf, sich die Augen zu reiben, und blickte auf. Dexter baute sich vor Ace auf. So weit das eben möglich war, denn sie war gut zehn Zentimeter größer als er. »Ich hab nichts gemacht«, sagte er. In seiner Stimme schwang ein weinerlicher Unterton, als wäre er ein Schüler, der von seinem Lehrer bei einem Streich ertappt wurde.
    »Sieht aus, als hättest du dir in die Hose gepisst.«
    »Geh mir aus dem Weg.« Er versuchte, an ihr vorbeizugehen, doch sie versperrte ihm den Weg. »Mit dir hat das nichts zu tun, Alice.«
    »Ich hab gesehen, was du getan hast. Sag Vicki, dass es dir leidtut. Entschuldige dich bei ihr und Melvin.«
    »Willst du mich dazu zwingen?«
    »Ich zähle bis drei, du Arschgesicht. Eins, zwei.«
    Er wirbelte herum. »Okay. Es tut mir leid.«
    »Bestell uns einen neuen Pitcher.«
    »Ich hab nicht euer Bier vergossen, verdammt!«
    »Darum geht es nicht. Gib mir fünf Dollar für einen frischen Krug, und wir vergessen, was passiert ist.«
    »Treib’s nicht zu weit, du zu groß geratene …«
    »Zu groß geratene was?«, fragte Ace.
    »Nichts«, murmelte er.
    Ace schnippte mit den Fingern. Dexter holte seine Brieftasche hervor, nahm einen Fünfdollarschein heraus und reichte ihn ihr. »Danke«, sagte sie. »Und jetzt verzieh dich.«
    Dexter drehte sich um und verschwand in der lauten Menge.
    Ace stellte die Schale mit Erdnüssen auf den Tisch. Sie wischte mit einer Serviette Bier vom Vinylpolster und setzte sich. Dann grinste sie Melvin und Vicki an, knackte eine Erdnuss, steckte sie sich in den Mund und kaute darauf herum. »Euch beide kann man nicht eine Minute allein lassen.«
    »Dieses dreckige, verschissene Schwein«, sagte Melvin.
    »Was sind denn das für Ausdrücke?«, sagte Ace.
    »Dem hast du’s gegeben. Er sah aus, als hätte er Angst vor dir.«
    »Das kommt daher, weil er weiß, wozu ich fähig bin.«
    »Ich sollte ihn umbringen. Allein wegen dem, was er zu Vicki gesagt hat.«
    »Komm ja nicht auf die Idee, Pollock wieder Starthilfe zu geben, nachdem du ihn umgebracht hast. Lass ihn verrotten.«
    »Ja.«
    »Ich möchte gehen«, sagte Vicki.
    »Komm schon, wir kriegen noch einen Pitcher.«
    »Du kannst ja bleiben, wenn du willst, aber ich gehe nach Hause.«
    »Willst du wirklich schon gehen?«, fragte Melvin enttäuscht.
    »Ja. Ich hab für einen Abend genug Spaß gehabt.«
    Ace füllte die Taschen ihrer Jeans mit Erdnüssen.
    Vicki, Ace und Melvin verließen gemeinsam die Riverfront Bar. Auf dem Gehsteig vor der Bar sagte Melvin, »Es tut mir echt leid, dass er uns den Abend verdorben hat. Aber es war trotzdem nett. Vielleicht können wir das wiederholen, und dann auf meine Rechnung.«
    »Mal sehen«, sagte Vicki. »Gute Nacht.«

Kapitel Fünfzehn
    Dexter stopfte die nasse Hose und die Boxershorts in den Wäschekorb.
    Diese verdammte Schlampe, mich grundlos mit Bier vollzuschütten, dachte er. Sie ist genauso verrückt wie ihre durchgeknallten Freunde.
    Wenn ich noch Polizeichef wäre, würde ich sie dafür einbuchten. Dann würden wir ja sehen, wie ihr eine Nacht hinter Gittern gefällt.
    Dexter hätte noch Polizeichef sein können. Das war das Ärgerliche. Es war seine Schuld gewesen. Niemand hatte ihn gezwungen zu gehen. Dreißig Jahre hatte er abgerissen und war mit zweiundfünfzig in Pension gegangen. Ruhestand schien damals das Richtige gewesen zu sein. Keine Verantwortung. Keine Minnie mehr, die an ihm rumnörgelte. Reichlich Einkommen durch Pension und Mieten. Er konnte tun, was immer er wollte: angeln, Golf spielen, trinken, den Weibern nachstellen.
    Als er seinen Fehler begriffen hatte, war es zu spät.
    Er war es gewohnt, dass die Leute nervös wurden, wenn er auftauchte. Vorsicht, Pollock ist da. Leg dich nicht mit ihm an. Tanz aus der Reihe, und er reißt dir den Arsch auf. Sie fürchteten ihn. Sie respektierten ihn.
    Keine Fünfzig-Cent-Schlampe hätte es gewagt, ihm Bier in den Schritt zu gießen.
    Doktor Chandler.
    Er griff in den Schrank und nahm eine seiner Uniformen heraus. Sie hing immer noch in der Plastikhülle aus der Reinigung in Blayton.
    Dexter brachte seine Uniformen immer nach Blayton oder Cedar Junction zur Reinigung. Hätte er sie hier in der Stadt reinigen

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