Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Gesichtsausdruck war dementsprechend. Er enthielt sich aber jedweden Kommentars. Bei dem Sachsenhäuser Detektiv wusste man nie, manchmal unternahm er die komischsten Sachen.
„Hier, nimm erst mal einen Schluck.“ Er reichte ihm eine Tasse, auf der der Henninger-Turm umrahmt von Kumuluswölkchen in die Höhe ragte. „Hast du sicherlich schon gehört, die haben tatsächlich Sebastians DNA sichergestellt. Frische DNA, wohlgemerkt. Haare auf dem Boden an der Hintertür.“
Nein, hatte er nicht. Wieso eigentlich nicht? Hatte ihm Mischa diese Information gestern bewusst vorenthalten? „Seit wann weißt du das?“
„Hans-Joachim war …“
„Hajo?“
„Hajo – von mir aus. Er war jedenfalls kurz vor dir hier undwollte sich noch mal Sebastians Arbeitspapiere ansehen. Aber da steht eh nur drin, was sowieso schon bekannt ist.“
Flink zückte Herr Schweitzer sein Handy und rief den Oberkommissar an. Dieser bestätigte die DNA-Analyse. Und: „Wissen wir seit heute früh. Damit ist deWitte unser Verdächtiger Nummer eins. Nicht offiziell natürlich, du weißt ja, wie das gehandhabt wird. Ich hätte dich auch noch angerufen, wollte aber sichergehen, dass du ausgeschlafen hast. Du warst doch gestern noch in der Druckkammer, oder?“
„Nicht direkt.“
Schmidt-Schmitt fragte sich daraufhin, wie man
nicht direkt
in der Disco gewesen sein konnte, hatte aber gerade dermaßen viel um die Ohren, dass er es bei einem „Aha“ beließ.
„Was Neues bezüglich Isabell Sand oder Dora Rutke?“, wollte Herr Schweitzer wissen.
„Isabell Sand lebt zurzeit bei ihrem Freund. Keiner weiß, wer das ist oder wo er wohnt. Sie hat aber heute Abend wieder Dienst.“
„Gut. Danke. Sehen wir uns später noch?“
„Mal gucken, was der Tag so alles bringt. Versprechen kann ich nix.“
„Okay, dann melde dich, wenn du’s weißt, okay?“
„Ja, tschö.“
„Tschö.“
„Stimmt also mit der DNA?“, wollte Adam bestätigt haben, als Herr Schweitzer sein Handy wieder eingesteckt hatte.
„Scheint so. Meinst du, man kriegt so eine Leiche alleine in den Brennofen? Oder braucht man dabei Hilfe?“
„Die Frage habe ich mir, ehrlich gesagt, auch schon gestellt“, erwiderte Adam und stützte die Hände auf den Tresen. „Hm, würde sagen ja, wenn man kräftig genug ist. Schwer zu sagen bei Sebastian. Fifty-fifty, wenn du mich fragst.“
Fifty-fifty war nun nicht gerade das, was Spekulationen in die eine oder andere Richtung hätte lenken können, befand HerrSchweitzer. „Lass uns doch noch mal nachgucken. Beim Brennofen, meine ich.“
„Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll, aber wie der Herr wünscht. Kundenfreundlichkeit ist ja das, was uns auszeichnet.“ Adam lachte, ging voran und knipste das Licht an.
Herr Schweitzer sah sich um. „Ganz schön eng hier.“
Adam nickte. „Ich weiß, aber was will man machen?“
„Ja, ja, die Ladenmieten in Sachsenhausen.“ Er grübelte. „Ich kann mir nicht vorstellen, eine Leiche, und sei sie auch noch so leicht, in einem Ruck dort rein zu hieven.“
„Wir können es ja mal ausprobieren“, schlug Adam vor und spuckte in die Hände.
„Ich glaube nicht, dass du mich nur einen Zentimeter vom Boden hochkriegst“, bemerkte Herr Schweitzer voller Skepsis.
„Dann halt umgekehrt.“
Auch das schien aussichtslos. Adam war zwar nicht ganz so umfangreich wie er selbst und hatte augenscheinlich ein günstigeres Muskel-Fett-Verhältnis, aber 85 Kilo wollen auch erst mal gehoben sein. „Vergiss es. Ich frage mich, ob Sebastian irgendwie getrickst hat.“
„Wie getrickst?“
„Zum Beispiel mit einem Stuhl oder Tisch. Oder beides. Würde ich jedenfalls so machen. Mir quasi eine Rampe bauen, um die Leiche hinein zu bugsieren.“
„Wohl wahr, wohl wahr“, pflichtete ihm Adam bei. „Doch letzten Endes ist’s ja wohl egal, wie er’s geschafft hat, oder? Hauptsache, gut durch das Ganze.“
„Nicht ganz. Falls er dazu nicht alleine in der Lage gewesen war, stellt sich automatisch die Frage nach einer zweiten Person. Dora Rutke, zum Beispiel, Sebastians Freundin. Oder Ex-Freundin, wer weiß das schon. Wie mir Mischa steckte, sei Dora nämlich ganz schön neben der Kapp. Und für so eine flockige Leichenrösterei wär’s echt von Vorteil, einen an der Erbse zu haben.“
„Apropos Erbse“, wechselte Adam das Thema. „Weißt du, wer heute ganz früh hier war?“
„Sprich!“
„Die Bangladesch-Fee. Will jetzt doch den Bembel haben. In Orange.“
„Davon hätte ich
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