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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Aber nur, wenn du mir weiterhin Infos besorgst.“
    In diesem Moment ging auf Herrn Schweitzers Handy ein Anruf ein.
    Es war der Oberkommissar. „Du, Simon, wir haben’s jetzt. Es war Mord. Glasklar. Die verkohlte Leiche wurde ermordet.“
    Nun war Herr Schweitzer aber doch immens verwirrt. „Ach nee! Und ich dachte schon, der Typ wollte den Brennofen als Sauna benutzen. Und als es dann schön kuschelig und er drinnen war, hat er mit Entsetzen festgestellt, dass sich die Tür nur von außen öffnen lässt. Aber da war’s dann schon zu spät. Schlechtes Karma, was?“
    „Zwei Messerstiche“, erklärte Schmidt-Schmitt, ohne auf die Sauna-Theorie einzugehen. „Einer davon genau ins Herz. Daran ist er gestorben. War auf Anhieb nur schwer zu erkennen. DieHaut war ja, nun … ein wenig faltig, wenn ich es mal so ausdrücken darf.“ Mühsam und erfolglos versuchte er, ein Kichern zu unterdrücken.
    „Aber am Tatort war kein Messer, richtig?“
    „Nein, natürlich nicht. Fundort ungleich Tatort. Ansonsten wär ja die Bude völlig versaut gewesen.“
    „Danke, Mischa.“
    „Gern geschehen. Übrigens, uns liegt jetzt eine Vermisstenanzeige vor. Könnte hinhauen. Ich melde mich.“
    Oh lala, dachte Herr Schweitzer und legte auf. Kommt langsam Bewegung in die Sache.
    Melibocus indes hatte seine Lauscher ganz nach oben gedreht. „Was höre ich da? Tod in der Sauna? Kein Messer am Tatort?“
    Herr Schweitzer klärte ihn über die Messerstiche auf. Das mit der Vermisstenanzeige verschwieg er.
    Fünf Minuten später hatte er einen Termin als Journalist in der Tasche. Auch Disco-Betreiber lieben kostenlose Reklame.

Affen im Käfig
    Von Maria hatte er sich die Canon ausgeliehen. Außerdem hatte sich Herr Schweitzer in Schale geworfen. Jeans, weißes kurzärmeliges Hemd und Turnschuhe. So hipp durch die Gegend zu turnen wie die jungen Leute würde spätestens an seiner grau melierten Haarpracht scheitern. Auch generell hatte sich inzwischen zu viel Staub auf seine Schultern gelegt, als dass selbst der allerbeste Maskenbildner aus ihm noch einen juvenilen Disco-Gänger hätte zaubern können. Saturday-night-fever – so was lebte er inzwischen gediegen im Weinfaß aus. Wenn überhaupt. Männer seines Alters waren entweder schon tot oder auf dem Weg dorthin. Ergo wollte sich Herr Schweitzer als das ausgeben, was er auch war, zumindest temporär: ein seriöser Journalist.
    Vor zehn brauchst du da erst gar nicht anzutanzen, hatte ihmFelix mit auf den Weg gegeben. Da er nicht vorhatte zu trinken, war er mit seinem weißen Twingo gekommen. Jetzt war es elf.
    Der Herr ist mein Hirte, sagte er sich, als er forschen Schrittes an der Warteschlange vorbei auf die Türsteher mit den finsteren Physiognomien zuging. Es waren zwar andere als beim letzten Mal, aber der ausdruckslose wie vorgeblich obercoole Gesichtsausdruck gehörte wohl zur Berufskleidung wie das schwarze Muskel-Shirt und die furchteinflößenden Schlangen-Tattoos. Kaum erwähnenswert, dass es dafür im Kopf ein wenig haperte.
    „Presse“, sagte Herr Schweitzer bestimmt, „man erwartet mich.“ Die Kamera baumelte unübersehbar vor seiner Brust.
    „Wir wissen Bescheid“, knurrte es ihm entgegen.
    Dann war er im Allerheiligsten. Und mächtig beeindruckt. Wow, dachte Herr Schweitzer, so etwas hatte er nun wirklich noch nie gesehen. Früher, zu seiner Zeit, in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts also, war Disco schon, wenn eine um sich selbst rotierende Spiegelkugel von der Decke hing und ein paar bunte Blitze durch die Gegend zuckten. Spontan fielen ihm ABBA, Stones und Kraftwerk ein. Aber das hier, das war eindeutig eine ganz andere Welt. Ach was, ein unbekanntes neuartiges Universum. Alles mattschwarz oder silbrig glänzend. Von der Decke hingen Boxen so groß wie halbe Schiffscontainer. Über der strafraumgroßen Tanzfläche zog sich eine Galerie über drei Seiten. Geräumige Wendeltreppen führten nach oben. Zwei Käfige standen auf einem Podest erhöht in der Mitte. Bronzefarbene Körper – einer männlich, der andere weiblich – bewegten sich quasi unbekleidet im Rhythmus der Beats. Zuckende Blitze auch hier. Doch viel schneller als damals zu Herrn Schweitzers Epoche. Doppelt, nein, vier bis acht Mal so schnell – Kinder, Kinder, wie die Zeit vergeht. Sein Kopf hatte bereits zu zucken begonnen. Tauben liefen auch so rum. Paarweise zu tanzen war anscheinend ein Tabu. Geballte Fäuste durchschnitten die Luft im Takt. Bumm-bumm-bumm. Klitschnass klebten die

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