Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
gerne ein Foto, wenn du das einrichten könntest. So einen Bembel in Orange sieht man auch nicht alle Tage.“
„Machen wir sowieso. Fotos von außergewöhnlichen Kundenwünschen. Du kriegst ’nen Abzug, versprochen. Und vielleicht wird das künftig ja auch der Renner. Bembel in Rosa, Bembel in Hellblau; je nachdem, was bei der Geburt so rauskommt. Muss ich unbedingt Moni vorschlagen. Man muss der Konkurrenz nämlich immer einen Schritt voraus sein.“ Adam nickte geflissentlich und gratulierte sich zu seiner grandiosen Idee.
„Klar doch. Und dann kommen auch noch welche in Silber und Gold auf den Markt. Für Hochzeitsjubiläen.“ Herr Schweitzer tippte sich an die Stirn.
Adam jedoch fand die Anregung großartig. „Mensch, Simon, hast du nicht Lust, als Marketing-Stratege bei uns anzufangen?“ Er hatte bereits nach Block und Stift gegriffen und mit den Notizen begonnen.
Als er damit fertig war, zog er eine Zigarette aus der Packung und ging vor die Tür.
Herr Schweitzer folgte ihm. „Du rauchst zu viel.“
„Ich kann nichts dafür, erst die Zigarette
danach
hat mich zum Kettenraucher gemacht.“ Er schmunzelte.
Sauberkeit und Ordnung gingen Felix Melibocus völlig ab. Obendrein hockte er in einer speckigen, unten ausgefransten, blauen Trainingshose rittlings auf einem Holzstuhl Marke Sperrmüll und las seine eigene Stadtteilzeitung. Auf dem Schreibtisch stapelte sich Papierkram. Ein System war nicht zu erkennen. Zumindest nicht für Außenstehende wie Herrn Schweitzer.
„Du hattest doch mal so ein junges Mädel hier, die den Laden auf Vordermann gebracht hat. Wo ist die?“, begrüßte er Felix.
„Hat was Besseres gefunden. Die Bezahlung beim Käsblättche ist, gelinde ausgedrückt, katastrophal.“
Einen optimaleren Einstieg hätte es für Herrn Schweitzer kaum geben können. „Das trifft sich ausgezeichnet, mein Freund. Reicht es, wenn du die Story über die gnadenlos angesagte Druckkammer bis Freitag auf dem Tisch liegen hast? Der Urheber würde selbstverständlich keinerlei Honorar einfordern.“
Der Chefredakteur, Journalist und Kaffeebeauftragte in Personalunion verstand weniger als Bahnhof. Er musterte Herrn Schweitzer von oben bis unten und fragte sich, welche Modedrogen denn Grund für dessen kryptisches Dummgebabbel sein könnten.
Der Sachsenhäuser Detektiv: „Das grundsätzliche Problem vom Käsblättche ist, dass deine Zielgruppe dermaßen überaltert ist, die können die Druckbuchstaben doch allenfalls noch mit einer Speziallupe dechiffrieren.“
Melibocus tippte auf mexikanische Pilze.
„Du musst mehr junges Publikum ansprechen. Oder glaubst du vielleicht, die interessiert dein Gefasel über Geflügelzuchtvereine und Kegelclubs?“
„Was willst du? Einen Kaffee? Sag’s doch gleich und rede nicht so geschwollen daher.“ Er machte Anstalten aufzustehen.
„Bleib sitzen. Ich hab schon so viel Koffein intus, damit kriegst du eine Horde Faultiere zum Breakdancen.“
„Aha, du bist also auf Speed. Dann vielleicht einen Schnaps zum Runterkommen. Ich hätte da einen …“ Wieder wollte sich Melibocus erheben.
Und wurde von Herrn Schweitzer mit einem freundschaftlichen Druck auf die Schulter daran gehindert. „Hörst du mir überhaupt zu? Ich sagte Druckkammer und junge Leserschaft, die es zu erobern gilt.“
So langsam dämmerte es Felix. „Verstehe. Du brauchst vonmir einen offiziellen Auftrag, damit du dort ein wenig rumschnüffeln kannst, stimmt’s? Die lassen dich alten Sack da nämlich nicht rein. Und zum Dank schreibst du mir einen Bericht über diesen angesagten Disco-Tempel. Ist das korrekt so?“
„Bingo! Das hat aber gedauert. Und nur so nebenbei: Ein bisschen mehr Pep täte deinem Blättchen echt gut.“ Herr Schweitzer rieb sich erwartungsfroh die Hände.
„Momentan läuft das Blättchen aber wie geschmiert. Monis Schrumpelleiche. Hast du schon meinen neuesten Bericht gelesen?“, fragte Melibocus und reichte seinem Freund die aktuelle Ausgabe.
Herr Schweitzer überflog die Headline.
Ofen-Leiche noch immer nicht identifiziert
. Darunter:
War es ein Beziehungsdrama?
„Wie kommst du auf so einen Quatsch? Beziehungsdrama …“
„Statistiken. Schon mal was gehört von? Damit bist du fast immer auf der richtigen Seite, Kumpel.“
Herr Schweitzer winkte ab. „Geh fort. Das sind doch alles nur Vermutungen. Außerdem wird die Schrumpelleiche irgendwann einmal zum Schnee von gestern. Dann brauchst du eh neuen Stoff. Also, wie sieht’s aus?“
„Na gut.
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