Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Schmidt-Schmitt.
„Simon, du hier?“, wurde er vom Oberkommissar begrüßt.
Jetzt war Eile geboten, nicht dass Detlef noch auf dumme Gedanken kam. Herr Schweitzer: „Hab ich dir doch erzählt. Ich mach fürs Käsblättche die Reportage über angesagte Frankfurter Discos. Aber warum seid ihr hier? Mal die Sau rauslassen, gelle?!“
Detlef war sichtlich verunsichert. „Äh, nein. Die zwei Herren sind von der Kripo. Einer unserer Stammgäste ist in irgendwas verwickelt, wenn ich das richtig kapiert habe.“
„Völlig richtig“, bestätigte Hajo.
Und auch sein Kumpel Mischa hatte die Situation sofort erkannt. „Hab schon gehört. Melibocus will sein Blatt runderneuern. Gut, dass du das machen sollst. Ich kenne keinen Pressefuzzi weit und breit, dessen Fingerchen näher am Puls der Zeit sind als deine.“ Kein Hauch von Sarkasmus war in seiner Mimik abzulesen. Astreine Vorstellung.
Und Detlef musterte Herrn Schweitzer abermals. Von wegen Zeitgeist musste er wohl oder übel irgendwas übersehen haben. Er kam aber nicht drauf.
Hajo: „Magst du auch was trinken? Ich geb einen aus.“
„Ja gerne. Eine Cola, bin mit dem Wagen hier.“
„Na dann“, Detlefs Stimme war von Unsicherheit geprägt, „lass ich euch jetzt alleine. Simon, du kommst klar? Wenn was ist oder du noch Fragen hast, ich bin oben. Mach Fotos, wo und so viele du benötigst. Die Angestellten wissen Bescheid.“
„Knackiger Arsch. Dein neuer Freund?“, scherzte der Oberkommissar, als von Detlef nichts mehr zu sehen war.
„Das ist nicht mein Freund, Blödmann“, protestierte Herr Schweitzer.
Isabell Sand servierte ihm die Cola. Viel Eis mit Zitrone, aufgepeppt mit einem kleinen rosa Sonnenschirm aus Papier, wie man es von italienischen Eiscafés kennt.
Herr Schweitzer sah, wie sie Hajo acht Euro auf dem Deckel notierte. Ganz schön happig, dachte er. Nur gut, dass ich mich bezüglich Stammkneipen auf das Weinfaß und einige Ebbelwoi-Lokale beschränke. Discos wie die Druckkammer würden mich über kurz oder lang in den Ruin treiben.
„Was ist eigentlich mit eurer Vermisstenanzeige? Hat die was ergeben?“, fragte er betont beiläufig.
„Sieht gut aus“, antwortete Hajo. „Die Leiche ist höchstwahrscheinlich französisch. Die machen gerade die letzten Tests zur Absicherung. Wäre ja doof, den Angehörigen einen falschen Todesfall zu melden.“
„Französisch?“
Der Oberkommissar: „Yeap. Aus Paris. Sohn reicher Eltern. Ratzefummel-Imperium. Jean sollte hier seine Sprachkenntnisse verfeinern. An der Uni.“
„Ratzefummel-Imperium?“
„Radiergummis. Besser gesagt, Büromaterial aller Art. Vom Aktenordner bis zu exklusiven ergonomischen Bürosesseln bieten die alles an. Clareux heißt die Firma, der Chef auch. Sind aber nur in Frankreich und Belgien aktiv. Firmensitz ist Paris, wie gesagt. Jean war hier übrigens auch Stammgast. Und ganz sicher befreundet mit Sebastian deWitte und vor allem Dora Rutke. Soll aber ein merkwürdiges Beziehungsgeflecht sein. Wer da mit wem, keiner hat diesbezüglich so richtig den Durchblick.“ Schmidt-Schmitt deutete mit dem Kopf Richtung Tresen. „Hat uns Isabell Sand verraten.“
Hajo übernahm: „Und Sebastian wurde ziemlich sicher von Mittwoch auf Donnerstag das letzte Mal hier gesichtet.“
Schmidt-Schmitt: „Exakt. Kann man nämlich anhand der in die Kassen eingegebenen Preise eruieren. Sebastian ist nämlich der Einzige, der hier Cointreau säuft. Der Chef hat das Gesöff extra wegen ihm ins Angebot genommen. Und Sebastian hat sogar eine eigene VIP-Kundenkarte. Zahlt immer 500 Euro und sein Cointreau wird davon abgebucht. Wenn die Kohle aufgebraucht ist, wird nachgeladen.“
Offenbar hatte Isabell Sand mitgehört, denn sie legte die Karte auf den Tresen. „Hier, die letzte Abbuchung. Donnerstag früh um 4 Uhr 27. Und zwei Wochen davor hat Sebastian hier im großen Kreis seinen Geburtstag gefeiert. Jeder zweite Gast hat ihm eine Flasche seines Lieblingsgetränks mitgebracht.“
„Soso“, brachte Herr Schweitzer das Gesagte auf den Punkt, „dann braucht ihr deWitte ja bloß noch verhaften. Mord aus Eifersucht, wenn ihr mich fragt.“
„Manchmal ist das Leben einfacher, als man denkt“, sinnierte Hajo und nahm einen Schluck Bier.
„Oder der Tod“, gab der Oberkommissar zu bedenken.
„Tja, jetzt muss uns Dora Rutke nur noch erzählen, wo Sebastian sich versteckt hält. Die ist nämlich auch hier“, verriet Hajo.
Herr Schweitzer: „Echt? Wo?“ Gerne würde er mal
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