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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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einen Blick auf diese durchgeknallte Person werfen. Vielleicht wäre ja doch eine Verwandtschaft mit der Bangladesch-Tussi zu erkennen.
    Schmidt-Schmitt: „Tanzt vorne. Kannst du nicht übersehen. Ist die mit dem roten Piratenkopftuch.“
    Hajo fügte Zunge schnalzend hinzu: „Und mit dem Jeans-Minirock. Super Beine. Enden dort, wo Fantasie gewöhnlich anfängt.“
    „Prima“, sagte Herr Schweitzer. „Ich muss eh noch ein paar Fotos schießen.“ Und war auch schon durch die Schwingtür.
    Sofort entdeckte er Dora im Pulk der Tanzenden. Er schwenkte nach links, damit er noch die zwei Käfige im Visier hatte. Herr Schweitzer gab sich alle erdenkliche Mühe, wie ein hipper und mit allen Wassern gewaschener Presse-Fotograf zu erscheinen. Nurnicht so geschmeidig halt. Als der erste Blitz das Gehäuse verließ, wurde er von einem Rausch erfasst. Wie Kinder nach ihrer ersten Achterbahnfahrt. Aufhören ging nicht. Zum Glück waren diese modernen Dinger digital, sonst hätte noch jemand anmerken können, dass der Film vor lauter Knipserei doch schon voll sei. Dora Rutke indes tanzte wie ein Derwisch übers Parkett. Sie schien in Trance zu sein. Aber dahin wollen Derwische ja auch.
    Irgendwann hatte Herr Schweitzer genug. Zum Schein machte er noch ein paar Aufnahmen vom Thekenbereich und der Galerie. Das monotone Bumm-bumm-bumm war bis in seine letzten Kapillaren vorgedrungen. Tänzelnd und zuckend ging er wieder nach nebenan.
    Der Oberkommissar: „Und? Hast du Dora im Kasten?“
    Herr Schweitzer drückte Knöpfchen, wie es seine Liebste ihm beigebracht hatte. Doch Personen waren als solche nicht zu erkennen. Nur Schatten und Blitze. Auf jedem Bild dasselbe. Schatten und Blitze.
    Kommentar vom Oberkommissar: „Ich weiß nicht. Wenn Felix die im Blättche bringt … Sieht aus wie ein Gemälde von der Documenta. Nicht mal der Künstler selbst weiß, war er da verzapft hat.“
    „Hm. Ja. Seltsam. Vielleicht hätte ich eine andere Belichtung nehmen sollen. Aber Maria hat doch gesagt, ich brauch nix einzustellen. Alles automatisch und so.“
    „Automatisch ist bei dir nur das Einschlafen, sobald du liegst“, witzelte Schmidt-Schmitt.
    Da er aber um die Profi-CD von Detlef wusste, wechselte Herr Schweitzer schnell das Thema. „Warum lasst ihr die Dora eigentlich nicht beschatten? Die könnte euch doch direkt zum Sebastian führen.“
    „Was hab ich dir gesagt?“, wandte sich der Oberkommissar an seinen Assistenten. „Ein durch und durch schlauer Kopf, unser Simon.“
    Und zu Herrn Schweitzer: „Was glaubst du, was wir machen?Zwei unserer besten Tanz-Bullen grooven da vorne rum und lassen die Rutke nicht aus den Augen.“
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Halb eins. „So spät schon.“
    Hajo: „Das ist nicht spät, das ist noch früh. Die Zeiten haben sich geändert. Die Jugend von heute geht erst dann ins Bett, wenn andere schon längst ihre Frühstückspause hinter sich haben. Und Blümchensex ist auch nicht mehr.“
    Herr Schweitzer überlegte, was Blümchensex wohl sein mochte. Hatte er selbst schon Blümchensex gehabt?
    Egal. Er jedenfalls war inzwischen vor Müdigkeit benommen. Mühsam unterdrückte er ein Gähnen und trank sein Glas leer. „Ich geh dann mal. Tschüssi. Und danke für die Cola.“ Dann zwitscherte er ab.
    Seinen Twingo hatte er in der Einfahrt des Autohauses geparkt. Er stieg ein. Der Wagen stand mit der Schnauze zum Hof. Gerade als Herr Schweitzer im Begriff war, die Scheinwerfer einzuschalten, nahm er eine Bewegung circa fünfzehn Meter vor sich hinter einem dort geparkten Lieferwagen wahr. Er hielt sofort inne, denn Minirock und rotes Piratenkopftuch waren unschwer einzuordnen. Dora Rutke. Schau einer an. Was treibt die da? Er griff nach seiner Kamera und wollte gerade abdrücken, als ihm klar wurde, dass ja der Blitz automatisch aktiviert werden würde. Abschalten konnte er ihn nicht, er wusste nicht, wie. Er drückte sich in den Sitz.
    Eine Minute später marschierte Dora Rutke mit entrücktem Blick an ihm vorbei. Unmittelbar darauf erschien eine männliche Person in derselben Altersklasse auf der Bildfläche und passierte ebenfalls seinen Twingo, ohne ihn zu sichten. Wäre Herrn Schweitzer die Aufgabe zugeteilt gewesen, den Prototyp eines Dealers zu zeichnen, hätte er es nicht besser treffen können. Fehlte nur noch ein kleines Plastikschild in Brusthöhe mit der Aufschrift
Drogen aller Art zu günstigen Preisen
. Er erinnerte sich an Schmidt-Schmitts Worte, Doras

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