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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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friedlich schlummern kann. Was will man mehr?! Gute Nacht, Maria.“
    „Gute Nacht, Simon.“

Aufgeklärtes Verbrechen – falsch gedacht
    Um neun Uhr erhielt Herr Schweitzer eine SMS, ob er schon auf sei.
    War er aber nicht. Um genau zu sein, war er noch niemals in seinem ganzen Leben vorm Wachwerden aufgestanden. Ergo blieb die Nachricht unbeantwortet. Vorerst.
    Viertel nach zwölf war’s dann so weit. Herr Schweitzer entdeckte die Nachricht und rief den Absender an.
    „Gift.“ Nur dieses eine Wort und Schmidt-Schmitts Stimme.
    „Gift?“
    „Gift.“
    „Von was redest du, Mischa?“
    „Von Gift.“ Er hörte sich heiser an.
    „Das habe ich verstanden. Was ist mit Gift? Hast du welches genommen? Sollst du doch nicht. Das Zeug ist doch giftig.“
    „Sebastian deWitte wurde vergiftet, verstehst du?“
    Nein, tat er nicht. Herr Schweitzer musste sich erst sammeln. Zerstreut strich er über seine verwuschelten Haare. „Kein Selbstmord?“, fragte er, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte.
    „Macht keinen Sinn. Wenn ich meinen Nebenbuhler erfolgreich um die Ecke gebracht habe, gehe ich feiern und nicht suiziden.“
    „Suiziden. Schönes Wort. Gibt’s das überhaupt?“ Herr Schweitzer wusste es nicht.
    „Logo. Mord – morden. Tot – töten. Folglich: Suizid – suiziden. Auch wenn’s ein Verb ist, das man nur einmal im Leben ausführen kann. Schöne Scheiße, das.“ Der Oberkommissar war hörbar missgelaunt.
    „Das heißt?“
    „Wir stehen wieder am Anfang. Jetzt suchen wir entweder einen Doppelmörder oder, falls deWitte den Clareux tatsächlich umgebracht hat, jemanden, der Sebastian auf dem Gewissen hat. Schöne Scheiße, das.“
    Mischa wiederholt sich, dachte Herr Schweitzer. „Tja, es ist, wie’s ist.“
    „Stimmt, ansonsten wär’s ja anders“, ergänzte der Oberkommissar philosophisch. „Nun dürfen wir die ganze Clique ins Präsidium zitieren und einen nach dem anderen auf den Zahn fühlen. Und hoffen, dass sich irgendwer in Widersprüche verwickelt. Der Oberstaatsanwalt ist stinksauer. Am besten, ich lese die nächsten Tage keine Zeitungen. Was da drin steht, kannst du dir an deinen fünf Fingern ausrechnen. So, ich muss hier weitermachen, ich wollte dir nur kurz Bescheid geben.“ Er legte auf.
    Noch eine ganze Weile starrte Herr Schweitzer sein Handy an. Dann schenkte er sich Kaffee nach. Noch mal von vorne das Ganze, dachte er, wie ein Hamster im Rad. Jetzt erst merkte er, dass Schmidt-Schmitt ihm gar nicht erzählt hatte, mit welchem Gift Sebastian ins Jenseits geschickt worden war. Nicht dass er sich für einen ausgemachten Experten auf diesem Gebiet hielt, aber interessieren würde es ihn schon. Herr Schweitzer überlegte, zu welchem Gift er persönlich Zugang hätte, falls er mal schnell einen abmurksen musste. Weit kam er nicht. Rattengift war das Einzige, was ihm hierzu einfiel. Aber ob das für einen Menschen reichte, entzog sich seiner Kenntnis.
    Ohne Eile zog er seine Arbeitsklamotten an. Bis Maria aus der Kleinmarkthalle zurückkam, wollte er sich mit den Dachrinnen beschäftigen. Eine kontemplative Tätigkeit, bei der man seine Gedanken ordnen konnte. Außerdem war es gerade ein wenig bewölkt, das wollte Herr Schweitzer ausnutzen. Die nächsten Tage sollten wieder tropisch heiß werden, mit Temperaturen um die 35 Grad.
    Das komplette Wochenende zog ins Land ohne Nachricht von Mischa. Herr Schweitzer war gar nicht mal böse darum. Was hätte er auch tun können?, überlegte er. Die werden sich jetzt wahrscheinlich auf Sebastians und Jeans Freunde einschießen. Und, wenn alles gut geht, demnächst einen Doppel- oder Einfachmörder verhaften. Einfachmörder – wie das klingt. Als ob ein Mord einfach wäre.
    Und die Vorhersage vom Wetterdienst aus Offenbach traf auchvoll zu. Das muss auch mal gesagt werden. Nicht immer nur lästern. 35 Grad und gefühlte 100 Prozent Luftfeuchtigkeit.
    Wen wundert’s also, dass es sich Herr Schweitzer am Montag wieder einmal in Marias Atriumgarten gemütlich machte – einen Eimer Wasser mit Eiswürfeln neben der Hängematte, in den er alle paar Minuten einen Waschlappen tauchte, um sich damit einzureiben – und über die Vergänglichkeit des irdischen Lebens sinnierte. Genauer gesagt, über den Tod der beiden Rivalen Sebastian deWitte und Jean Clareux. So jung und schon tot. Möglicherweise gemeuchelt von einem Dritten im Bunde, der ebenfalls ein Auge auf Dora Rutke geworfen hatte. Oder von wem zum Kuckuck auch immer. Alles

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