Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
bisschen Sport und gut essen, bevor’s in die Druckkammer geht. Die haben auch ein Gartenrestaurant unten am Main. Unser erster Gedanke war, du könntest dich dort zum Rudern anmelden und nebenbei die Ohren ein wenig offenhalten.“
„Rudern? Ich?“ Die Empörung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Das war nur so ein Schnellschuss von Hajo. Ich habe ihn dann darüber aufgeklärt, was mit einem engen, kleinen, schmächtigen, fragilen Ruderboot passiert, wenn du dich da reinplumpsen lässt.“ Auch Schmidt-Schmitt konnte einem Breitmaulfrosch verdammt ähnlich sehen.
„Ich habe schon in einem Ruderboot gesessen, der Herr“, erwiderte er nicht ohne Stolz. In Wirklichkeit war es aber ein Kanu gewesen. Über den Unterschied zwischen Paddel und Ruder hatte er, die Anti-Sportskanone, noch nie einen Gedanken verschwendet.
„Die Dinger, die du meinst, heißen Ozeanriesen. Und die Titanic wäre mit dir nie und nimmer untergegangen und würdenoch heute über die Weltmeere schippern. Das ist Physik. Gewinner ist stets der mit der größeren Masse.“
„Ihr Krokant-Becher. Wohl bekomm’s.“ Diesmal besah sich Herr Schweitzer die Dame ganz genau. Ein Wiedererkennen gab es trotzdem nicht. Merkwürdig, merkwürdig.
„Also, pass uff“, nahm der Oberkommissar den Gesprächsfaden wieder auf, „wir dachten uns, du und Maria, als Pärchen seid ihr unauffälliger, ihr könnt ja dort abends ein paar Mal essen gehen. Du wirst von uns mit einem kleinen Richtmikrofon plus Mikro-Kamera ausgestattet, das hat eine Reichweite von maximal acht bis zehn Metern. Also am besten am Nebentisch.“
„Ist das denn erlaubt?“
„Erlaubt, pfft. Sind Joints erlaubt? Ist Ecstasy erlaubt?“
„Ja, ja, schon gut, verstehe. Aber als Beweismittel gilt’s trotzdem nicht, stimmt’s oder hab ich Recht?“
„Richtig. Aber irgendwie müssen wir uns ja einen Überblick verschaffen. So aalglatt wie diese verwöhnten Geld-Kids nun mal sind. Und, bist du dabei?“
„Warum macht ihr das nicht selbst?“
„Vergiss es, die riechen Bullen zehn Meilen gegen den Wind.“
„Nein, die erkennen sie an ihren Lederjacken“, entgegnete Herr Schweitzer süffisant.
Der Oberkommissar besah seine Jacke, als wüsste er nicht, wer sie ihm angezogen hatte. Trotzdem kam er nicht drauf, was Herrn Schweitzers Bemerkung sollte. „Aber Lederjacken sind doch was ganz Normales.“
„Nicht bei diesem Wetter, du Profi. Guck dich doch mal um, kein Mensch trägt bei diesem Wetter überhaupt eine Jacke, allenfalls mal eine leichte aus Seide oder Baumwolle.“
Schmidt-Schmitt schaute sich tatsächlich um. Mit einem Blick, als sei er gerade erst gelandet. Abflughafen: Mars.
Herr Schweitzer: „Ich weiß. Mir ist schon klar, dass man Knarren, Handschellen, Funkgeräte, und was ihr noch so alles mit euch rumschleppen müsst, am besten unter Lederjacken verbergen kann.Alternativ müsstet ihr sonst ja mit schwuchteligen Handtaschen rumlaufen.“ Er grinste bei dieser Vorstellung. „Das würde dem Bild von knallharten Typen auf Verbrecherjagd aber ganz massiv widersprechen, hihi.“ Rache ist süß. Es war die Rache für den Ozeanriesen.
Doch Mischa nahm das Problem wohl sehr ernst. „Hm, ich glaube … ich glaube, so ganz Unrecht …“, stammelte Schmidt-Schmitt. Er schlug die Jacke zurück und betrachtete versonnen die baumelnden Handschellen. „Ich werde das mal zur Sprache bringen müssen. Gerade im Hochsommer sollten wir uns was anderes einfallen lassen.“
„Und wenn ihr schon mal dabei seid, es müssen auch nicht immer Turnschuhe sein.“
Schmidt-Schmitt blickte nach unten. „Komisch. Gut, dass das mal ein Außenstehender sagt. Man selbst ist ja betriebsblind.“
„Gern geschehen. Es ist mir stets ein Vergnügen, den Polizeiapparat zu revolutionieren.“ Dann widmete sich Herr Schweitzer seinem zweiten Eis.
Während er es genüsslich auf der Zunge zergehen ließ, übergab ihm sein Kumpel einen dunkelroten Leitz-Ordner, dessen Ränder Eselsohren zierten. „Hier, für dich. Da drinnen sind Fotos und Namen. Die ersten fünf gehören zum inneren Kreis der Clique. Die restlichen sind Mitläufer, die nur sporadisch am Gruppenleben teilnehmen. Aber alle sind Mitglieder bei Anglo-Sports. Ist ausführlich beschrieben. Schau sie dir genau an, nicht dass du dir die Falschen vorknöpfst.“
„Prima. Wann soll ich heute dort aufkreuzen?“
„Heute gar nicht. Heute haben die nämlich Ruhetag in der Gaststätte. Morgen wieder.“
Das passte Herrn
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