Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Dinge, mit denen sich die Kripo rumschlagen durfte, während er die Energie der Sonne in sich speicherte. Energie war immer gut, dachte Herr Schweitzer, wer weiß, wozu man sie noch brauchen konnte. Und sei es bloß für einen Spaziergang runter ins Weinfaß oder in eines seiner bevorzugten Ebbelwoi-Lokale. Dass die Medien bislang von deWittes Gifttod nichts gebracht hatten, war gar nicht mal so unlogisch, fand er. So konnten sie in aller Ruhe ermitteln, ohne gleich die Hühner aufzuscheuchen. Gerne hätte er gewusst, welches Gift zum Einsatz gekommen war. Aber er verkniff es sich, seinen Kumpel Schmidt-Schmitt zu kontaktieren. Man könnte sonst noch auf die Idee kommen, er sei sensationslüstern wie ein bescheuerter Gaffer. Herr Schweitzer griff nach dem Seil und zog daran, um sich wenigstens indirekt zu bewegen, indem er die Hängematte zum Schaukeln brachte.
Nebeneffekt: Er schlummerte ein.
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Wie er sich so mit der Zunge über die Lippen fuhr, konnte man meinen, er träume gerade von einer leckeren Mahlzeit. Einem großen Jägerschnitzel mit Bratkartoffeln und Salat zum Beispiel.Als dann auch noch Maria einen Telefonhörer zu Herrn Schweitzer an die Hängematte brachte, war das Bild eines Großgrundbesitzers mit unzähligen Hausangestellten perfekt. Fehlte nur, dass er das Küchenmädchen mit einer lässigen Handbewegung verscheuchte. Nein, er habe gerade keine Zeit mit dem Präsidenten zu plaudern, er sei gedanklich damit beschäftigt, die Börse vor dem unvermeidlichen Crash zu bewahren. Oder die nächste Panzerlieferung an die Saudis zu koordinieren. Soweit der trügerische Schein.
Das wirkliche Leben sah jedoch anders aus.
Maria mit lauter und energischer Stimme, denn sie sah sich ganz und gar nicht als Herrn Schweitzers subordinierte Sekretärin: „Hey, Faulpelz, aufwachen, aber ein bisschen dalli. Irgendwann wird die Hängematte reißen, ich kann mir nicht vorstellen, dass die für solche Dauerbelastungen konzipiert wurde. Mischa will was von dir.“
„Mischa?“
„Der Herr Oberkommissar, um deine demenziellen Lücken zu schließen.“
Schweren Herzens verabschiedete sich Herr Schweitzer von seinem erträumten Eisbecher als Nachtisch: „Ach, der Mischa. Danke.“
„Bitte sehr, Hoheit. Klingel er einfach, wenn ich James mit dem Cocktail schicken soll.“ Weg war sie.
„Gude, Simon. Sag mal, hast du Lust, die nächsten Abende auf Staatskosten essen zu gehen?“, eröffnete Schmidt-Schmitt direkt und mitten in Herrn Schweitzers Schwachstelle hinein.
Was war denn das für eine saublöde Frage? Halt! Stopp! Eine Fangfrage möglicherweise? „Du meinst nicht zufällig vegetarisch?“
„Simon! Ich bitte dich, würdest du mir so eine niederträchtige Gemeinheit zutrauen?“
Ja, würde er.
„Aber, Mischa, natürlich nicht. Wir sind doch Freunde.“
„Gut. Das war nämlich ernst gemeint. Natürlich müsstest du ein bisschen was für den Staat tun. Die Idee stammt nicht von mir. Nicht direkt jedenfalls. Unser Chef hat die Sache schon abgesegnet. Na, wie sieht’s aus? Ich habe mir übrigens schon auf deren Homepage die Speisekarte angeschaut. Gulaschsuppe, Züricher Geschnetzeltes, allerlei Frankfurter Spezialitäten, Rote Grütze mit …“
„Ist ja schon gut“, unterbrach Herr Schweitzer. Sein knurrender Bauch hatte ihm während der Aufzählung der Leckereien schon mal die Serviette zum Umbinden gereicht. „Wann und wo treffen wir uns?“
„Sofort, wenn du willst. Ich sitze gerade im Eissalon am Lokalbahnhof und schaufle einen Krokant-Becher in mich rein.“
„Bestell mir auch einen. Ich nehme das Auto.“ Kam er doch noch zu seinem Eisbecher. Wenn Träume wahr werden.
Zu Maria: „Schatz, du kannst James und den anderen für den Rest des Tages frei geben. Ich muss mich dringend mit Mischa treffen.“
Er gab ihr einen Kuss und machte sich vom Acker. Seine Lebenssäfte zirkulierten wieder. Maria schaute ihm nach und schüttelte den Kopf.
Aconitum napellus – Blauer Eisenhut
Die äußere Eisschicht des Krokant-Bechers war an den Rändern bereits ein wenig geschmolzen, als Herr Schweitzer Platz nahm. So mochte er es am liebsten. Fast schon liebevoll strich er das köstliche Eis samt Sahne, Krokant und Schokoladensauce auf seinen Löffel und von dort in den Mund. Mit geschlossenen Augen: „Hm, ist das fein. Geht der auch schon auf Staatskosten?“
„Nee, auf mich. Aber nur der eine, ich sag’s dir lieber gleich.“
„Gut. Also, babbel.“
„Die
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