Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
willst. Aber jetzt mal im Ernst, was sollte der Krach vorhin?“
Herr Schweitzer reagierte vortrefflich: „Och, eigentlich ganz simpel, die Sache. Bin durchs Fenster da oben rein“, leger deutete er mit dem Daumen hinter sich, „nur rauskommen war ein bisschen schwieriger. Habe aber von oben ein paar Kisten durchs Fenster entdeckt und mir gedacht, wenn ich die einfach übereinanderstapele, bin ich ruckzuck wieder draußen. Keine große Sache, das. Fünf Minuten vielleicht, mehr nicht.“
Okay, er hatte ein wenig untertrieben, aber wer wird sich denn an Kleinigkeiten reiben?
Funkal: „Und so generell? Ich meine, was treibt dich um diese Zeit hierher?“
„Och, ich hatte so einen Verdacht.“
„Soso. Das kannst du jetzt ja den Großen erzählen. Die kommen da nämlich schon.“ Funkal blickte zur Ausfahrt.
Eine Stunde später war das Tor aufgebrochen und reichlich Flutlicht tunkte die Halle in gleißendes Licht. Männer in weißen Overallsuntersuchten akribisch jeden Quadratzentimeter. Herrn Schweitzers Fingerabdrücke wurden des Ausschlussverfahrens wegen noch an Ort und Stelle in so ein komisches neumodisches Gerät gescannt.
Oberkommissar Schmidt-Schmitt, gerade vom Fundort der Leiche nach draußen geschlendert: „Na, Simon, alles klar?! Da guckst du, gelle. Nix mehr von wegen Fingerabdrücke mit Stempelkissen und so.“ Er legte ihm den Arm auf die Schulter. „Die Leiche da drinnen …“
Herr Schweitzer: „Tot. Ich weiß.“
„Ja, das auch. Du kannst aber auch Sebastian deWitte zu ihr sagen.“
„Ist er’s wirklich? Armer Kerl. Wisst ihr schon, wie lange …“
„Vorläufige Schätzung unseres Spezialisten: circa eine Woche.“
„Wie die Schrumpelleiche“, schlussfolgerte Herr Schweitzer. „Dann wird er wohl kaum der Mörder von diesem Franzosen sein.“
„Jean Clareux. Nein, wohl kaum. Das heißt aber auch, dass wir wieder am Anfang stehen. Es sei denn, das da hinten war gar kein Mord.“
„Was sonst?“
„Nun, in der Badewanne haben wir eventuell einige Kotzbrocken sichergestellt. Muss noch ins Labor. Alkoholvergiftung passt momentan auch ins Bild.“
„Oder in Verbindung mit anderen Drogen“, schlug Herr Schweitzer vor. „Was man so hört, soll die ganze Bande recht feiersüchtig gewesen sein. Partys ohne Ende. Und immer was zum Reinpfeifen.“
Inzwischen hatte sich Hajo zu ihnen gesellt. Er sagte: „So einen Raum hatten wir früher auch. Von dem die Eltern nichts wussten. War ein verlassener Bauernhof, den wir notdürftig wieder hergerichtet hatten. Und eine kleine erstklassige Marihuanaplantage, bis die blöden Bullen alles plattgemacht haben.“ Hajo grinste. „Waren das Zeiten! Schade, dass das alles hinter uns liegt und niemals wiederkommt.“
Herr Schweitzer schielte zum Oberkommissar, ob der vielleichtAnstalten machte, von seiner Gartenhütte, den gelegentlichen Joints und Besäufnissen zu erzählen.
Doch Schmidt-Schmitt kryptisch: „Hajo, wenn das alles hier vorüber ist, sprich mich doch noch mal drauf an.“
Fragend schaute Hajo Herrn Schweitzer an.
Doch dieser zuckte bloß mit der Schulter: „Wenn das alles hier vorüber ist …“
Der Oberkommissar: „Wie bist du eigentlich auf das Gelände gekommen?“
„Mit meinem Twingo? Steht doch dort. Ich warte nur drauf, dass mir endlich der blöde Streifenwagen den Weg frei macht.“
„Du weißt genau, wie’s gemeint war.“
Herr Schweitzer seufzte schwer. „Ich bin gestern einfach Dora Rutke gefolgt, nachdem ich sie zufällig in einem Café gesehen habe. Dora hat gegen das Tor getrommelt und nach Sebastian gerufen. Da hab ich mir gedacht, guck ich doch mal genauer nach. So einfach war das.“
„Du hättest uns aber auch benachrichtigen können“, tadelte Schmidt-Schmitt.
„Jetzt hab dich nicht so. Wie im Leben hätte ich denn ahnen können, dass Sebastian hier tot rumliegt. Die Rutke hat das doch auch nicht in Erwägung gezogen. Und die hätte die Lage doch am besten einschätzen müssen. Stimmt’s?!“
„Schon recht, hätte sowieso nichts geändert. Ich würde vorschlagen, gehen wir nach Hause, noch eine Runde schlafen. Und in ein paar Stunden sagt uns die Gerichtsmedizin, was hier gelaufen ist. Mit ein bisschen Glück ist der Fall dann abgeschlossen.“ Schmidt-Schmitt gähnte.
Herr Schweitzer ließ sich anstecken. Außerdem hätte er schon längst wieder im Bett sein wollen. Die Nacht war doch länger geworden als veranschlagt. Seine ganze Turnerei steckte ihm auch noch in den Knochen.
Und
Weitere Kostenlose Bücher