Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
sich dann mit Ihrer Abteilung in Verbindung setzen. Ich geh dann mal. Ihr seid ja hier fertig und braucht mich wohl nicht mehr.“
    „Nö, ist klar. Schönen Abend noch.“
    „Danke. Ihnen auch.“
    Mit tausendundeinem Gedanken im Kopf schulterte Herr Schweitzer den Rucksack und begab sich westwärts Richtung Sachsenhausen. Konnte es sein, dass Eifersucht gar nicht die Mordmotive waren? Im internationalen Drogenhandel soll es ja auch recht hoch hergehen, was die Eliminierung unliebsamer Konkurrenz betrifft. Dem Muskelprotz jedenfalls traute er so ziemlich alles zu. Oder dachte er mal wieder in Klischees, nur weil ein tiefergelegter schwarzer BMW das nachgerade klassische Gefährt ambitionierter Verbrecher ist?

Herr Schweitzer außer Gefecht
    Der 23-jährige Australier Ben Lovren, Sohn kroatischer Einwanderer, war gerade mit seinem Fahrrad auf dem Weg zum Campingplatz in Bürgel, wo sein Zelt stand. Sein Reiseführer hatte ihm einen Besuch in Sachsenhausen nahegelegt, was er auch beherzigt hatte. In seinem Magen grummelte es beängstigend. Kein Wunder, hatte er doch auf die sechs Ebbelwoi, im Führer als
Hessian
Nationalgetränk aufgeführt, noch vier Guinness gesetzt. Den Irish Pub hatte er entdeckt, als er eigentlich schon auf dem Heimweg war. Ben war nun schon seit zwei Monaten mit demRad in Europa unterwegs und hatte die Erfahrung gemacht, dass man in von Iren geführten Kneipen stets gute Tipps bekam, was Reiseroute, Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten angingen. Und Irish Pubs hatte es bislang auch zahlreich in Frankreich, Belgien, Holland und Luxemburg gegeben. In einer Postkarte an seine Eltern nach Perth hatte Ben seine bisherigen Stationen augenzwinkernd als
Tour de Irish Pubs
geschildert. Sein nächstes Ziel war Österreich. Er wollte über die Alpen nach Italien. Wenn Hannibal Barkas das konnte, würde er, Ben Lovren, das wohl auch meistern, zumal er keine Kriegselefanten als unnötigen Ballast mit sich führte.
    Prinzipiell hatte Ben keine Schwierigkeiten mit dem in Europa – kleinere unbedeutende Inseln wie Hiddensee (autofrei) und Großbritannien (Linksverkehr) mal ausgenommen – herrschenden Rechtsverkehr. Doch sechs Ebbelwoi und vier Guinness hatten zur Folge, dass erstens Rechts und Links zwei frei interpretierbare Variablen waren. Und zweitens er dringend pissen musste. Ben verlangsamte seine Geschwindigkeit. Mit einem Blick nach hinten und vorne vergewisserte er sich, dass die Personen weit genug entfernt waren, um ungestört seinem Geschäft nachzugehen. Er lehnte sein Fahrrad an einen Baum direkt am Ufer und stellte sich ans Gebüsch.
    Allerdings sind sechs Ebbelwoi und vier Guinness eine ganze Menge an Flüssigkeit, was die Dauer der Pinkelei ziemlich in die Länge zog. Er wollte fertig sein, bevor der Dicke auf seiner Höhe war. Ben wusste nämlich nicht, ob das Urinieren in der Öffentlichkeit in Deutschland unter Strafe stand wie in Singapur. Dort hatte er deswegen nämlich mal eine Nacht in einer Zelle verbringen und obendrein 1.000 Dollar Strafe zahlen müssen. Das wollte sich Ben ersparen, weswegen er gelegentlich nach rechts spähte, von wo der Dicke immer näher kam.
    Ben spähte auch dann nach rechts, als eine männliche Gestalt hinter einem Baum hervorschnellte, dem Dicken mit einem länglichen Gegenstand eins über die Birne zog, sich dessen Rucksackschnappte und die Böschung hinauf zur befestigten Uferstraße floh. Der Dicke indes sackte geräuschlos in sich zusammen. Trotz des alkoholbedingten Nebels ordnete er die Situation sofort richtig ein. Ben beendete das Wasserlassen und schwang sich auf seinen Drahtesel. Wer Europa per Rad erkundet, muss zwangsläufig sehr sportlich sein.
    Beim Dicken angekommen, erkannte er, dass dieser mächtig stöhnte, also noch lebte. Ein anderer Radler aus der entgegengesetzten Richtung blieb kurz darauf ebenfalls stehen. Schnell stand fest, dass hier Rettungswagen und Polizei angefordert werden mussten. Ben schulterte sein Rad und erklomm die Böschung. Mit etwas Glück konnte er die Verfolgung noch aufnehmen.
    Von alledem hatte Herr Schweitzer nichts mitbekommen. Der Schlag auf den Hinterkopf hatte ihn sofort ohnmächtig werden lassen. Zwar sagt eine alte Schulweisheit, leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen – eine Weisheit, mit der Lehrer heutzutage alsbald arbeitslos wären –, allerdings war der Schlag alles andere als leicht gewesen.
    So kam es, dass Herrn Schweitzers momentaner Aufenthaltsort das

Weitere Kostenlose Bücher